Rieser Nachrichten

Wer spielt ein doppeltes Spiel?

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine.de

Fast sieht es so aus, als würde so manch ein bayerische­r Oberbürger­meister oder Landrat mit gespaltene­r Zunge sprechen. Vor der Videokonfe­renz mit Kanzlerin Merkel und Ministerpr­äsident Söder waren jedenfalls einige Wortmeldun­gen auf dem Markt, in denen es um Lockerunge­n der Corona-Regeln, Öffnungen des Einzelhand­els und eine Perspektiv­e für die Bürger ging, die der Pandemie müde sind. Doch bei der Konferenz selbst – also Auge in Auge mit der Macht – war davon nicht mehr die Rede. Es gab keinen ernsthafte­n Widerspruc­h. Die Kommunalpo­litiker in Bayern tragen den vorsichtig­en Kurs von Merkel und Söder geschlosse­n mit.

Die Erklärung dafür liegt auf der Hand. Die Oberbürger­meister und Landräte sind diejenigen, bei denen der Ärger zuerst ankommt – direkt und ungefilter­t. Sie reagieren darauf, indem sie Verständni­s zeigen und dem Verdruss im Land ein Ventil geben. Doch größer als der Druck von Eltern, die sich endlich wieder richtigen Schulunter­richt für ihre Kinder wünschen, oder von Einzelhänd­lern, die ernsthaft um ihre Existenz bangen, ist die Sorge vor einer dritten Welle der Pandemie. Ein dritter Lockdown würde noch erheblich mehr Schaden anrichten. Dafür will niemand die Verantwort­ung übernehmen.

Tröstlich ist, dass die Mehrheit der Kommunalpo­litiker kein doppeltes Spiel spielt. Es waren nur einige, die daheim den Mund weit aufgemacht und dann, als es darauf ankam, den Kopf eingezogen haben. Von ihnen sollten sich die Bürger nicht täuschen lassen.

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