Rieser Nachrichten

Schreiber und Schauspiel­er

Die Texte und Ideen von Ronald Hummel haben unsere Zeitung genauso geprägt wie das Laienschau­spiel

- Rieser Nachrichte­n, RNRedaktio­n

Nördlingen An die Gespräche mit Ronald Hummel, persönlich oder am Telefon, erinnern sich die Kollegen der auch die früheren, gerne. Die Dialoge waren fast immer intensiv und inspiriere­nd, humorvoll und unterhalts­am. Hummel verstand es, Begeisteru­ng für seine Ideen zu wecken, viele seiner Anregungen fanden sich anschließe­nd im Blatt wieder. Am Montag ist der jahrzehnte­lange Mitarbeite­r unserer Zeitung, Buchautor und Laienschau­spieler im Alter von nur 60 Jahren gestorben.

Ronald Hummel war ein Mann des Wortes, gesprochen wie geschriebe­n. Denkt man an seine große, kräftige Gestalt, möchte man präzisiere­n: ein Mann der mächtigen Worte. Geradezu geschaffen für die im Wortsinne „großen“Rollen im Nördlinger Laienschau­spiel, sei es beim Verein Alt Nördlingen oder dem Dramatisch­en Ensemble, denen er über viele Jahre hinweg die Treue hielt. In Paraderoll­en wie dem Porthos in „Die drei Musketiere“oder dem Walross im Kinderstüc­k „Urmel aus dem Eis“, um nur zwei Beispiele zu nennen, unterhielt er sein Publikum köstlich.

Als der gebürtige Nördlinger (Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium) nach Psychologi­estudium und einer berufliche­n Station als Werbetexte­r im Rheinland Mitte der 1990er-Jahre zurück in seine Heimatstad­t kam, blieben sein Talent, bildhaft und aussagekrä­ftig zu formuliere­n, auch unserer Zeitung nicht verborgen. Um seinen zeitaufwen­digen großen Traum, einen eigenen Roman zu schreiben, weiter zu verfolgen, strebte er keine Festanstel­lung an, sondern bewarb sich als freier Mitarbeite­r mit folgericht­ig freier Zeiteintei­lung. Mit durchschla­gendem Erfolg: Hummel wurde zum journalist­ischen Allrounder von der Gerichtsve­rhandlung bis zur Gemeindera­tssitzung, vom Jubiläum des Geflügelzu­chtvereins bis zur präzisen Beschreibu­ng des Lagerleben­s beim Historisch­en Stadtmauer­fest in Nördlingen.

Überhaupt die Historie. Nördlingen­s Geschichte und Geschichte­n hatten es Hummel dermaßen angetan, dass der Stoff nicht nur für einen historisch­en Roman reichte – „Kanonen auf dem Galgenberg“, erschienen 1997 –, sondern sieben weitere Bücher folgten. Nicht immer war darin geschichtl­icher Stoff mit Fiktion verwoben, Hummel hatte auch ein Händchen für spannende Kriminalro­mane oder Kurzgeschi­chten. Wenn mal keine historisch­en Recherchen in die bildreiche­n Erzählunge­n einflossen, dann waren zumindest die Schauplätz­e authentisc­h und in Nördlingen oder der näheren Umgebung zu finden. So auch in Ronald Hummels letztem Werk „Kommissar Stelzle ermittelt“, einem Rieser Heimatkrim­i, den er Ende 2019 vorstellte.

Hummels besondere Stärken waren dank ausgeprägt­er Empathie und guter Beobachtun­gsgabe seine einfühlsam­en Porträts und auch seine satirische­n Ausflüge. Letztere durfte er zehn Jahre lang als Ghostwrite­r und kongeniale­r Partner des Bauern Daniel (Werner Kunzmann) beim „Derblecken“des Megesheime­r Starkbiera­nstichs ausleben. Und in unserer Samstagsko­lumne „Dr Tandler“, in der er fast sechs Jahre lang anonym in der Rolle eines etwas verschrobe­nen Nördlinger Geschäftsm­annes in Rieser Mundart grantelte.

Ronald Hummel hinterläss­t Ehefrau Jutta, die er beim Verein Alt Nördlingen kennengele­rnt und 2009 beim Nördlinger Stadtmauer­fest geheiratet hatte, den gemeinsame­n Sohn Leon und die erwachsene Stieftocht­er Clarissa. In der Familie unersetzli­ch, wird er auch der

fehlen.

 ?? Foto: Ina Wagner/Foto Hirsch ?? Ronald Hummel, ein Vierteljah­rhundert lang prägender Mitarbeite­r unserer Zei‰ tung, ist am Montag nach schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren gestor‰ ben.
Foto: Ina Wagner/Foto Hirsch Ronald Hummel, ein Vierteljah­rhundert lang prägender Mitarbeite­r unserer Zei‰ tung, ist am Montag nach schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren gestor‰ ben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany