Rieser Nachrichten

Fall Möser schreckt die Eishockeyl­iga auf

Nach einem positiven Corona-Test wurde bei dem Wolfsburge­r eine Herzmuskel­entzündung festgestel­lt. Sein Fall soll als Warnung dienen

- VON MILAN SAKO

Wolfsburg Halsschmer­zen interessie­ren einen Eishockeys­pieler im Normalfall kaum. Wer mit gebrochene­m Daumen den Schläger mit Klebeband an den Handschuh fixiert oder mit gesplitter­tem Mittelfuß in den Schlittsch­uh steigt, lässt sich von Erkältungs­symptomen nicht stoppen. Dachte sich auch Janik Möser als der Corona-Test im Oktober positiv ausgefalle­n war. „Ich habe mich gar nicht allzu schlecht gefühlt. Mein Geschmacks­sowie Geruchssin­n waren beeinträch­tigt“, erzählt der Stürmer der Grizzlys Wolfsburg. Er begab sich in zehntägige Isolation und wollte nach negativen Tests wieder ins Training einsteigen. Was soll einem 25 Jahre jungen Sportler passieren? Nach Auffälligk­eiten in einem Belastungs-EKG

und weiteren Herzunters­uchungen in der Berliner Charité stellten die Ärzte eine Herzmuskel-Entzündung fest. „Wir haben bei Janik natürlich alle Tests durchgefüh­rt, die notwendig sind. Da er gesundheit­lich ansonsten keine negativen Anzeichen aufwies, gehen wir stark davon aus, dass die Herzmuskel-Entzündung die Folge von Corona ist“, sagt Dr. Axel Gänsslen, Mannschaft­sarzt der Grizzlys. Wann Möser wieder Eishockey spielen darf, weiß er nicht.

Die Diagnose hat nicht nur den Nationalsp­ieler und seinen Klub, sondern auch die Deutsche Eishockey-Liga sowie die Basketball­er, Handballer und Fußballer aufgeschre­ckt. Positive Corona-Test gibt es im Spitzenspo­rt zuhauf. Es reicht offenbar nicht aus, sich in zehntägige­r Quarantäne zu schonen und dann zur Tagesordnu­ng überzugehe­n. Die DEL hat nun einen Leitfaden erstellt, was zu beachten ist, bevor die Profis wieder die Schlittsch­uhe schnüren. „Die Herzmuskel­entzündung ist einer der Trigger, die die letztendli­ch den plötzliche­n Herztod auslösen könnten, wenn man sie übersieht. Entspreche­nd mussten wir reagieren“sagt Gänsslen.

Mediziner gehen schon länger davon aus, dass eine Coronainfe­ktion selbst bei Leistungss­portlern zu Herz-Kreislauf-Komplikati­onen führen kann. „Es vergehen in der Minimalvar­iante 17 Tage, bevor wir jemanden wieder spielen lassen“, sagte Gänsslen zu den neuen Richtlinie­n. Es solle keiner „für die Show“zu früh aufs Eis geschickt werden, begründete DEL-Spielbetri­ebsleiter Jörg von Ameln das Konzept. In der Minimalvar­iante vergehen 17 Tage, bis ein Profi wieder aufs Eis darf. Am 17. Dezember will die Liga starten. Möser muss noch zusehen. Aktuell sind nur Spaziergän­ge möglich, Anfang Januar sollen neue Untersuchu­ngen folgen. Er habe Corona von Anfang an ernst genommen: „Man will es nicht am eigenen Leib erfahren. Ich musste die Erfahrung leider machen.“

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Foto: dpa Nationalsp­ieler Janik Möser muss lange pausieren.

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