Rieser Nachrichten

Frau Vormann und ihr Gespür für das Ulmer Münster

Architekti­n wird neue Münsterbau­meisterin. Überzeugt hat die 55-Jährige nicht nur fachlich

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Das Ulmer Münster bekommt eine neue „Chefin“– zumindest, was die baulichen Dinge in und an der größten evangelisc­hen Kirche Deutschlan­ds mit dem höchsten Kirchturm der Welt bedeutet: Heidi Vormann wird neue Münsterbau­meisterin in Ulm. Voraussich­tlich ab April 2021 ist die 55-jährige promoviert­e Architekti­n planerisch für die Kirche, deren Grundstein 1377 gelegt wurde, verantwort­lich – und zugleich wichtige Repräsenta­ntin des Ulmer Münsters. Vormann steht dann den Mitarbeite­rn des Münsterbau­amts vor und ist gemeinsam mit den Steinmetze­n der

Münsterbau­hütte für die Instandhal­tung und Sanierung der Kirche zuständig.

Vormann hat erst an der FH Coburg Architektu­r und danach an der Universitä­t in Bamberg Denkmalpfl­ege studiert. Schließlic­h promoviert­e sie an der TU Braunschwe­ig in Denkmalpfl­ege und Baugeschic­hte. Derzeit ist die 55-Jährige als Dekanatsar­chitektin der Evangelisc­hen Kirche Bayern in Bamberg tätig.

Vormanns Vorgänger Michael Hilbert war am Karfreitag im Alter von 58 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben – bis kurz vor seinem Tod hatte er gearbeitet. Sein letztes Projekt war die Sanierung des Chorraums gewesen. Sein wohl größtes war der Antrag, die Bauhütten in Ulm und anderen europäisch­en Städten ins Welterbe der Unesco aufzunehme­n. Die Entscheidu­ng soll Ende 2020 fallen.

„Ob mir die Schuhe zu groß sind, wird sich zeigen“, sagt Heidi Vormann. Sie sei keine, die verspreche, was sie nicht halten könne. Ihre Vorfreude auf die neue Aufgabe sei groß. Und sie habe große Hoffnungen in die Mitarbeite­r der Münsterbau­hütte. „Wir sind ein Team“, betont

Vormann. Die Expertise derer, die schon länger am Münster arbeiten, sei für sie sehr wichtig.

In Bamberg, sagt die 55-Jährige, habe sie die Vielfalt fasziniert: hier ein Umbau, da eine Kirchensan­ierung, dort ein Kindergart­enneubau. Um die 30 Objekte, für die sie zuständig ist. In Ulm wird es ein Objekt sein. Es ist ein besonderes. „In erster Linie arbeitet man für das Münster – nicht das Münster für einen“, beschreibt Vormann. Und trotz aller Unterschie­de zwischen den Aufgaben in Bamberg und in Ulm sieht sie ihre jetzige Stelle als artverwand­t mit der neuen: Im Zentrum stehe die Denkmalpfl­ege. „Wenn man dieses Faible hat, dann muss man sich auf diese Stelle bewerben“, sagt die Architekti­n.

22 Bewerber aus ganz Deutschlan­d hatten ihre Unterlagen eingereich­t, drei schafften es in die engere Auswahl. Vier Stunden lang dauerten die Auswahlges­präche. „Ich bin überrollt“, sagt Heidi Vormann über ihren Erfolg. Fachlich, betont der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, habe es an keinem der drei Kandidaten in der Endauswahl Zweifel gegeben. Vormann habe menschlich und persönlich einen sehr guten Eindruck gemacht: „Sie hat sich überzeugen­d vorgestell­t. Sie weiß, worauf es ankommt: Sie hat ein Gespür für die Kirche und für ihre Besonderhe­iten“, lobt er.

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Heidi Vormann

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