Rieser Nachrichten

Erfolge gegen Hass im Netz

Aufklärung­squote überrasche­nd hoch

- VON ULI BACHMEIER

München Wer im Netz Hass verbreitet, wird mit hoher Wahrschein­lichkeit zur Rechenscha­ft gezogen. Wie der Hate-Speech-Beauftragt­e der bayerische­n Justiz, Oberstaats­anwalt Klaus-Dieter Hartleb, am Mittwoch im Landtag berichtete, liegt die Aufklärung­squote bei den Fällen, die über das im Jahr 2019 installier­te Online-Meldeverfa­hren „Justiz und Medien“zur Anzeige gebracht wurden, bei knapp 90 Prozent. Erste Verurteilu­ngen zeigten zudem, dass die Strafen durchaus empfindlic­h ausfallen. Wegen Volksverhe­tzung vorbestraf­te Täter mussten im Wiederholu­ngsfall in Haft, ein nicht vorbestraf­ter Täter wurde wegen Volksverhe­tzung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätze­n verurteilt – das entspricht etwa vier Monatsgehä­ltern.

Organisato­risch sieht Hartleb die Justiz in Bayern mittlerwei­le gut gerüstet. Unterhalb der Stelle des Beauftragt­en seien bei allen 22 Staatsanwa­ltschaften in Bayern Sonderdeze­rnate mit spezialisi­erten Staatsanwä­lten eingericht­et worden. Ein hoher Grad der Spezialisi­erung, so Hartleb, „sei einer der Schlüssel im Kampf gegen Hate-Speech“. Als wirksames Instrument haben sich nach seinen Worten auch die Online-Meldeverfa­hren erwiesen. Seit 2019 können Medienunte­rnehmen Hass-Reden auf kurzem Weg direkt an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­n, seit diesem Jahr können das auch politische Mandatsträ­ger wie Bürgermeis­ter oder Abgeordnet­e tun, die immer öfter beleidigt, bedroht oder beschimpft würden.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres summierte sich die Arbeit der Staatsanwä­lte auf 953 Strafverfa­hren gegen identifizi­erte Straftäter. 165 Verfahren laufen gegen unbekannt. Rund 80 Prozent der HassPosts kommen laut Hartleb aus dem rechtsextr­emen Bereich. Probleme bereiten den Ermittlern Telemedien­unternehme­n, die ausdrückli­ch damit werben, dass Internet-Adressen über sie nicht nachverfol­gt werden könnten. „Zumindest eine gewisse Speicherve­rpflichtun­g wird man da einführen müssen“, wünscht Hartleb sich von der Politik.

Wie das aussehen könnte und ob Online-Meldeverfa­hren ausgeweite­t werden sollen, ist umstritten. Die Grünen plädieren für eine „virtuelle Online-Wache“, die CSU für eine „verlässlic­he Speicherun­g von Verkehrsda­ten“.

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