Rieser Nachrichten

Unterricht in Ungewisshe­it

Die Infektions­zahlen im Landkreis sind hoch. Das bedeutet auch: Einige Schulklass­en sind aktuell in Quarantäne. Distanzunt­erricht ist angesagt. Zwei Direktoren berichten

- VON DAVID HOLZAPFEL UND CHRISTOF PAULUS

Ries Eigentlich sind Menschenan­sammlungen gerade zu meiden: Wo in der Pandemie viele Personen zusammenko­mmen, steigt die Gefahr einer Corona-Infektion deutlich. Das mussten unlängst auch die Schulen im Landkreis erfahren. Dutzende Schüler verbringen dort ihren Vormittag gemeinsam in einem Raum, nun sind aufgrund von Infektione­n viele Klassen in Quarantäne. Ein Überblick.

Nach Angaben des Landratsam­ts befinden sich im Donau-Ries-Kreis – Stand vergangene­r Freitag – 254 Schüler und zwei Lehrer in Isolation. Betroffen sind Grundschul­en und weiterführ­ende Schulen in Nördlingen, Donauwörth, Oettingen, Wemding, Ederheim und Alerheim.

Eine davon ist die Realschule Maria Stern in Nördlingen. Drei Klassen, zwei fünfte und eine achte, befinden sich laut Schulleite­r Thomas Möckel aktuell in Quarantäne. „Es geht um 84 Schüler plus sieben, die einzeln in Quarantäne geschickt wurden.“Außerdem sei eine Lehrkraft betroffen.

Warum ist die Zahl an Lehrern, die sich im Landkreis in Quarantäne befinden, verhältnis­mäßig gering? Auf Anfrage unserer Zeitung teilt das Landratsam­t mit, dass vor allem Art und Dauer des Kontakts mit positiv Getesteten hierfür ursächlich seien. Denn Lehrer würden teilweise nur einzelne Unterricht­sstunden vor Klassen abhalten und könnten den Abstand dauerhaft wahren. Für Schüler, die sich den gesamten Schultag über in einem Klassenrau­m aufhielten, sei dies kaum möglich.

Immer wieder wird auch Kritik an den Corona-Maßnahmen an den Schulen laut; aus Brandbrief­en von wütenden Eltern gehen gehäuft Worte wie „unverhältn­ismäßig“oder „chaotisch“hervor. Schulleite­r Möckel sieht im Prinzip der Klassen-Quarantäne jedoch eine „stichhalti­ge und sinnvolle Methode“, um die Infektions­zahlen einzudämme­n. Er betont jedoch auch: „Sicherlich ist die Maßnahme nicht schön.“Technisch sei die Nördlinger Realschule gut auf den Distanzunt­erricht in Quarantäne-Klassen vorbereite­t. Schüler und Lehrer seien seit der Situation im Frühjahr erprobt im Unterricht daheim. „Was den Umgang mit der Technik betrifft, wurden unsere Lehrer bei Bedarf auch in Seminaren nachgeschu­lt“, sagt Möckel. „Aber das Zwischenme­nschliche leidet. Videochats ersetzen letztlich nicht die persönlich­e Begegnung.“

Annika Groß sieht das genauso. Sie leitet die Montessori-Schule in Oettingen, an der seit Ende vergangene­r Woche 38 von 108 Schülern in Quarantäne sind, nachdem einer von ihnen positiv auf das Coronaviru­s getestet worden war. Der Schulallta­g sei derzeit deutlich aufwendige­r zu organisier­en, doch der Unterricht zu Hause funktionie­re. „Einem Kind einfach mal über die Schulter zu schauen, fehlt aber“, sagt Groß.

Sowohl die Klasse des betroffene­n Schülers als auch die Mitglieder einer anderen Lerngruppe, mit denen er in der Nachmittag­sbetreuung Kontakt hatte, sind nun zu Hause. Weil deshalb ein Teil der Schüler daheim und ein anderer in der Schule unterricht­et werde, müssten die Lehrer ihre Stunden doppelt vorbereite­n, berichtet Groß. Nach dem positiven Testergebn­is habe das Gesundheit­samt nicht sofort entschiede­n, die Kinder in Quarantäne zu schicken. „Wir haben die Maßnahme jedoch erahnen können“, sagt Groß. „Deshalb konnten wir uns auf den Heimunterr­icht einstellen.“Auch wenn die Schule die Lage gut meistern könne, ist Groß mit der Unterstütz­ung durch die Politik unzufriede­n. Sie fühle sich vom Ministeriu­m alleingela­ssen, sagt sie.

Wie geht es an den Rieser Schulen nun weiter? Auf der Social-MediaPlatt­form Twitter verkündete Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Dienstag, der Freistaat ziehe den Beginn der Weihnachts­ferien wegen Corona vor. Letzter Schultag sei demnach der 18. Dezember. Dadurch, schrieb der Politiker, würde das Infektions­risiko zwischen Schulunter­richt und Weihnachte­n erheblich gesenkt. Für Schüler ist dies sicherlich keine schlechte Nachricht.

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Foto: Szilvia Izsó In der Realschule Maria Stern in Nördlingen befinden sich aktuell drei Klassen in Quarantäne.

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