ZDFChef Bellut hört auf
Er prägt den Sender seit Jahrzehnten
Mainz ZDF-Intendant Thomas Bellut wird am Montag 66. Kein schlechtes Alter, um über die Zukunft nachzudenken. Und ein konkretes Datum, den 15. März 2022. Dann sei es „nach 40 spannenden Jahren im Mediengeschäft Zeit für einen neuen Lebensabschnitt“, erklärte Bellut nun in einer Pressemitteilung des öffentlich-rechtlichen Senders vom Dienstag. Er werde sich nicht um eine dritte Amtszeit als ZDF-Chef bewerben.
Mit Bellut, der 2002 Programmdirektor und 2012 Intendant wurde, verlässt ein Journalist und Medienmanager das Zweite Deutsche Fernsehen in einer schwierigen Phase. Noch ist ungeklärt, ob der Rundfunkbeitrag pro Haushalt und Monat um 86 Cent auf 18,36 Euro steigt – das muss das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Klar aber ist, dass das ZDF weiter massiv sparen und sich weiter verändern muss: Es muss digitaler und für ein jüngeres Publikum relevant werden. Und das bei anhaltender
Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen samt der Forderung, ARD und ZDF zu fusionieren. Bellut hat seinen Sender schon als Redakteur geprägt und dann als Programmdirektor konsequent auf „frischeres“Programm gesetzt, zum Beispiel 2009 auf die „heute-show“mit Oliver Welke. Später brachte er
das öffentlich-rechtliche Internetangebot für 14- bis 29-Jährige, mit auf den Weg. Und er lässt im Spartenkanal ZDFneo mit Formaten experimentieren und dort Serien zeigen, die es mit denen der Streamingdienste aufnehmen können.
Spätestens seitdem er Jan Böhmermann mit dessen Show „ZDF Magazin Royale“vor ein paar Monaten ins Hauptprogramm holte, wirkt das ZDF im Vergleich zur
ARD innovativer und mutiger. Auch wenn gerade der Satiriker dem
ZDF-Chef Nerven kostete. „Herr Böhmermann hat meine Nerven gelegentlich schon strapaziert“, sagte Bellut vor kurzem – und musste dabei wohl auch an die zur Staatsaffäre gewordene Auseinandersetzung des Satirikers mit dem türkischen Präsidenten Erdogan denken.