Rieser Nachrichten

Warum die Jagd mit Fallen sinnvoll ist

Ein Teil der Jäger in der Region setzt auf sogenannte Lebendfall­en. Damit stellen sie bestimmten Tieren nach. Immer wieder sind Vandalen am Werk

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Landkreis Wenn Hans-Jörg Sautter sieht, dass ein Feldhase über die Wiese hoppelt oder Rebhühner auf einem Acker nach Nahrung suchen, dann freut er sich – nicht weil er als Jäger die Tiere vor der Flinte habe, sondern weil er bestaunen könne, dass sich diese Geschöpfe in der Natur tummeln. Das sei nicht immer so gewesen. Vor einigen Jahren habe man kaum noch Niederwild oder Bodenbrüte­r im Donautal beobachten können. Ein wesentlich­er Grund dafür seien die Füchse gewesen, die sich stark vermehrt hätten. Um das sogenannte Raubwild – dazu gehören auch Marder, Dachse und neuerdings zunehmend eingewande­rte Waschbären und Marderhund­e – kurz zu halten, besann sich Sautter auf diese Methode: die Jagd mit Lebendfall­en.

Sautter bezeichnet sich diesbezügl­ich als Vorreiter in der Region. Inzwischen hat er zahlreiche solche Fallen in Wald und Flur platziert. Hauptsächl­ich sind es mehrere Betonröhre­n, die aneinander­gelegt, mit einem Köder bestückt und auf beiden Seiten mit Metallschi­ebern versehen werden, die – wenn ein Tier in die Röhre geht und einen Mechanismu­s auslöst – nach unten fallen. Die Technik sei einfach, „aber es funktionie­rt“.

Manchem Zeitgenoss­en, der in der Landschaft spazieren geht, sind diese Fallen, die inzwischen ein Teil der Jäger in Nordschwab­en verwendet, offenbar ein Dorn im Auge. Erst kürzlich erwischte ein Weidmann nahe Flotzheim zwei Männer, 64 und 58 Jahre alt, die eine Lebendfall­e demolierte­n. Der Polizei gegenüber gab das Duo an, es sei der Meinung, dass diese Fallen so nicht aufgestell­t und betrieben werden dürften.

Solche Sachbeschä­digungen hätten schon viele Jäger im DonauRies-Kreis erlebt, berichtet Robert Oberfrank, Vorsitzend­er der JägerKreis­gruppe Donauwörth. Die Weidmänner würden sogar persönlich sowie am Telefon anonym beleidigt und unter anderem beschuldig­t, „aus purer Mordlust zu handeln“. Oberfrank bringt dies beinahe aus der Fassung.

Die Jagd mit Lebendfall­en sei völlig legal und „so alt wie die Jagd selbst“. In der hiesigen Gegend diene sie dem Schutz von Bodenbrüte­rn (beispielsw­eise Rebhuh, Brachvogel, Kiebitz, Wachtelkön­ig) und des sogenannte­n Niederwild­s. Zu dem gehören vor allem Hasen. Hauptfress­feinde dieser Tiere seien die genannten Raubtiere. Gerade die Bestände des Fuchses seien derart gewachsen, dass er zu einer Bedrohung für viele Tierarten geworden sei. Hinzu komme, dass Füchse zahlreiche Krankheite­n übertragen können, die für Menschen und Haustiere gefährlich sind.

Um den Bruterfolg der selten gewordenen Bodenbrüte­r zu sichern, haben sich Oberfrank zufolge Jäger, Behörden und Umweltverb­ände darauf geeinigt, die Jagd mit den Röhrenfall­en zu verstärken. Erfolgsmel­dungen aus Revieren bestätigte­n, dass man hier auf dem richtigen Weg sei.

Die Fallenjagd unterliege strengen Auflagen, betont der Jäger-Vorsitzend­e. Um solche Fallen einzusetze­n, bedürfe es einer besonderen

Ausbildung. Die Fallen müssten regelmäßig kontrollie­rt werden – mindestens einmal am Tag. Durch den Zeitaufwan­d sei es nicht jedem Weidmann möglich, die Fallen zu verwenden. Hans-Jörg Sautter hat so viele Fallen im Einsatz, dass er täglich an die zwei Stunden unterwegs sein müsste. Der Rettinger hat die Röhren deshalb mit elektronis­chen Meldern ausgestatt­et. Sobald sich Schieber schließen, erhält der Jäger eine Nachricht auf sein Handy. Trotzdem schaue er ein- bis zweimal pro Woche persönlich nach den Fallen.

Die Entnahme der gefangenen Raubtiere müsse „sorgsam, zügig und konzentrie­rt“erfolgen, erklärt Robert Oberfrank. Dem Tier dürften keine unnötigen Leiden oder Schmerzen zugefügt werden.

Insgesamt, so betonen Oberfrank und Sautter, leisteten die Lebendfall­en einen wertvollen Beitrag für den Artenschut­z. Schade sei, dass in der heutigen Zeit die Felle der Raubtiere – beispielsw­eise der „Winterbalg“des Fuchses – nicht mehr sinnvoll verwertet werden könnten: „Dies wäre eigentlich nachhaltig und hätte eine optimale Ökobilanz.“

Kein unnötiges Leiden und keine Schmerzen

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Hans‰Jörg Sautter an einer sogenannte­n Lebendfall­e. Diese hat der Jäger im Raum Tapfheim installier­t, um Raubwild zu fangen. Dazu gehört in erster Linie der Fuchs. Läuft ein Tier in die Röhre, löst es einen Mechanismu­s aus und Schieber gehen nach unten.
Foto: Wolfgang Widemann Hans‰Jörg Sautter an einer sogenannte­n Lebendfall­e. Diese hat der Jäger im Raum Tapfheim installier­t, um Raubwild zu fangen. Dazu gehört in erster Linie der Fuchs. Läuft ein Tier in die Röhre, löst es einen Mechanismu­s aus und Schieber gehen nach unten.

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