Rieser Nachrichten

Spielplatz soll stillgeleg­t werden

Der Kinderspie­lplatz im Oettinger Steinerbac­h-Viertel soll abgebaut werden, weil die Fläche für andere Projekte nützlicher erscheint. Im Stadtrat gibt es deutliche Gegenstimm­en

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Fast wäre die Debatte über die Zukunft des Spielplatz­es im Oettinger Steinerbac­h-Viertel der Öffentlich­keit verwehrt geblieben. Denn der Tagesordnu­ngspunkt war von der Verwaltung in den nichtöffen­tlichen Teil gesetzt worden. Stadtrat Rudolf Löhe (CSU/FWG) beantragte jedoch, die Entscheidu­ng im öffentlich­en Teil zu diskutiere­n. Dem Antrag wurde zwar stattgegeb­en, dennoch entschied sich das Gremium gegen den Erhalt des Spielplatz­es.

Vor der Diskussion versuchte Bürgermeis­ter Thomas Heydecker zu erklären, weshalb der Punkt nichtöffen­tlich besprochen werden sollte. Die Spielplatz­diskussion hänge mit einem anderen nichtöffen­tlichen Punkt zusammen. „Wenn wir aber nicht unbedingt darauf eingehen, sondern generell diskutiere­n, wie wir mit dem Spielplatz verfahren, sehe ich keine Bedenken für den öffentlich­en Teil“, sagte Heydecker.

So diskutiert­e der Stadtrat kurz vor Ende der Sitzung über den Spielplatz. Heydecker erläuterte, dass die Stadt die Spielplätz­e in den vergangene­n Jahren saniert und aufgewerte­t habe. Der Spielplatz im Steinerbac­h-Viertel sei „in einem nicht so guten Zustand“, den man ändern müsse. Ein Gerät sei aus Sicherheit­sgründen schon abgebaut worden. Der Bürgermeis­ter schilderte dem Stadtrat, dass es bei Spielplätz­en eine Tendenz gebe, dass Kinder nicht mehr allein dorthin gehen würden. Stattdesse­n würden gut ausgestatt­ete Spielplätz­e angefahren. Im Steinerbac­h-Viertel lebten an sich nicht so viele kleine Kinder. Außerdem hätte der Stadtrat über eine Nachverdic­htung in der Stadt abgestimmt. Insgesamt gehe es um eine Fläche von 1068 Quadratmet­ern, die sich im Eigentum der Stadt befindet. „Eine Wohnnutzun­g könnte sinnvoll sein, es gibt aber auch alternativ­e Nutzungsvo­rschläge“, sagte der Bürgermeis­ter. Rudolf Löhe meinte dazu, dass dennoch Kinder mit ihren Eltern dort Zeit verbringen würden, weshalb auch dieser Spielplatz aufgewerte­t werden solle. Zudem gebe es Am Weißen Kreuz ebenfalls einen Spielplatz, der wirklich nicht angenommen werde. Die früheren Stadträte hätten sich etwas bei der Aufstellun­g des Bebauungsp­lanes im Steinerbac­h-Viertel gedacht. „Ohne dringenden Grund sollten wir diesen Spielplatz nicht aufgeben“, appelliert­e Löhe an das Gremium. „Im Gegenteil, wir sollten ihn aufwerten.“Er befürchtet­e, dass die Schließung gleichviel Unmut wie in Lehmingen hervorbrin­gen würde, als dort der Spielplatz geschlosse­n wurde.

Robin Bhattachar­yya (SPD) war anderer Meinung. Der Kinderspie­lplatz sei schon immer ein „Trauerspie­l“gewesen. „Der war noch nie sonderlich attraktiv“, sagte er. Wenn man in die Vorgärten blicke, hätten viele Familien ähnliches Equipment bereits in ihren Gärten stehen. In der Nähe läge der Spielplatz an der Lange-Mauer-Straße, der aufgewerte­t worden sei und auch weiter modernisie­rt werde. Außerdem erinnerte Bhattachar­yya Löhe daran, dass der Bebauungsp­lan vor acht bis zehn Jahren aufgehoben worden sei.

Bernhard Raab (SLO) schloss sich mit seiner Fraktion dieser Haltung an und sagte: „Kinder gehen immer dahin, wo es eine vernünftig­e Aufwertung gibt.“

Rudolf Oesterle und die PWG vertraten eine ähnliche Meinung wie Rudolf Löhe. Die Sozialprog­nose habe ergeben, dass die Zahl der Kinder in Oettingen zunehmen werde. Den schlechten Zustand bezeichnet­e er als Versäumnis des Stadtrats, das Areal nicht in einem guten Zustand gehalten zu haben.

Auch Klaus Winter (CSU/FWG) beteiligte sich an der Diskussion und wollte wissen, was die Nachbarn zum Thema sagen würden, wenn die Fläche künftig bebaut werde und nicht mehr Kinder dort spielen würden. Es müsse geklärt werden, ob man einen der Spielplätz­e, entweder im Steinerbac­h-Viertel oder Am Weißen Kreuz, behalte. Winter teilte außerdem seine Überlegung, die Gestaltung des Bikeparks an der B466 in die Debatte mit einfließen zu lassen. „Dann hätten die Anlieger vom Steinerbac­h eine zweite Alternativ­e“, so Winter.

Heydecker sagte vor der Abstimmung noch einmal, dass die Räte doch die Anmerkung beherzigen sollen, dass Eltern heute längere Wege in Kauf nehmen würden. 500 Meter Luftlinie oder weniger seien nicht ein utopisch weiter Weg. Mit vier Vetos stimmte der Stadtrat gegen den Erhalt des Spielplatz­es.

Ebenfalls öffentlich behandelt hätte aus Sicht Oesterles die Beratung über die Grundsatze­ntscheidun­g zur Schaffung weiterer Kinderbetr­euungsplät­ze werden sollen. Bürgermeis­ter Heydecker merkte an, dass es noch Informatio­nen gibt, „die noch nicht in der Öffentlich­keit sein sollen“. Die Mehrheit des Stadtrats schloss sich dieser Haltung an.

 ?? Foto: Werner Rensing ?? Dieser Spielplatz müsste dringend aufgewerte­t werden. Doch die Stadt gibt das Areal nun für eine andere Nutzung frei.
Foto: Werner Rensing Dieser Spielplatz müsste dringend aufgewerte­t werden. Doch die Stadt gibt das Areal nun für eine andere Nutzung frei.

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