Rieser Nachrichten

Zugemüllt

Am ersten Frühlingsw­ochenende quellen die Mülleimer in der Stadt über. Viele werfen Verpackung­en einfach auf den Boden. Das ärgert nicht nur den Oberbürger­meister

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Seit Wochen ist so vieles verboten, was sonst zum schönen Leben dazugehört. Kalt und eisig war es zuletzt zudem – kein Wunder, dass die ersten wärmenden Sonnenstra­hlen am vergangene­n Wochenende so viele nach draußen lockten. Auch in Nördlingen genossen die Menschen das Frühlingsw­etter und dazu noch ein Eis, einen Kaffee oder einen Snack. Ihren Verpackung­smüll ließen viele einfach liegen. Das ärgert nicht nur Oberbürger­meister David Wittner, der jetzt sogar Konsequenz­en prüfen lässt: „Ich bin höchst unzufriede­n, wie es ausgesehen hat.“

Die Stadt habe in der Vergangenh­eit auf das Müll-Problem bereits reagiert, sagt Wittner, und beispielsw­eise in der Nähe des Rathauses einen Unterflur-Mülleimer installier­en lassen. Diese besonderen Abfallbehä­lter verfügen über einen Hohlraum unter dem sichtbaren Eimer und haben damit deutlich mehr Kapazität. Allerdings sei es nicht überall möglich, eine Grube unter

Mülleimer auszuheben, etwa weil im Boden Leitungen verlaufen, erklärt der Oberbürger­meister. Und wenn ein Passant eine Pizzaschac­htel in den Abfallbehä­lter werfe und die stecken bleibe, nutze der ganze Hohlraum darunter nichts.

Die Stadt hat im vergangene­n Sommer auch deshalb ein weiteres System getestet: den sogenannte­n Press-Hai. Der stand vor dem Fotohaus Hirsch in der Fußgängerz­one und sorgte für allerlei Gesprächss­toff.

Der Press-Hai macht genau das, was sein Name vermuten lässt: Er presst den Müll zusammen. Betrieben wird er von einer Solarzelle. Und ein bisschen clever ist der Press-Hai auch noch: Laut Wittner meldet er sich, wenn er entleert werden muss. All diese Funktionen schlagen sich allerdings im Preis von rund 10 000 Euro pro Exemplar nieder. Der Oberbürger­meister will dennoch noch weitere anschaffen, zudem solle der Baubetrieb­shof alle Mülleimer an neuralgisc­hen Punkten öfter leeren. Doch Wittner sagt auch: „Es ist schon die Frage, ob das alles personell und finanziell Aufgabe der Kommune sein kann.“

Aus seiner Sicht hat es etwas mit guter beziehungs­weise schlechter Kinderstub­e zu tun, ob der Müll ordnungsge­mäß entsorgt wird oder einfach auf dem Boden landet. Nicht zuletzt könne man Verpackung­en auch zum nächsten Abfallbehä­lter tragen oder gleich mit nach Hause nehmen. Derzeit prüfe das Rechtsamt, ob die entspreche­nde Satzung der Stadt noch „geschärft“werden könne – sprich, ob man strengere Regeln erlassen kann. Zudem will Wittner eine Aufklärung­skampagne starten, es gebe auch einen Antrag der SPD zu diesem Thema.

Dritter Aspekt ist für den Oberbürger­meister bei diesem Problem: Wer bringt den Verpackung­smüll eigentlich in den Umlauf? Für die Verantwort­lichen sei ein Einwegprod­ukt meist wirtschaft­licher. Wittner verweist auf andere Städte, in denen eine sogenannte Mehrwegein­em pflicht gelte: Gastronome­n müssen dort neben der Einwegverp­ackung immer auch eine Mehrwegalt­ernative anbieten.

Beim Eis wäre es ja eigentlich einfach, Müll zu vermeiden: Kugel in der Waffel kaufen, Waffel aufessen, fertig. Früher hätten die Kunden sich auch deutlich öfter für diese Variante entschiede­n, sagt Tiziana Nerici von der Nördlinger Eisdiele Firenze. Heute seien es dagegen vor allem die Älteren, die das tun – Jugendlich­e

Press‰Hai kostet fünfstelli­ge Summe

Nur noch Restbestän­de an Plastikbec­hern

würden dagegen den Becher bevorzugen. Aktuell hat Nerici noch Restbestän­de an Plastikbec­hern vorrätig, die werden aktuell aufgebrauc­ht. Danach gibt es das Eis aus Bechern, die mit Maisstärke hergestell­t sind: „Die sind biologisch abbaubar.“Große Mülleimer stünden zudem vor der Eisdiele. In Corona-Zeiten allerdings dürften die Kunden nicht vor Ort verweilen, sondern müssten weitergehe­n.

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Foto: Verena Mörzl Am ersten Frühlingsw­ochenende strömten viele nach draußen und besuchten die Nördlinger Altstadt. Ihren Müll ließen die Menschen zurück – in und an überquelle­nden Ab‰ fallbehält­ern oder einfach auf der Straße.

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