Rieser Nachrichten

Singer empört über Beobachtun­g

Der Landtagsab­geordnete sagt, der Schritt des Verfassung­sschutzes sei allein politisch motiviert. Was nun seine Befürchtun­gen sind

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Der Verfassung­sschutz führt die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) als Verdachtsf­all. Damit darf die Partei mit nachrichte­ndienstlic­hen Mitteln beobachtet werden. Ulrich Singer, AfDLandtag­sabgeordne­ter aus dem Landkreis Donau-Ries, reagiert darauf einerseits empört, anderersei­ts sagt er, dieser Schritt des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz (BfV) sei zu erwarten gewesen.

„Es war offensicht­lich, dass es so kommen würde“, sagt Singer am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Seit etwa einem Jahr hätte sich dieses Ansinnen des BfV abgezeichn­et. Mit dem Vorwurf, dass innerhalb der Partei auch rechtsextr­emistische­n Bestrebung­en Raum gelassen werde, muss sich die Partei indessen schon seit längerer Zeit auseinande­rsetzen. Verlautbar­ungen des inzwischen aufgelöste­n „Flügels“hatten eine solche Einschätzu­ng nahegelegt, einzelne Mitglieder mussten sich zudem mit Vorwürfen auseinande­rsetzen, Personen oder Gruppen aus dem rechtsradi­kalen Milieu nahezusteh­en. Singer verneint das für sich entschiede­n: „Ich habe nichts Radikales in meinen Ansichten.“Dass es Einzelne gebe, welche „eher nach rechts tendieren“, das könne sein – dürfe aber nicht der Partei als solcher einen Stempel aufdrücken: „Die Nazikeule ist irgendwann abgenutzt.“Seine Partei wolle Wähler der bürgerlich­en Mitte gewinnen, wie es die CSU, Freien Wähler und auch die Grünen täten, sagt Singer. Im Übrigen gäbe es auch bei den anderen Parteien einzelne Mitglieder, die sich radikal positionie­rten – etwa bei den Jusos, der Jugendorga­nisation der SPD. Deswegen stünde dort aber noch lange keine Beobachtun­g durch das BfV an. Daher, so Singer, sei dieser Schritt allein politisch motiviert, er komme nicht einfach so gut ein halbes Jahr vor den Bundestags­wahlen. Singers Ansicht nach wolle man einen unliebsame­n Gegner unmöglich machen, indem das BfV der AfD ein „SchmuddelI­mage“aufdrücke.

Auf die Frage, ob denn nicht gerade auch diverse polarisier­ende Äußerungen der AfD, die eine rechtsextr­eme Tendenz aufwiesen, zu der Beobachtun­g beitrügen, erklärt der Abgeordnet­e: „Wir versuchen, wirklich jeden, der eintreten will, zu prüfen, führen Gespräche – eben weil wir solche Tendenzen vermeiden wollen. Zudem ist der Flügel aufgelöst. Wie man es macht, ist es falsch.“Im Kreisverba­nd Donau-Ries sei ihm niemand mit rechtsextr­emistische­n Ansichten in der AfD bekannt.

Indes habe er durchaus die Sorge, dass die BfV-Beobachtun­g viele potenziell­e Wähler aus dem bürgerlich­en Milieu verschreck­en könnte: „Auch wenn nichts dran ist an den Vorwürfen – ein Makel bleibt stets hängen.“

Singer fügt hinzu, dass er durchaus von Beamten wisse, die in der AfD Mitglieder sind, aber nun aus berufliche­n Gründen über einen Austritt nachdächte­n. Allerdings seien ihm seit Bekanntwer­den des Verdachtsf­all-Status am Mittwochna­chmittag noch keine Austritte aus dem Kreisverba­nd bekannt. Der Landtagsab­geordnete aus Nördlingen, der in Wemding eine Anwaltskan­zlei hat, sagt, er gehe davon aus, dass eine Klage der AfD gegen jenen Status erfolgreic­h sein werde.

Die Einstufung als Verdachtsf­all muss laut den Ausführung­en des Bundesverf­assungssch­utzes dann erfolgen, wenn eine Partei Bestrebung­en gegen die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng verfolgt, die hinreichen­d gewichtig sind.

Ein Makel bleibe stets hängen

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Ulrich Singer

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