Rieser Nachrichten

„Fast eine Tragödie“

Für Corentin Tolisso ist die Saison gelaufen. Der 26-Jährige riss sich eine Sehne im Oberschenk­el. Trainer Flick wehrt sich juristisch gegen die AfD

- VON FLORIAN EISELE

München Als Corentin Tolisso im Sommer 2017 beim FC Bayern als Neuzugang präsentier­t wurde, waren die Erwartunge­n groß. 42,5 Millionen Euro überwiesen die Münchner damals an Olympique Lyon und machten den Mittelfeld­spieler zum teuersten Bundesliga­spieler der Geschichte – ein unter Spielern mäßig beliebter Titel, den sich zwei Jahre später sein heutiger Vereinskol­lege Lucas Hernandez sichern sollte. Der Spitzname Tolissos war ebenso vielverspr­echend: „Schweizer Taschenmes­ser“wurde er in seiner Heimat Frankreich wegen seiner Vielseitig­keit und Zuverlässi­gkeit genannt.

Es sind Erwartunge­n, die Tolisso während seiner bisher drei Spielzeite­n nie richtig erfüllen konnte. Vor allem Verletzung­en machten ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Von 157 möglichen Pflichtspi­elen verpasste Tolisso laut einer Aufstellun­g des Branchendi­enstes Transferma­rkt 63 Partien, weil der Körper streikte. Das teure Schweizer Taschenmes­ser aus Lyon – es präsentier­t sich in München stark reparatura­nfällig.

Insofern passte es ins Bild, was sich am Donnerstag im BayernTrai­ning ereignete: Bei einem Torabschlu­ss verzog Tolisso das Gesicht, griff sich an den Oberschenk­el und meldete sich danach ab. Eine Untersuchu­ng der Bayern-Ärzte bestätigte die schlimmste­n Befürchtun­gen: Sehnenabri­ss im Oberschenk­el, drei Monate Pause. Die Saison ist damit für Tolisso so gut wie beendet. Am Freitagmor­gen wurde der Franzose in München operiert. Wenige Stunden später verkündete Bayern-Trainer Hansi Flick die Nachricht in der Pressekonf­erenz vor dem Spitzenspi­el gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und fügte an: „Das tut mir sehr leid für ihn, weil er in den kommenden Wochen die Möglichkei­t gehabt hätte, zu zeigen, was er kann.“So wie am Montagaben­d, als er mit einem Tor für die müden Weltpokals­ieger einen Punkt gegen Bielefeld gerettet hatte. Mit einem Blick auf die Verletzung­shistorie seines Spielers fügte Flick, den in seiner Spielerkar­riere selbst viele Verletzung­en plagten, an: „Es ist fast eine Tragödie.“

Tatsächlic­h ist der Begriff Tragödie für einen Gehaltsmil­lionär wie Tolisso etwas zu hoch gehängt – extrem bitter stellt sich die Situation für den Franzosen aber auf jeden Fall dar. Denn auch hinsichtli­ch seiner Vertragssi­tuation kommt die Verletzung zur Unzeit. Sein Arbeitspap­ier läuft im Sommer 2022 aus. Im Finanzplan des Profi-Fußballs bedeutet das: Entweder Tolisso verlängert seinen Vertrag – oder er soll im Sommer verkauft werden, um einen ablösefrei­en Abgang des einstmals teuersten Bundesliga-Profis zu verhindern. Auch für den FC Bayern kommen nur diese beiden Szenarien infrage – aber wer zahlt Millionen für einen Verletzten? Eine Frage, die die Zukunft beantworte­n wird. In den Kader zurückkehr­en wird hingegen das Trio Jérôme Boateng, Javi Martínez und Leon Goretzka – die beiden Letztgenan­nten könnten Tolissos Position im Mittelfeld einnehmen.

Unterdesse­n hat Trainer Flick andere Probleme: Der 55-Jährige geht juristisch gegen den AfD-Bundestags­abgeordnet­en Johannes Huber vor, der ein Zitat Flicks zu SPDPolitik­er Karl Lauterbach samt eines Bildes des Trainers auf seiner Facebook-Seite verwendet hatte. Mittlerwei­le ist der Post zwar wieder gelöscht, der Ärger Flicks aber noch nicht verraucht: „Ich habe das meinem Anwalt übergeben und gehe mit allen Möglichkei­ten dagegen vor. Ich möchte mit dieser Partei nicht in Verbindung gebracht werden. Das sind nicht meine Werte, nicht meine Überzeugun­g.“

 ?? Foto: Tim Groothuis, Witters ?? Mal wieder außen vor: Für Corentin Tolisso vom FC Bayern ist die Saison wegen eines Sehnenriss­es im Oberschenk­el so gut wie beendet. Das verkompliz­iert auch die Vertragssi­tuation des Mittelfeld­spielers.
Foto: Tim Groothuis, Witters Mal wieder außen vor: Für Corentin Tolisso vom FC Bayern ist die Saison wegen eines Sehnenriss­es im Oberschenk­el so gut wie beendet. Das verkompliz­iert auch die Vertragssi­tuation des Mittelfeld­spielers.

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