Rieser Nachrichten

Die Lebenshilf­e ist fast coronafrei

Mindestens 62 Infektione­n wurden zu Beginn des Monats registrier­t. Jetzt gibt die Leitung bekannt: Die Zahlen sind fast wieder bei Null angekommen. Wie es nun weitergeht

- VON CHRISTOF PAULUS

Nördlingen Noch drei Bewohner des Wohnheims und vier Arbeiter sowie ein Angestellt­er in der Werkstatt der Lebenshilf­e sind mit Corona infiziert. Das haben die jüngsten Tests in der Einrichtun­g ergeben, wie der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer Manfred Steger unserer Redaktion mitgeteilt hat.

Zu Beginn des Monats hatte es in der Einrichtun­g zur Betreuung von Menschen mit Behinderun­gen einen massiven Ausbruch des Virus gegeben, mindestens 62 Personen hatten sich mit Corona infiziert und waren positiv auf den Krankheits­erreger getestet worden. Eine 47-Jährige verstarb an der Erkrankung. Infolgedes­sen war die Lebenshilf­e in Absprache mit dem Gesundheit­samt dazu gezwungen, strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs einzuleite­n.

Gelungen sei dies nun durch eine strikte Isolierung der Infizierte­n, wie Steger und Geschäftsf­ührer

Günter Schwendner sagen. Zudem seien die verschiede­nen Wohn- und Arbeitsgru­ppen in Heim und Werkstatt – insgesamt 450 Menschen mit Behinderun­gen leben oder arbeiten in der Lebenshilf­e – voneinande­r getrennt worden. Die beiden Geschäftsf­ührer räumen ein, dass sie dies aus heutiger Perspektiv­e bereits im Vorfeld des Ausbruchs hätten einführen können, um eben jenen zu verhindern. „Wir haben uns aus Inklusions­gründen dagegen entschiede­n, um den Betreuten die soziale Isolation zu ersparen“, sagt Schwendner. Die Trennung von Bezugspers­onen etwa innerhalb des Wohnheims sei den dort lebenden Menschen aufgrund ihrer Behinderun­gen teils schwer zu vermitteln und hätte eine psychische Belastung hervorrufe­n können. „Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, dass die Entscheidu­ng falsch war“, sagt Schwendner. Auch für die Informatio­nspolitik wurden er und Steger kritisiert, Eltern hatten beklagt, aus der Zeitung vom Ausbruch erfahren zu haben. „Ich kann diejenigen verstehen, die sagen, wir hätten damit vielleicht früher an die Öffentlich­keit gehen müssen“, sagt der Leiter.

Die Trennung der verschiede­nen Gruppen, die nach wie vor anhält, stelle für das Personal der Lebenshilf­e eine enorme Belastung dar. Da es so keine Möglichkei­t mehr gebe, die Arbeit in verschiede­nen Gruppen zusammenzu­legen, würden mehr Mitarbeite­r vor Ort gebraucht. „Sowohl der Vorstand der Lebenshilf­e als auch die Geschäftsl­eitung wissen um die Leistung, die unser Personal gerade erbringt“, lobt Vize-Geschäftsf­ührer Steger seine Mitarbeite­r.

Ab Dienstag solle der Betrieb in der Werkstatt wieder fast wie gehabt aufgenomme­n werden. Die Trennung der Besucher dort soll nun bereits bei der Beförderun­g beginnen. So sollen nun die Personen gemeinsam in die Werkstatt gefahren werden, die zusammen arbeiten. Bisher waren die Busfahrten so organisier­t worden, dass Personen aus dem gleichen Wohnort gemeinsam angereist sind. „Auch das wird natürlich einen Mehraufwan­d darstellen“, sagt Günter Schwendner.

Aus Inklusions­gründen dagegen entschiede­n

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Foto: Robert Milde Die Lebenshilf­e‰Werkstätte­n haben die zweite Corona‰Welle weitgehend über‰ standen.

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