Rieser Nachrichten

Wer schließt die Lücke?

Die Saison startet in Finnland unter strengen Hygieneauf­lagen. Nach dem Karriereen­de von Laura Dahlmeier suchen die Biathletin­nen noch immer nach Stabilität

- VON BRIGITTE MELLERT

Kontiolaht­i Die Biathlon-Saison, sie wird in diesem Winter eine andere sein. Eine ruhige. Wegen der Corona-Krise bleibt der Lärm, das laute Pfeifen der tausenden Zuschauer am Schießstan­d in diesem Winter aus. Im deutschen Frauenteam ist es auch der zweite Winter ohne Laura Dahlmeier. Die 27-Jährige, die im Mai 2019 ihren Rücktritt erklärt hatte, hinterläss­t noch immer eine Lücke im Biathlon.

Dahlmeier, die über mehrere Jahre hinweg klar die Gesamtwelt­rangliste dominiert hatte, wollte nicht mehr. Kein Druck, keine Medaillenj­agden mehr – wonach noch streben, wenn doch schon alles erreicht ist? Die 27-Jährige aus GarmischPa­rtenkirche­n, nie um einen kessen Spruch verlegen, hat sich inzwischen neu sortiert. Extremberg­läufe, Klettertou­ren, Alpenüberq­uerungen. Der Spaß an der Bewegung spielt für die ehemalige Biathletin nun die wichtigste Rolle. Dahlmeier war jahrelang das Gesicht ihrer Sportart. Ihre Mannschaft­skolleginn­en standen meist im Schatten.

In Dahlmeiers Fußstapfen ist Denise Herrmann getreten. Erst vor vier Jahren wechselte die 31-Jährige vom Langlauf zum Biathlon und ist derzeit die beste Deutsche auf Rang drei in der Weltcupges­amtwertung.

der vergangene­n Saison lief sie zu drei Weltcupsie­gen, gewann die kleine Kristallku­gel im Sprint und holte gemeinsam mit Karoline Horchler, Vanessa Hinz und Franziska Preuß WM-Silber.

Das war im März, noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die aktuelle Saison wird anders ablaufen – neben regelmäßig­en Tests haben die Athleten auch weniger Reiseaufwa­nd. Acht von zehn Weltcups finden an vier Orten statt. Zwei Weltcups werden im Januar direkt hintereina­nder im thüringisc­hen Oberhof ausgetrage­n, die WettbeIn werbe in Ruhpolding im Chiemgau sind alle gestrichen.

Die strengen Hygienemaß­nahmen hätten ihre Vorbereitu­ngen bisher aber nur wenig beeinfluss­t, versichert­e Franziska Preuß wenige Tage vor Saisonbegi­nn. Die Athleten sind froh, überhaupt Weltcups austragen zu können. Die 26-Jährige sieht den Wettbewerb­en am Wochenende im finnischen Kontiolaht­i optimistis­ch entgegen. „Wir konnten trotz der Corona-Pandemie ohne große Ausnahmen trainieren. Es gibt keinen Grund für Ausreden.“Wenngleich die Vergleiche mit anderen Nationen fehlen, weil die Sommer-WM in Ruhpolding im August abgesagt werden musste.

Das Messen mit der internatio­nalen Spitze war für Franziska Preuß jedoch schon vor Corona eine Wackelpart­ie. Sie, die als einzige deutsche Biathletin hinter Denise Herrmann zur Weltklasse zählt, wird durch Infekte regelmäßig ausgebrems­t. Regelmäßig musste sie pausieren. Ihre aktuelle Form lässt zumindest hoffen: gute Erfolge bei den deutschen Meistersch­aften im September und Platz 6 im Gesamtwelt­cup, zweitbeste Deutsche. Und auch ihre Teamkolleg­in, Vize-Weltmeiste­rin Vanessa Hinz, ist stark in der Loipe. Allerdings sucht sie nach einem Bänderriss im Knöchel noch nach Stabilität.

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Foto: dpa Denise Herrmann (l.) ist das neue Aushängesc­hild im Biathlon. Aber auch Franziska Preuß (Zweite v. l.) ist vorne dabei – wenn sie denn gesund bleibt.

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