Rieser Nachrichten

Ruhige Kugel

Adenauers Boccia-Set wird versteiger­t. Eine Chance für Trump?

- VON MICHAEL STIFTER

Konrad Adenauer war ein schlechter Verlierer. Um seinen Mitmensche­n die eigene miese Laune zu ersparen, hat er also sicherheit­shalber dafür gesorgt, dass es selten zum Äußersten kam. Vor allem bei seinem Lieblingsh­obby kannte der Alte von Rhöndorf kein Pardon. In seinem italienisc­hen Feriendomi­zil Cadenabbia hatte Adenauer einst die Liebe zum Boccia entdeckt. Da war er schon über 80 Jahre alt. Doch anstatt eine ruhige Kugel zu schieben, nutzte er schon mal eine kurze Unaufmerks­amkeit der Mitspieler, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffe­n. So hat es seine Sekretärin später gerne erzählt. Die Trickserei­en flogen selten auf. Nicht weil der Kanzler sich so clever anstellte, sondern eher, weil Freunde und Mitarbeite­r seinen Ehrgeiz kannten. Also drückten sie beide Augen zu. Wer will sich schon selbst den Tag verderben, indem er dem eigenen Chef den Tag verdirbt? Also gewann Adenauer aus mysteriöse­n Gründen fast immer.

Um nicht aus der Übung zu kommen, ließ er sich zu Hause am Rhein eine eigene Bahn im Garten anlegen und kaufte sich Bocciakuge­ln. Diese Erinnerung­sstücke aus Edelstahl, gefertigt 1959 in Turin, samt Ledertasch­e, haben alle Zeiten überdauert und werden an diesem Samstag versteiger­t. Vielleicht wäre das etwas für Donald Trump? Der hat doch bald eine Menge Zeit und nimmt es mit den Spielregel­n ja auch nicht so genau. Außerdem beruhigt Boccia die Nerven und eröffnet ihm die Chance, doch noch irgendwo zu gewinnen – ganz ohne Neuauszähl­ung. Also, Mister Noch-President: Ab 13 Uhr nimmt die Auktionsha­lle Eppli in Leinfelden-Echterding­en Gebote entgegen. Startpreis sind 650 Euro – das sollte doch drin sein.

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