Kirchtürme im Ries
Er steht schon erhaben da, der Turm der SanktMichaelsKirche in Belzheim. So auf seinem Hügel, umgeben von einer geradezu wehrhaften Friedhofsmauer, die üb rigens früher tatsächlich zum Schutz vor Mensch und Tier erbaut worden ist. Die Kirche selbst ist vergleichsweise jung, 1608 anstelle der im gleichen Jahr abgebrann ten romanischen Wehrkirche vom Landkomptur des Deutschen Or dens, Konrad Schuzbar, aus Tuff quadern errichtet. Der Turm mit seinen vier quadratischen Unter und zwei achteckigen Oberge schossen steht vor der Westfassade. Ein kleines ar chitektonisches Schmankerl: das Kranzgesims des Langhau ses läuft als Gurt gesims um den Turm weiter. Im Unterbau hat dieser kreis runde Fenster, darüber gekuppelte Rundbogen fenster als Schallöffnungen und ganz im Oberbau sogenannte hoch ovale Fenster. Wenn man über eine schmale Leiter dem Glocken stuhl aufs Dach bis unter den achtseitigen Kuppelhelm mit Spitze steigt, hat man eine herrliche Aussicht in alle Richtungen: quer über das Ries, zur Synchronkir che im benachbarten Ehingen und über das ehemalige Deutschor densSchlösschen hinweg hinüber zur Antoniuskapelle. Ein prima erhaltenes mechanisches Uhrwerk kann man im ersten Stock be sichtigen, es würde auch heute noch funktionieren, wenn man denn wollte. Alles ist noch da: Die Kabel züge, Umlenkrollen, sogar ein al tes Ölkännchen steht verlassen ir gendwo auf einem Fenstersims. Der Glockenstuhl wirkt imposant, nur noch ein Joch ist aus Holz. In einen Querbalken ist in großen rö mischen Ziffern die Jahreszahl 1882 eingehauen. Vor den Schall öffnungen fällt ein megafonarti ger Lautsprecher auf. Und richtig: er verstärkt das Geläut, den Hügel hinab und hinaus ins Ries.
Peter Urban