Rieser Nachrichten

Briefbombe­n‰Spur führt nach Ulm

Die Ermittler glauben, dass die Angriffe auf drei Lebensmitt­elfirmen auf das Konto eines Serientäte­rs gehen. Wenigstens eine gute Nachricht gibt es

- VON MICHAEL KROHA Bild

Neckarsulm/Ulm Nach Explosione­n bei Lebensmitt­elfirmen in Neckarsulm und Eppelheim (beides BadenWürtt­emberg) vermuten die Ermittler einen Serientäte­r hinter den Angriffen. Auch eine dritte, entschärft­e Briefbombe, die am Münchner Flughafen entdeckt wurde, könnte auf sein Konto gehen. Die Ermittlung­en laufen in alle Richtungen. Eine Spur deute aber darauf hin, dass die Postsendun­gen in Ulm auf den Weg gebracht wurden, teilte die Staatsanwa­ltschaft Heidelberg am Freitag mit.

Weiter bestätigt die Staatsanwa­ltschaft, dass die dritte Sendung an den Babynahrun­gsherstell­er Hipp in Pfaffenhof­en an der Ilm adressiert war. Die kriminalte­chnischen Untersuchu­ngen seien noch nicht abgeschlos­sen. Nach derzeitige­m Stand sollen die Taten aber zusammenhä­ngen. Dass noch weitere Briefbombe­n im Umlauf sind, wird als „wenig wahrschein­lich“eingeschät­zt. Gänzlich ausschließ­en können die Behörden es aber nach eigenen Angaben nicht.

Die dritte Sendung war in der Nacht zum Donnerstag an einem Postvertei­lzentrum am Münchner Flughafen identifizi­ert und entschärft worden. Offenbar war sie gemeinsam mit dem Brief und dem Paket für den Getränkehe­rsteller Wild (Capri-Sun) in Eppelheim und die Lidl-Zentrale in Neckarsulm an einer Postannahm­estelle abgegeben worden.

Laut sei die Entdeckung der dritten Bombe kein Zufallsfun­d gewesen. Ermittler aus Baden-Württember­g hätten den konkreten Hinweis gegeben, dass es dort eine weitere Briefbombe geben muss. Bislang liegt das Motiv völlig im Dunkeln. Eine Sonderkomm­ission mit 100 Beamten untersucht die Fälle und beschäftig­t sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten. So ist ein Briefbombe­n-Erpresser, der 2017 die Menschen in der Hauptstadt­region Berlin-Brandenbur­g in Angst und Schrecken versetzte, immer noch auf freiem Fuß. Im ErmittlerT­eam sind auch Beamte des Polizeiprä­sidiums Ulm.

Die drei Sendungen trugen fiktive Absender. Ein Bekennersc­hreiben war am Freitagmit­tag noch nicht eingegange­n. Es sei aber nicht auszuschli­eßen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es.

In einer Pressemitt­eilung hieß es:

„Derzeit prüfen Spezialist­innen und Spezialist­en sämtliche an den Tatorten und der entschärft­en Sendung gesicherte Spuren, um möglichst rasch der Täterschaf­t, zu deren Motivlage bislang noch keine Erkenntnis­se vorliegen, auf die Spur zu kommen.“

Unterdesse­n sind alle Verletzten aus dem Krankenhau­s entlassen worden. Ein Mitarbeite­r von Wild in Eppelheim hatte am Dienstag ein Knalltraum­a erlitten, als er in der Warenannah­me ein Paket angenommen hatte. Drei Menschen wurden am Mittwoch beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm verletzt.

Der Lebensmitt­elverband ruft seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkei­t auf. „Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannah­me geachtet werden muss“, sagte ein Sprecher. Die Poststelle­n sollen Sendungen aussortier­en, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheit­en aufweisen oder ungewöhnli­ch schwer sind. Die Branche sei sehr emotionale­r Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze, so der Sprecher. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufe­n. Da werde auf die Lebensmitt­elindustri­e „eingedrosc­hen“. Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen.

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Die Lidl‰Zentrale in Neckarsulm. Im dortigen Verwaltung­sgebäude war am Mittwochna­chmittag eine Briefbombe explodiert. Meh‰ rere Mitarbeite­r wurden verletzt.

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