Rieser Nachrichten

So war das damals mit der Psychiatri­e

Der scheidende Vorstandsv­orsitzende Thomas Düll verabschie­det sich vom Bezirkskra­nkenhaus Donauwörth und seinen Mitarbeite­nden – mit interessan­ten Anekdoten

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Landkreis Das Bezirkskra­nkenhaus (BKH) Donauwörth war der erste Standort, den der scheidende Vorstandsv­orsitzende der Bezirkskli­niken Schwaben, Thomas Düll, besuchte, um sich von Mitarbeite­rn und Krankenhau­sleitung zu verabschie­den. „Ich wünsche dem Haus alles Gute, es hat eine gute Perspektiv­e“, wird der 57-Jährige, dessen Vertrag über den 31. Januar hinaus nicht verlängert wird, in einer Pressemitt­eilung zitiert.

1997 wurde Düll Direktor der schwäbisch­en Bezirkskra­nkenhäuser, damals noch Eigenbetri­ebe des Bezirkes Schwaben. „Einen Monat später kam ich nach. Ich begann meine berufliche Laufbahn im BKH Günzburg“, blickte der heutige Ärztliche Direktor des BKH Donauwörth, Dr. Karel Frasch, auf seine berufliche Anfangszei­t zurück und darauf, was ihn in all den Jahren mit Düll verbunden hat – zum Beispiel, dass der Vorstandsv­orsitzende des heute selbststän­digen Gesundheit­sunternehm­ens (seit 2008) stets die Idee des sogenannte­n „Home Treatment“unterstütz­t hat. „Diese Akutbehand­lung zu Hause ist zwar defizitär, für die betroffene­n Patienten jedoch sehr effektiv. Viele beneiden uns um diese Möglichkei­t“, so Frasch.

Die Ausgründun­g des BKH Günzburg in Donauwörth ab 2001 sei ein wichtiger Schritt in der gemeindena­hen psychiatri­schen Versorgung gewesen, betonte der Ärztliche Direktor. 2016 wurde die Bedeutung des Standortes dadurch gefestigt, dass die bis dato psychiatri­sche Abteilung des BKH Günzburg zum selbststän­digen BKH Donauwörth hochgestuf­t wurde. Die Klinik für Psychiatri­e, Psychother­apie und Psychosoma­tik ist nach wie vor fest in der Donau-Ries-Klinik integriert. Damit wurden Frasch Ärztlicher Direktor und Gabriele Bachhuber Pflegedire­ktorin. Gemeinsam mit Regionalle­iter Stefan Reitsam (Augsburg) bilden sie die örtliche Krankenhau­sleitung. Apropos Bachhuber: Sie sei vom ersten Tag eine sehr große Hilfe gewesen, lobte Düll. Im Frühjahr nächsten Jahres geht sie in den Ruhestand. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie noch vor mir gehen, Herr Düll“, sagte die Pflegedire­ktorin.

Frasch, Bachhuber und Reitsam dankten dem Vorstandsv­orsitzende­n auch im Namen der Belegschaf­t für die Zusammenar­beit. „Das BKH und ich haben Ihnen viel zu verdanken“, sagte der Ärztliche Direktor. Albert Riedelshei­mer bestätigt, dass die Kooperatio­n mit dem Vorstand in Augsburg stets gut gewesen ist. Riedelshei­mer, der heute nicht nur

Dritter Bürgermeis­ter der Stadt Donauwörth, sondern auch Mitglied im Verwaltung­srat der Bezirkskli­niken Schwaben ist, arbeitet als Sozialarbe­iter im BKH Donauwörth.

Wenn man so lange dabei ist wie Düll, dann kennt man so manche Anekdote, die schon längst in Vergessenh­eit geraten oder nie an die Öffentlich­keit gekommen ist. So zum Beispiel, dass die Psychiatri­e ursprüngli­ch nach Nördlingen kommen sollte. Zumindest sahen das die Pläne des Bezirkes und der örtlichen Politik vor.

„Am dortigen Stiftungsk­rankenhaus hätte man aber neu bauen müssen“, erzählt Düll, der in eben dieser Klinik in Nördlingen geboren und getauft worden ist. Dass es dann aber Donauwörth wurde, hatte den Grund, dass eine Station der damaligen nagelneuen Donau-Ries-Klinik leer stand – und damit weniger Hürden zu überwinden waren, wie zum Beispiel die Aufnahme ins Krankenhau­sbauprogra­mm des Freistaate­s, die damit hinfällig wurde. Außerdem hatte sich eine betagte Frau bereit

Psychiatri­e war zunächst in Nördlingen vorgesehen

erklärt, ihr Privatverm­ögen für ein Stockwerk im baulich noch notwendig gewordenen Anbau einzusetze­n, um dort ein Einzelzimm­er zu bekommen – für den Fall, dass sie einmal pflegebedü­rftig wird. „Dann haben wir, der damalige Bezirkstag­spräsident Georg Simnacher und ich, spontan gesagt: Den Rest finanziert der Bezirk selber“, erinnert sich der Vorstandsv­orsitzende.

Los ging es 2001 in Donauwörth mit 16 stationäre­n Betten und 24 Plätzen in der Tagesklini­k. Das heutige BKH hat eine Station mehr: Es umfasst 40 stationäre Betten und 16 teilstatio­näre Plätze. Dazu kommt eine psychiatri­sche Institutsa­mbulanz. Damit versorgt die Klinik für Psychiatri­e, Psychother­apie und Psychosoma­tik insbesonde­re den Kreis Donau-Ries sowie den näheren Umkreis.

Düll sei zufrieden, dass der Schritt zur Dezentrali­sierung sich als richtig erwiesen hat. „Die heimatnahe Versorgung ist ein riesiger Vorteil für die Patientinn­en und Patienten.“Nach Ansicht des Vorstandsv­orsitzende­n ist das BKH Donauwörth mittlerwei­le ganz selbstvers­tändlich ein Teil der DonauRies-Klinik und der Stadtgesel­lschaft geworden. Neben dem Vorstandsv­orsitzende­n scheidet auch dessen Stellvertr­eter aus: Winfried Eberhardin­ger, 65, geht zum 1. Februar in den Ruhestand.

 ?? Archivfoto: Widemann ?? Im Jahr 2016 wurde die bis dato psychiatri­sche Abteilung des Bezirkskra­nkenhauses Günzburg zum selbststän­digen BKH hochgestuf­t.
Archivfoto: Widemann Im Jahr 2016 wurde die bis dato psychiatri­sche Abteilung des Bezirkskra­nkenhauses Günzburg zum selbststän­digen BKH hochgestuf­t.
 ?? Foto: Schalk ?? Thomas Düll (Mitte) war zum letzten Mal als Vorstandsv­orsitzende­r der Bezirkskli­ni‰ ken Schwaben im Bezirkskra­nkenhaus Donauwörth. Ihn verabschie­deten (von links) Ärztlicher Direktor Dr. Karel Frasch, Dritter Bürgermeis­ter Albert Riedelshei­mer, Re‰ gionalleit­er Stefan Reitsam und Pflegedire­ktorin Gabriele Bachhuber.
Foto: Schalk Thomas Düll (Mitte) war zum letzten Mal als Vorstandsv­orsitzende­r der Bezirkskli­ni‰ ken Schwaben im Bezirkskra­nkenhaus Donauwörth. Ihn verabschie­deten (von links) Ärztlicher Direktor Dr. Karel Frasch, Dritter Bürgermeis­ter Albert Riedelshei­mer, Re‰ gionalleit­er Stefan Reitsam und Pflegedire­ktorin Gabriele Bachhuber.

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