Koalition plant Steuernachlass für Heimarbeiter
Für jeden Tag im Homeoffice sollen Beschäftigte fünf Euro absetzen können
Berlin Im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie will die Bundesregierung Beschäftigte mit einem Steuerrabatt für die Heiz- und Stromkosten im Homeoffice entschädigen. Wer von zu Hause aus arbeitet, soll eine Pauschale von mehreren hundert Euro von der Steuer absetzen können. Deren genaue Höhe ist noch unklar, im Gespräch sind gegenwärtig fünf Euro pro Tag. Union und SPD streiten allerdings noch darüber, für wie viele Tage die Pauschale maximal geltend gemacht werden kann. CDU und CSU halten eine Obergrenze von 600 Euro, also 120 Tage, für realistisch. Die Sozialdemokraten rechnen mit 500 Euro.
Die Regierung sei der Meinung, „dass gerade die Leistungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, vor allem auch der Eltern, im Homeoffice in der Corona-Zeit eine besondere Unterstützung verdienen“, betonte eine Sprecherin von Finanzminister Olaf Scholz. Das Ministerium befürworte daher eine Pauschale. Details würden im parlamentarischen Verfahren zwischen den Fraktionen besprochen. Äußerungen des finanzpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Lothar Binding, man habe sich bereits geeinigt, bestätigte sie nicht. Binding zufolge sollen maximal 500 Euro pro Jahr angerechnet werden, zunächst befristet auf zwei Jahre. Scholz selbst betonte, es handele sich dabei um keine große finanzielle Herausforderung und verwies auf einen Einspareffekt auf der anderen Seite: Beschäftigte, die zu Hause arbeiten und von der HomeofficePauschale profitieren, könnten auf der anderen Seite keine Kosten mehr für den Weg zur Arbeit geltend machen.
Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft begrüßte die Pläne. „Auch wer nur in der häuslichen Arbeitsecke arbeitet, hat Kosten für Heizung, Strom und Wasser“, betonte ihr Vorsitzender Thomas Eigenthaler gegenüber unserer Redaktion. „Ein Jahresbetrag von 600 Euro ist für eine bloße Arbeitsecke daher völlig in Ordnung.“Gleichzeitig forderte er eine großzügige Regelung für das Kurzarbeitergeld, damit nicht auf Millionen Betroffene Nachzahlungen mit immensem Arbeitsaufwand für die Finanzämter zukämen. Die nachträgliche Besteuerung des Geldes könne mehrere hundert Euro pro Jahr zulasten des Beschäftigten ausmachen.
Der Bund der Steuerzahler zeigte sich zufrieden damit, dass eine seiner Forderungen nun offenbar umgesetzt wird. Sein Verband habe sich „von Anfang an für eine Werbungskostenpauschale von monatlich 100 Euro ausgesprochen – die fünf Euro am Tag sind also ein entsprechend guter Ansatz“, sagte Präsident Reiner Holznagel. Wer zu Hause arbeite und auf private Ressourcen zurückgreife, müsse dafür einen steuerlichen Ausgleich erhalten. „Das Steuerrecht muss dies genauso anerkennen wie die Entfernungspauschale.“
Kurzarbeitern droht eine Nachzahlung
Die FDP hingegen monierte, der Vorschlag komme zu spät und greife zu kurz.
„Für viele Bürger ist die Arbeit im Homeoffice neben beispielsweise der Kinderbetreuung schon eine große Belastung, da sollten wenigstens keine finanziellen Nachteile entstehen“, erklärte Fraktionsvize Christian Dürr. Dafür sei die Pauschale aber zu gering. Vielen Kurzarbeitern drohten zudem finanzielle Einschnitte. Sie müssten eine Steuererklärung abgeben und wegen des sogenannten Progressionsvorbehalts, nach dem steuerfreie Einnahmen wie das Kurzarbeitergeld die Steuerlast erhöhen können, mit hohen Nachzahlungen rechnen. Dürr nannte eine Pauschale von mindestens 100 Euro pro Monat angemessen.