BriefbombenSpur führt nach Ulm
Die Ermittler glauben, dass die Angriffe auf drei Lebensmittelfirmen auf das Konto eines Serientäters gehen. Wenigstens eine gute Nachricht gibt es
Neckarsulm/Ulm Nach Explosionen bei Lebensmittelfirmen in Neckarsulm und Eppelheim (beides BadenWürttemberg) vermuten die Ermittler einen Serientäter hinter den Angriffen. Auch eine dritte, entschärfte Briefbombe, die am Münchner Flughafen entdeckt wurde, könnte auf sein Konto gehen. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen. Eine Spur deute aber darauf hin, dass die Postsendungen in Ulm auf den Weg gebracht wurden, teilte die Staatsanwaltschaft Heidelberg am Freitag mit.
Weiter bestätigt die Staatsanwaltschaft, dass die dritte Sendung an den Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen an der Ilm adressiert war. Die kriminaltechnischen Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Nach derzeitigem Stand sollen die Taten aber zusammenhängen. Dass noch weitere Briefbomben im Umlauf sind, wird als „wenig wahrscheinlich“eingeschätzt. Gänzlich ausschließen können die Behörden es aber nach eigenen Angaben nicht.
Die dritte Sendung war in der Nacht zum Donnerstag an einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen identifiziert und entschärft worden. Offenbar war sie gemeinsam mit dem Brief und dem Paket für den Getränkehersteller Wild (Capri-Sun) in Eppelheim und die Lidl-Zentrale in Neckarsulm an einer Postannahmestelle abgegeben worden.
Laut sei die Entdeckung der dritten Bombe kein Zufallsfund gewesen. Ermittler aus Baden-Württemberg hätten den konkreten Hinweis gegeben, dass es dort eine weitere Briefbombe geben muss. Bislang liegt das Motiv völlig im Dunkeln. Eine Sonderkommission mit 100 Beamten untersucht die Fälle und beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten. So ist ein Briefbomben-Erpresser, der 2017 die Menschen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Angst und Schrecken versetzte, immer noch auf freiem Fuß. Im ErmittlerTeam sind auch Beamte des Polizeipräsidiums Ulm.
Die drei Sendungen trugen fiktive Absender. Ein Bekennerschreiben war am Freitagmittag noch nicht eingegangen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es.
In einer Pressemitteilung hieß es:
„Derzeit prüfen Spezialistinnen und Spezialisten sämtliche an den Tatorten und der entschärften Sendung gesicherte Spuren, um möglichst rasch der Täterschaft, zu deren Motivlage bislang noch keine Erkenntnisse vorliegen, auf die Spur zu kommen.“
Unterdessen sind alle Verletzten aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ein Mitarbeiter von Wild in Eppelheim hatte am Dienstag ein Knalltrauma erlitten, als er in der Warenannahme ein Paket angenommen hatte. Drei Menschen wurden am Mittwoch beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm verletzt.
Der Lebensmittelverband ruft seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss“, sagte ein Sprecher. Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze, so der Sprecher. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie „eingedroschen“. Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen.