Der Ministerpräsident a.D.
„Es ist, wie es ist. Machen wir das Beste draus“
Es gibt Menschen, die wahrlich mehr Grund zur Klage haben als ich. Meine Frau und ich haben ein Haus mit Garten und Bewegungsspielraum. Die Menschen, um die man sich Sorgen machen muss, sind die, die hier in Nürnberg-Langwasser allein in einer kleinen Wohnung ohne Balkon im zehnten Stock leben. Oder zum Beispiel ein guter Bekannter von mir, der ein Catering-Unternehmen hat, seit März keinen Cent mehr verdient und jetzt seine Ersparnisse fürs Alter verliert. An diese Menschen denke ich in diesem Advent, der sicher völlig anders sein wird als in den Jahren zuvor.
Ich werde vieles vermissen: Den Christkindlesmarkt, den ich immer mehrfach besucht habe, um Posaunenchöre zu hören und Freunde zu treffen. Die Gottesdienste, bei denen aus vollem Halse Adventslieder gesungen werden. Oder die Besuche von Angehörigen in Altenheimen, die jetzt nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich sind. Aber Jammern hilft nicht. Es kommt drauf an, was man tut. Wir helfen uns mit kleinen Vorkehrungen. Die Kinder mit ihren Familien kommen zu Besuch – aber nicht gleichzeitig. Unser Weihnachtszimmer wird dieses Jahr besonders schön geschmückt. Und bei mir persönlich ist es so, dass ich diesen Advent erstmals als echten Ruhestand erlebe, weil ich keine Abendtermine mehr habe. Das gibt uns die Gelegenheit, abends um den Adventskranz zu sitzen, Lieder zu singen oder uns Geschichten vorzulesen. Darauf freue ich mich, weil das etwas ist, wofür ich sonst in der vorweihnachtlichen Hektik keine Zeit hatte. Vielleicht nutzen wir den Advent auch für eine Art vorsorglicher Quarantäne, um an den Feiertagen andere bei Besuchen möglichst nicht zu gefährden.
Man kann es nicht ändern, dass es so ist, wie es ist. Aber man kann versuchen, das Beste draus zu machen.