Das Problem mit der Mundart in der Schule
Kolumne Schualleahr Fingerle spricht, wie ihm „der Schnabel gewachsen ist“
Wer die bisherigen drei Beiträge vom „Schualleahr Fingerle“verfolgt und auch gelesen hat, wird sich vielleicht wundern, dass der „alte Schualleahr“so oft Rieserisch redet, wo er doch eigentlich Hochdeutsch können sollte. Tatsache ist: Während meiner aktiven 40-jährigen Schulzeit habe ich mich um eine „Schulsprache“bemüht, die als „Umgangssprache“zwar nicht optimal war, dafür von meinen Kindern aber verstanden wurde. Anfangs in den 1970er-Jahren war es noch notwendig, die Kinder – wie im Grundschul-Lehrplan wörtlich stand – „behutsam auf die Hochsprache hinzuführen“. Mit dieser Devise konnte ich auch wirkungsvoll den Vorhaltungen meines Schulrats beim ersten Schulbesuch begegnen, der meine Sprechweise bemängelte. Dieser hatte gemeint, es müsste doch „Jauche“heißen und nicht „Mischtlach“, als wir im Unterricht über Arbeiten des Bauern
sprachen. Diese Zeiten sind für mich glücklicherweise schon lange vorbei und ich rede wieder so, „wie mir der Schnabel gewachsen ist“.
Osere Riaser Hoimat liegt an am Dreistammeseck. Bei os warat im 3. Johrhondert zeascht dia Alemanna do, dann drickta vo Oschta her dia Baiern rei ond zletscht sen no dia Franka bis zu os ra komma. Ond alle hons anderscht gredd. Ond des isch blieba! Am beschta ka i des mit am Beischpiel erklära: Zua am „Hühnerei“sagt dr Riasar om Nearle rom „a Oi“, der Wemdinger im öschtlicha Rias abr „a Oa“ond dia in Auhausa saga „a Gaggala“. Ja, so isch des mit oserer Schproch! Vo Doarf zu Doarf anderscht. Ond viele Wäarter ganga oifach vrlora, odr woiß ebbr vo de Jonge no, was a „Gollicht“isch odr dass ma da Dienstag friaher nor „Aftermede“ghoißa hot? Ond a „Rockaliacht“gits ja oh nemme odr a „Hoierles“, wia ma en andere Dörfer gsagt hot, wann se Mädla ond Buscht em Wentr en ra Bauraschtubb z’nachts noch dr Arbat troffa hon. Zom Schpenna ond Handarbata dia Mädla ond zor Onterhaltung ond zom Kartla ond Musikmacha dia Mannsbildr. Abr am 17. März war des dann vorbei, weil „am Gertraudstag beißt die Maus den Faden ab“.
Jetz ben e abr a weng a’komma vo meim Thema „Mundart in der Schule“. Do gibts sogar a ganz Buach driber, des dr Bayerische Rundfunk 1991 rausgeba hot. Do hot no der Zehetmair als Kultusminischtr a Geleitwort gschrieba ond mehrere Professora dia Beiträg. Reacht gscheit, muass e saga; abr was gsagt hon ibr dia „Dialektographie“ond die baierischen Mundarten isch woahr! „Dialektgebrauch
und schlechtere Deutschnote gehören offensichtlich zusammen – allerdings nur bei starker Dialektgeprägtheit, das heißt wenn der Dialekt noch in der vierten Klasse die einzige verfügbare Ausdrucksweise ist. Wenn jedoch Dialektsprecher je nach Situation in hochsprache- oder mundartnähere Varianten zu wechseln gelernt hatten, zeigten sich keine Auffälligkeiten. Ja, solche geschickten ‚Wechsler’ gehörten im Durchschnitt eher zu den ‚intelligenteren’ Kindern und zeigten bessere Sprachleistungen als die ‚einsprachigen’ Klassenkameraden – ganz gleich, ob diese nun nur Dialekt oder nur die Hochsprache beherrschten.“
Also, Ihr lieben Eltern und Kollegen, habt keine Angst, dass Eire Kinder net mitkomma in der Schual, wenn’s net immer Hochdeitsch reda. Des sagt Eich
der alte Schualleahr Fingerle!