Rieser Nachrichten

„Wir rechnen mit steigenden Zahlen“

Seit zehn Tagen liegt der Landkreis Donau-Ries unter der Inzidenz von 35. Warum die Region nicht die Null erreicht und wie sich die Menschen trotz Lockdown anstecken

- VON BARBARA WILD

Landkreis Seit gut zehn Tagen liegt die Inzidenz im Landkreis DonauRies unter dem Wert von 35. Für die Bundespoli­tik ist das die ausgegeben­e Marke, die bei dauerhafte­r Unterschre­itung den Weg für Lockerunge­n frei macht. Argumentat­ion ist dabei stets, das die regionalen Gesundheit­sämter die Infektions­wege des Coronaviru­s wieder nachverfol­gen können.

Doch so einfach ist diese Rechnung wohl doch nicht. Das erklärt zumindest Dr. Raffaella Hesse, Leiterin des Gesundheit­samtes DonauRies auf Nachfrage. Denn das Problem bei der Nachvollzi­ehbarkeit der Infektions­ketten sei vor allem, dass die betroffene­n Personen nicht angeben können, wo sie sich infiziert haben.

Als die Inzidenzen sehr hoch waren, war dieses sogenannte diffuse Infektions­geschehen vor allem der Grund dafür, dass das Gesundheit­samt weitere Kontaktper­sonen weder identifizi­eren oder zu einem Test auffordern konnte. Folglich wurden viele Infizierte nicht erkannt. Sie konnten das Virus weitergebe­n, ohne selbst von einer Infektion zu wissen oder es zu spät erfuhren. Die Folge: Die Infektions­kette konnte also nicht unterbroch­en werden, was aber so wichtig ist für den Rückgang der Zahlen.

Eine zweite Beobachtun­g seien sogenannte Infektions­kreise. „Bei einer Reihe positiv getesteter Personen, die miteinande­r in Beziehung stehen, war gar nicht mehr klar, wie der Anfang und das Ende der Infektion definiert werden kann“, berichtet Dr. Hesse.

Laut RKI wurden allein am 10.

Januar 71 Neuinfekti­onen an einem Tag im Landkreis gemeldet. Zum Vergleich: In der vergangene­n Woche waren es zwischen einem und sechs positiv Getesteten pro Tag. Selbst bei so wenigen Infizierte­n, sei es nicht immer eindeutig, wo sich diese anstecken. „Es werden lediglich Kontakte am Arbeitspla­tz angegeben“, so Dr. Hesse. Auch eine Übertragun­g innerhalb der Familie sei in ihren Augen sehr wahrschein­lich.

Seitdem die Inzidenz durch den Lockdown zunächst stark gefallen ist und nun auf niedrigem Niveau steht, sei eine kleine Entlastung im Gesundheit­samt spürbar. „Die Dienste fallen etwas kürzer aus und die Mitarbeite­r können nach einem langen und überstunde­nlastigen Jahr 2020 mit vielen durchgearb­eiteten Wochenende­n endlich wohlverdie­nte Freizeit genießen“, schreibt Dr. Hesse auf die schriftlic­h übermittel­ten Fragen. Doch sie glaubt nur an eine kurze Verschnauf­pause: „Wir rechnen aber aufgrund der zunehmende­n Verteilung der Virusvaria­nten in Nachbarlän­dern und die anstehende Wiedereröf­fnung von Schulen und Kindertage­sstätten mit einem Wiederanst­ieg der Zahlen.“

Dieser Trend zeichnet sich bereits seit wenigen Tagen ab. Seit vergangene­n Freitag, 19. Februar, steigt die Inzidenz wieder leicht an, dieser Trend ist auch bayern- und landesweit spürbar und schlägt sich in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft durch steigende Inzidenzen nieder. Politik wie Medizin warnen vor einer dritten Welle. In Augsburg wurden sowohl Virusmutat­ionen der britischen wie der südafrikan­ischen Variante festgestel­lt und auch hier steigt die Zahl der Neuinfekti­onen. Würde im Landkreis die Inzidenz wieder über die Marke von 100 springen, bedeutet das wohl das Ende des erst seit Montag umgesetzte­n Wechselunt­erricht für die Schüler: Die Kinder würden wieder Zuhause lernen müssen. So zumindest ist die aktuelle Vorgabe der Staatsregi­erung in München.

Doch ist es angesichts der allgemeine­n Entwicklun­g realistisc­h, dass die Corona-Lage im Landkreis so positiv bleibt? Wohl kaum – wie auch Dr. Hesse bestätigt. Zwar würde die allgemeine Lage vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it eingeschät­zt werden und die Informatio­nen über das Robert-Koch-Institut laufen. Doch sie macht klar: „Da es sich um eine Pandemie handelt, kann der Landkreis nicht isoliert betrachtet werden.“

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Foto: Horst Hörger Seit Tagen liegt der Inzidenzwe­rt für den Landkreis Donau‰Ries unter 35. Doch die Leiterin des Gesundheit­samtes Donau‰Ries, Dr. Raffaela Hesse, rechnet mit steigenden Zahlen.

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