Die Lebenshilfe ist fast coronafrei
Mindestens 62 Infektionen wurden zu Beginn des Monats registriert. Jetzt gibt die Leitung bekannt: Die Zahlen sind fast wieder bei Null angekommen. Wie es nun weitergeht
Nördlingen Noch drei Bewohner des Wohnheims und vier Arbeiter sowie ein Angestellter in der Werkstatt der Lebenshilfe sind mit Corona infiziert. Das haben die jüngsten Tests in der Einrichtung ergeben, wie der stellvertretende Geschäftsführer Manfred Steger unserer Redaktion mitgeteilt hat.
Zu Beginn des Monats hatte es in der Einrichtung zur Betreuung von Menschen mit Behinderungen einen massiven Ausbruch des Virus gegeben, mindestens 62 Personen hatten sich mit Corona infiziert und waren positiv auf den Krankheitserreger getestet worden. Eine 47-Jährige verstarb an der Erkrankung. Infolgedessen war die Lebenshilfe in Absprache mit dem Gesundheitsamt dazu gezwungen, strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs einzuleiten.
Gelungen sei dies nun durch eine strikte Isolierung der Infizierten, wie Steger und Geschäftsführer
Günter Schwendner sagen. Zudem seien die verschiedenen Wohn- und Arbeitsgruppen in Heim und Werkstatt – insgesamt 450 Menschen mit Behinderungen leben oder arbeiten in der Lebenshilfe – voneinander getrennt worden. Die beiden Geschäftsführer räumen ein, dass sie dies aus heutiger Perspektive bereits im Vorfeld des Ausbruchs hätten einführen können, um eben jenen zu verhindern. „Wir haben uns aus Inklusionsgründen dagegen entschieden, um den Betreuten die soziale Isolation zu ersparen“, sagt Schwendner. Die Trennung von Bezugspersonen etwa innerhalb des Wohnheims sei den dort lebenden Menschen aufgrund ihrer Behinderungen teils schwer zu vermitteln und hätte eine psychische Belastung hervorrufen können. „Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, dass die Entscheidung falsch war“, sagt Schwendner. Auch für die Informationspolitik wurden er und Steger kritisiert, Eltern hatten beklagt, aus der Zeitung vom Ausbruch erfahren zu haben. „Ich kann diejenigen verstehen, die sagen, wir hätten damit vielleicht früher an die Öffentlichkeit gehen müssen“, sagt der Leiter.
Die Trennung der verschiedenen Gruppen, die nach wie vor anhält, stelle für das Personal der Lebenshilfe eine enorme Belastung dar. Da es so keine Möglichkeit mehr gebe, die Arbeit in verschiedenen Gruppen zusammenzulegen, würden mehr Mitarbeiter vor Ort gebraucht. „Sowohl der Vorstand der Lebenshilfe als auch die Geschäftsleitung wissen um die Leistung, die unser Personal gerade erbringt“, lobt Vize-Geschäftsführer Steger seine Mitarbeiter.
Ab Dienstag solle der Betrieb in der Werkstatt wieder fast wie gehabt aufgenommen werden. Die Trennung der Besucher dort soll nun bereits bei der Beförderung beginnen. So sollen nun die Personen gemeinsam in die Werkstatt gefahren werden, die zusammen arbeiten. Bisher waren die Busfahrten so organisiert worden, dass Personen aus dem gleichen Wohnort gemeinsam angereist sind. „Auch das wird natürlich einen Mehraufwand darstellen“, sagt Günter Schwendner.
Aus Inklusionsgründen dagegen entschieden