Rieser Nachrichten

Laufen und schießen: Zack, fertig

- VON MILAN SAKO ms@augsburger‰allgemeine.de

Biathlon sieht so einfach aus: Die Scheiben abräumen und dann durch den Wald sprinten. Zack,

fertig ist der Weltcup-Sieger. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dem Athleten schießen zig Gedanken durch den Kopf. Habe ich mein Rennen gut eingeteilt? Wie stark bläst der Wind am Schießstan­d? Warum läuft der Kerl/die Frau da neben mir plötzlich so stark? Manchmal ist es schwierige­r den eigenen Kopf als den Kontrahent­en zu besiegen. Die Deutschen wissen das inzwischen. Neben 80 Millionen Fußball-Bundestrai­nern gibt es zwischen Flensburg und Füssen längst ebenso viele BiathlonEx­perten. Das Fernsehen mit Superduper-Zeitlupe und DahlmeierE­xpertise hat uns längst zu einem Volk von Fachleuten gemacht, obwohl noch kaum einer je ein Gewehr in der Hand gehalten hat. Längst kann die Sekretärin die Favoriten von Johannes Thingnes Bö bis Dorothea Wierer schneller aufsagen als der Sportredak­teur.

Am Wochenende beginnt die neue Saison in Kontiolaht­i, dort wo sich Polarfuchs und Schneehase Gute Nacht sagen und wo es mittags nur unmerklich heller ist als zu

Mitternach­t. Die Skijäger sind es gewöhnt, zum Auftakt in den Norden zu reisen. Und doch wird es keine Saison wie jede andere. In Finnland nahm das deutsche Team lieber den Bus als das Flugzeug, um vom Trainingsl­ager zum WeltcupAuf­takt zu reisen. Corona zwingt auch die Loipenstar­s in neue Wege. Wobei durch das Virus nicht alles schwierige­r wird, wie jetzt Arnd Peiffer gestand. Beim Laufen sind die rufenden und Kuhglocken schwenkend­en Massen ein Verstärker der Emotionen. Doch im Schießstan­d kann die euphorisie­rte Biathlon-Gemeinde zum Zittermann am Anschlag führen. Wenn er nahe seiner Heimat in Oberhof vier Mal daneben schießt, sind die Millionen an den Fernsehsch­irmen nicht so schlimm wie die 20 000 Fans, die ihm da gegenübers­tehen. Da schäme er sich, gesteht der Sprint-Olympiasie­ger von Pyeongchan­g ein. In solchen Momenten wünscht man dem 33-Jährigen, dass der Fußball-Kaiser als Trainer einen Abstecher zu den Skijägern gemacht hätte. Beckenbaue­r würde franzeln: Gehts raus und schießts einfach. Und laufts a bisserl.

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Foto: dpa Im Schießstan­d können die Fans zur Be‰ lastung werden, meint der erfahrene Arnd Peiffer.
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