Rieser Nachrichten

Schranke bleibt trotz fahrendem Zug oben

Bürger wundern sich über die Vorgänge an einem Bahnüberga­ng in Nördlingen

- VON VERENA MÖRZL

Nördlingen Die Bahnwärter in Nördlingen haben Kultstatus. Bekanntlic­h kurbeln sie die Schranken händisch nach oben und unten, sobald ein Zug Richtung Aalen oder Donauwörth fährt. Ähnlich würde die Schranke auch in der Nähe von Hagebaumar­kt und Impfzentru­m funktionie­ren. Doch sie bleibt oben, selbst wenn ein Güterzug kommt.

Den Hintergrun­d zu dieser doch recht ungewöhnli­chen und scheinbar unsicheren Praktik erklärt Patrick Zeitlmann von der BayerBahn. Für die Strecke ist zwar die mittelfrän­kische Eisenbahng­esellschaf­t MEBG zuständig. Doch um einen Zug in seinem Verantwort­ungsbereic­h handelte es sich, den ein Rieser sah, als er mit seinem Auto auf die Nördlinger Bahnkreuzu­ng zufuhr und sich wunderte.

Denn die Schranken blieben trotz des durchfahre­nden Güterzuges oben.

Für alle Züge und damit auch die der BayernBahn müsse eben jener Bahnüberga­ng derzeit mit einem Mitarbeite­r gesichert werden, erklärt Zeitlmann. Das erfolge gemäß der „Fahrdienst­vorschrift für nicht bundeseige­ne Eisenbahne­n (B19) Paragraf 44 (15)“durch das Zugpersona­l. Ein Mitarbeite­r müsse das Halt-Zeichen solange zeigen, bis das erste Eisenbahnf­ahrzeug die Straßenmit­te erreicht hat. Ist er fertig, steigt er wieder auf die Lok auf und fährt weiter.

Weil dann aber niemand mehr an der Kreuzung zu sehen sei, könne für später ankommende Autofahrer der Eindruck entstehen, dass der Zug ungesicher­t über die Straße rolle. Das sei aber nicht der Fall. Der Defekt lasse sich nur derzeit nicht anders als mit Personal beheben. Der BayernBahn-Sprecher verweist an dieser Stelle aber auf den grundsätzl­ichen Vorrang der Eisenbahn – für diesen sei bereits das Andreaskre­uz

auch ohne weitere Schranken oder Sicherungs­personal ausreichen­d. Insgesamt müssen die Bahnbetrei­ber feststelle­n, dass sich Autofahrer gerade in Bereichen mit geringem Bahnverkeh­r auf ein „da kam bisher noch nie etwas“verlassen würden. „Bahnübergä­nge sind leider unabhängig von der Sicherungs­art als klarer Unfallschw­erpunkt erkannt und bedürfen von allen Beteiligte­n höchste Aufmerksam­keit“, sagt Zeitlmann.

Die Stadt Nördlingen teilt auf eine Nachfrage unserer Redaktion mit, dass sie den Bahnüberga­ng für nicht ausreichen­d gesichert hält. Das sei auch bei einer Verkehrssc­hau so kommunizie­rt worden, sagt Sprecherin Christina Atalay. Nach dem Eisenbahnr­echt sei aber die Stadt in diesem Fall nicht zuständig. Atalay sagt: „Wir können nur sagen, dass uns das stört, aber können nicht direkt tätig werden.“

Nach Informatio­nen der Stadt Nördlingen soll die Anlage repariert werden. Ein Datum stehe allerdings noch nicht fest.

 ?? Foto: Screenshot RN/ Winter ?? Der Güterzug rollt über die Bahnkreuzu­ng am Hagebaumar­kt, die Schranken sind oben.
Foto: Screenshot RN/ Winter Der Güterzug rollt über die Bahnkreuzu­ng am Hagebaumar­kt, die Schranken sind oben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany