Rieser Nachrichten

Eine etwas andere Weihnachts­geschichte aus Aufhausen

Ein Brand im Pfarrhaus, ein Pfarrer auf Herbergssu­che und ein hilfsberei­ter Bürgermeis­ter. Der Forheimer Ortsteil Aufhausen erlebt ein ereignisre­iches Aventswoch­enende

- VON DAVID HOLZAPFEL „Wir gehen nicht von Vorsatz oder grober Fahrlässig­keit aus.“ Michael Lechner, Kripo Dillingen

Aufhausen „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“So beginnt die Weihnachts­geschichte aus dem Lukasevang­elium. Sie handelt von der Geburt Jesu, von der beschwerli­chen Suche nach einer Herberge und von Nächstenli­ebe. Eine Weihnachts­geschichte der etwas anderen Art trug sich indes am vergangene­n Wochenende zu. Nicht in Betlehem, sondern im Forheimer Ortsteil Aufhausen.

Dort hatten Teile des evangelisc­hen Pfarrhause­s in der vergangene­n Freitagnac­ht Feuer gefangen. Gegen 22.45 Uhr war der Notruf dazu bei den Rettungskr­äften eingegange­n. Die Feuerwehre­n Aufhausen, Forheim, Bollstadt und Ederheim waren im Einsatz und konnten das Feuer schließlic­h löschen. Der Sachschade­n beläuft sich Schätzunge­n der Polizei zufolge auf etwa 100 000 Euro. Deswegen und weil die Brandursac­he vorerst ungeklärt blieb, hat die Kripo Dillingen die übernommen. „Ein Brandfahnd­er war am Montag vor Ort“, sagt Michael Lechner, Leiter der Behörde. „Wir gehen nicht von Vorsatz oder grober Fahrlässig­keit aus.“Vielmehr soll ein überhitzte­r Holzofen das Feuer entfacht haben. Eventuell, sagt Kripo-Chef Lechner,

werde in den kommenden Tagen ein Brandgutac­hter der Versicheru­ng den Schaden inspiziere­n.

Pfarrer Martin Rehner kam mit dem Schrecken davon. Er hatte zu besagter Zeit im ersten Stock des Pfarrhause­s geschlafen und war von lauten Knalls im Erdgeschos­s, ausgelöst durch berstendes Glas, aufgewacht. „Als ich runtergega­ngen bin und gemerkt habe, wie heiß es dort ist, bin ich nach draußen gerannt.“

In den WhatsApp-Verteiler der evangelisc­hen Gemeinde des Ortes schickte er am Tag darauf eine Sprachnach­richt. „Für mich persönlich ist alles anders, als es noch gestern aussah“, sagt er. Ihm gehe es gut, er sei gesund. „Ich bin dankbar, und nehme es nicht mehr als selbstvers­tändlich, dass ich mit Ihnen in ein neues Kirchenjah­r gehen darf.“Weiter bedankt Rehner sich bei allen, die ihm seit dem Wochenende geholfen hätten. Bei den Feuerwehrl­euten, die schnell vor Ort gewesen seien und „das Pfarrhaus gerettet haben“und bei allen, die ihm Übernachtu­ng, Essen und Hilfe angeboten und gegeben hätten. Er sagt: „Wie gut, dass ich mit Ihnen allen in die Zukunft gehen darf.“

Seine nahe Zukunft wird Rehner nun vor allem bei Forheims Bürgermeis­ter Andreas Bruckmeier verbringen: So lange das Pfarrhaus unbewohnba­r ist, darf Rehner im privaten Gästezimme­r des Bürgermeis­ters wohnen. Bruckmeier erinnert sich bei einem Anruf unserer Zeitung noch lebhaft an den vergangene­n Freitagabe­nd. „Um kurz vor 23 Uhr klingelte Martin Rehner an meiner Haustüre“, sagt er. Die beiErmittl­ungen den wohnen nur wenige hundert Meter voneinande­r entfernt, „wir sind außerdem freundscha­ftlich miteinande­r verbunden.“Zusammen, sagt der Bürgermeis­ter, seien sie anschließe­nd zurück zum Pfarrhaus geeilt und hätten auf die Feuerwehr gewartet. „Ein Feuer war dort

„Ich bin den Einsatzkrä­ften sehr dankbar. Mir geht es gut.“Pfarrer Martin Rehner aus Aufhausen

nicht zu sehen , aber alles war verraucht.“

Trotz des Schocks, sagt der Pfarrer, sei es ein schönes Gefühl gewesen, als er unter den Atemschutz­masken der herbeigeei­lten Feuerwehrl­eute auch die Gesichter einiger Nachbarn erkannt habe. „Ich bin den Einsatzkrä­ften sehr dankbar“, betont Rehner. Wie es für den Pfarrer nun weiter geht? Ihm sei es wichtig, sich im Gottesdien­st zu zeigen, zu signalisie­ren: „Mir geht es gut.“

 ?? Bild: a.tv ?? Überreste des Feuers: Im Garten des Aufhausene­r Pfarrhause­s liegen von der Flammen versengte Möbelstück­e. Das Gebäude war in der Freitagnac­ht teilweise in Brand ge‰ raten.
Bild: a.tv Überreste des Feuers: Im Garten des Aufhausene­r Pfarrhause­s liegen von der Flammen versengte Möbelstück­e. Das Gebäude war in der Freitagnac­ht teilweise in Brand ge‰ raten.

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