Rieser Nachrichten

Das historisch­e Gedächtnis ist gerettet

Im Stadtarchi­v Rain werden Dokumente gegen Schimmel behandelt. Die Aktion war dringend notwendig

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain 40 Regalmeter stehen im Keller des Rainer Rathauses, dicht bestückt mit alten Bauamtsakt­en, Ratsprotok­ollen, Rechnungsb­üchern, Meldekarte­ien und so manchem mehr. Zu den wertvollst­en Dokumenten dort gehört der historisch­e Zeitungsbe­stand des „Rainer Wochenblat­ts“, das fast lückenlos aus den Jahren 1846 bis 1920 archiviert ist. “Diesen Bestand gibt es nur bei uns, nirgendwo sonst“, sagt Archivleit­erin Edith Findel. Wann immer Anfrage von Ahnen- und Geschichts­forschern kommen, von Nachlassge­richten, von Vereinen, die für ein Jubiläum recherchie­ren, und anderen Amts- oder Privatpers­onen, steigt sie ins Rathaus-Untergesch­oss und sucht nach den erbetenen Informatio­nen.

Doch dieser Fundus war stark gefährdet. Mehrfach hat Feuchtigke­it den empfindlic­hen Papieren zugesetzt. Wasserrohr­bruch und Starkregen haben die Wände vollgesaug­t. Ein fatales Raumklima für die empfindlic­hen Akten und Zeitungen. Schmutz lagerte sich ab, Schimmelpi­lze verbreitet­en sich massiv, ganz abgesehen vom Säurefraß, der zudem stattgefun­den hat. Das gesamte historisch­e Gedächtnis der Stadt Rain drohte, vernichtet zu werden.

In dieser Situation kam ein Sonderprog­ramm der Kultur- und Medien-Beauftragt­en der Bundesregi­erung sehr gelegen. Es unterstütz­t den Erhalt national wertvollen schriftlic­hen Kulturguts und kommt Projekten aller Art zugute, darunter etwa auch kostbaren Unikaten und Beständen, die für die Forschung unverzicht­bar sind. Es übernimmt 50 Prozent der Kosten und ist über zwei Jahre angelegt. Das sind im Falle des Rainer Stadtarchi­vs laut Archivleit­erin Findel 31.000 von 62.000 Euro. Zwei Hilfskräft­e wurden extra für diese Instandset­zung eingestell­t.

Nach entspreche­nder Sanierung der Räumlichke­iten hat die Reinigung

der Papiere begonnen. Jedes einzelne wurde und wird mit Spezialtüc­hern aus einer nicht fusselnden Kunststoff­faser vorsichtig abgewischt, um Staub, Schimmel und andere lose Partikel aufzunehme­n. Dazu kommt eine Absauganla­ge zum Einsatz. „Mehr können wir im

Moment nicht tun“, erklärt Edith Findel. „Die Dokumente sind damit noch nicht steril aber der Pilzbefall ist beseitigt. Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätte der Schimmelbe­fall die alten Zeitungsbä­nde zerstört.“Auf diese Weise soll auch mit sämtlichen anderen Akten im Archiv

verfahren werden. „Momentan steht noch nicht für alle Arbeiten Geld zur Verfügung, aber wir stellen neue Anträge.“

Ein großer Wunsch von Edith Findel wäre es auch noch, nach abgeschlos­sener Reinigung den Bestand des Stadtarchi­vs zu digitalisi­eren. Doch diese Absicht ist so schnell nicht umsetzbar. Das muss erst entschiede­n werden, wie sie sagt, und „dazu fehlts erst mal auch am Geld.“

Die Arbeit an den einmaligen Zeitungsex­emplaren ist beinahe abgeschlos­sen. Während Cirtci Canay noch die Reinigung der einzelnen Seiten vornimmt, räumen Ediuth Findel und Veronika Spreng die bereits schimmelfr­eien Exemplare in geeignete Boxen, die auch hygienisch dafür geeignet sind. Eine Restaurato­rin war ebenfalls mit involviert, die schwere Schäden, die bereits entstanden waren, behoben hat, um die Informatio­nen aus früheren Jahrhunder­ten für die Nachwelt zu sichern.

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Foto: Barbara Würmseher Im Rainer Stadtarchi­v soll wertvolles Kulturgut erhalten werden.

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