Stromschlag gegen Schlaf! Rammstein vs. Eagles
Irgendein Kritiker nörgelte hinterher, das sei verlogene Cowboy-Romantik gewesen. Hat uns empört. Wir hatten einen Riesenspaß, getanzt und den zweitbesten Rocksong aller Zeiten live gehört: Die Eagles waren 1977 mit „Hotel California“in der Münchner Olympiahalle gelandet und hatten allen, die nicht so genau wussten, was die sonst Schönes im Gepäck haben, einen tollen Abend bereitet. Sah sie dann noch zweimal, es war erwartbar edel, schön gespielt – und ich froh, keinen Haufen Geld gezahlt zu haben, weil ich mir das nun als Kritiker anhören konnte. Das letzte Mal sah ich sie in der Arte-Mediathek (da gibt’s jederzeit, wie bei 3sat, Konzerte), im Mitschnitt von der „Farewell“-Tour, Melbourne, 2004: sehr gesetzte Männer, sehr edle Anzüge, sehr teure Instrumente, mit sehr guten Begleitmusikern: sehr sauber, gepflegt und… –
…da habe ich umgeschaltet, bevor die Augenlider nach unten sanken. Ebenfalls in der Mediathek: Rammstein. Na ja, mal reinschauen, hast du zwar schon live erlebt, im TV-Format wird das ja eh nicht so … –
… und dann saß ich da mit großen Augen und konnte nicht ins Bett gehen. Der Mitschnitt stammt von der „Liebe ist für alle da“-Tour, aufgezeichnet 2010 im New Yorker Madison Square Garden, dem Tempel für alles Überlebensgroße. Etliche Songschnipsel davon finden sich auch bei Youtube. In der Olympiahalle, irgendwo auf den billigeren Plätzen, sind Rammstein mit ihrer gigantischen Licht- und Feuershow natürlich auch ein Erlebnis. Aber so hautnah auf dem Bildschirm, mit allen Details – das treibt einem das Adrenalin aus den Poren. Ständig blitzt, flammt, explodiert und flackert irgendwas. Eine Show wie ein Luftangriff, Musik wie Trommelfeuer. Rammstein sind purer Überwältigungsrock, ein Stromschlag für die Sinne. Das würde live mal wieder guttun. Gerade hilft leider nur: Youtube gucken oder die DVD „In Amerika“kaufen.