Unterricht in Ungewissheit
Die Infektionszahlen im Landkreis sind hoch. Das bedeutet auch: Einige Schulklassen sind aktuell in Quarantäne. Distanzunterricht ist angesagt. Zwei Direktoren berichten
Ries Eigentlich sind Menschenansammlungen gerade zu meiden: Wo in der Pandemie viele Personen zusammenkommen, steigt die Gefahr einer Corona-Infektion deutlich. Das mussten unlängst auch die Schulen im Landkreis erfahren. Dutzende Schüler verbringen dort ihren Vormittag gemeinsam in einem Raum, nun sind aufgrund von Infektionen viele Klassen in Quarantäne. Ein Überblick.
Nach Angaben des Landratsamts befinden sich im Donau-Ries-Kreis – Stand vergangener Freitag – 254 Schüler und zwei Lehrer in Isolation. Betroffen sind Grundschulen und weiterführende Schulen in Nördlingen, Donauwörth, Oettingen, Wemding, Ederheim und Alerheim.
Eine davon ist die Realschule Maria Stern in Nördlingen. Drei Klassen, zwei fünfte und eine achte, befinden sich laut Schulleiter Thomas Möckel aktuell in Quarantäne. „Es geht um 84 Schüler plus sieben, die einzeln in Quarantäne geschickt wurden.“Außerdem sei eine Lehrkraft betroffen.
Warum ist die Zahl an Lehrern, die sich im Landkreis in Quarantäne befinden, verhältnismäßig gering? Auf Anfrage unserer Zeitung teilt das Landratsamt mit, dass vor allem Art und Dauer des Kontakts mit positiv Getesteten hierfür ursächlich seien. Denn Lehrer würden teilweise nur einzelne Unterrichtsstunden vor Klassen abhalten und könnten den Abstand dauerhaft wahren. Für Schüler, die sich den gesamten Schultag über in einem Klassenraum aufhielten, sei dies kaum möglich.
Immer wieder wird auch Kritik an den Corona-Maßnahmen an den Schulen laut; aus Brandbriefen von wütenden Eltern gehen gehäuft Worte wie „unverhältnismäßig“oder „chaotisch“hervor. Schulleiter Möckel sieht im Prinzip der Klassen-Quarantäne jedoch eine „stichhaltige und sinnvolle Methode“, um die Infektionszahlen einzudämmen. Er betont jedoch auch: „Sicherlich ist die Maßnahme nicht schön.“Technisch sei die Nördlinger Realschule gut auf den Distanzunterricht in Quarantäne-Klassen vorbereitet. Schüler und Lehrer seien seit der Situation im Frühjahr erprobt im Unterricht daheim. „Was den Umgang mit der Technik betrifft, wurden unsere Lehrer bei Bedarf auch in Seminaren nachgeschult“, sagt Möckel. „Aber das Zwischenmenschliche leidet. Videochats ersetzen letztlich nicht die persönliche Begegnung.“
Annika Groß sieht das genauso. Sie leitet die Montessori-Schule in Oettingen, an der seit Ende vergangener Woche 38 von 108 Schülern in Quarantäne sind, nachdem einer von ihnen positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Schulalltag sei derzeit deutlich aufwendiger zu organisieren, doch der Unterricht zu Hause funktioniere. „Einem Kind einfach mal über die Schulter zu schauen, fehlt aber“, sagt Groß.
Sowohl die Klasse des betroffenen Schülers als auch die Mitglieder einer anderen Lerngruppe, mit denen er in der Nachmittagsbetreuung Kontakt hatte, sind nun zu Hause. Weil deshalb ein Teil der Schüler daheim und ein anderer in der Schule unterrichtet werde, müssten die Lehrer ihre Stunden doppelt vorbereiten, berichtet Groß. Nach dem positiven Testergebnis habe das Gesundheitsamt nicht sofort entschieden, die Kinder in Quarantäne zu schicken. „Wir haben die Maßnahme jedoch erahnen können“, sagt Groß. „Deshalb konnten wir uns auf den Heimunterricht einstellen.“Auch wenn die Schule die Lage gut meistern könne, ist Groß mit der Unterstützung durch die Politik unzufrieden. Sie fühle sich vom Ministerium alleingelassen, sagt sie.
Wie geht es an den Rieser Schulen nun weiter? Auf der Social-MediaPlattform Twitter verkündete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag, der Freistaat ziehe den Beginn der Weihnachtsferien wegen Corona vor. Letzter Schultag sei demnach der 18. Dezember. Dadurch, schrieb der Politiker, würde das Infektionsrisiko zwischen Schulunterricht und Weihnachten erheblich gesenkt. Für Schüler ist dies sicherlich keine schlechte Nachricht.