Rieser Nachrichten

Der Bulldog‰Hirte aus Dürrenzimm­ern

Oldtimer-Fan Fritz Wiedemann hat 62 alte Traktoren in seinen Hallen stehen, davon sind die meisten Lanz-Bulldogs. Für die Marke hat der Dürrenzimm­erner ein Faible, besonders für den Klang

- VON LISA GILZ

Alte Autos zu restaurier­en, ist nicht einfach nur Hobby. Es gibt Menschen, die leben für ihre Oldtimer, investiere­n jede Menge Zeit und pflegen ihre automobile­n Schätze wie junge Mütter ihre Neugeboren­en. Ölwechsel statt Windelwech­sel quasi, Liqui Moly statt Pampers. In unserer neuen Serie wollen wir solche Menschen vorstellen und schildern, wie ihre Fahrzeugle­idenschaft aussieht. Nach den ersten drei Folgen aus Heuberg, Grosselfin­gen und Ehringen geht es diesmal nach Dürrenzimm­ern.

Bulldog. Ein Begriff der geläufig als Synonym für Traktor oder Schlepper benutzt wird. Ursprüngli­ch entstand der Begriff, weil der erste Lanz-Schlepper, der in Mannheim gebaut wurde und damit der erste Traktor war, der in Deutschlan­d produziert wurde, von vorne an eine Bulldogge erinnerte. Der Name, der eigentlich für die Marke Lanz vorbehalte­n war, setzte sich bis heute als Bezeichnun­g für Traktoren durch, obwohl seit 1957 das Original nicht mehr produziert wird und nur noch als Oldtimer existiert. 37 Lanz Bulldogs aus verschiede­nen Jahrzehnte­n befinden sich in der Obhut von Fritz Wiedemann in Dürrenzimm­ern. Obhut, weil der 56-jährige Oldtimer-Fan sich fürsorglic­h um die alten Schlepper kümmert.

Angefangen hat die Leidenscha­ft für Wiedemann, als er noch ein Kind war. Sein Vater hätte für seine Begeisteru­ng den Grundstein gelegt, erzählt er. Das war 1957, als die Familie für den landwirtsc­haftlichen Betrieb einen Bulldog der Marke Lanz kauft. „Als Junge wusste ich schon, dass ich irgendwann meinen eigenen Lanz haben möchte“, sagt der Dürrenzimm­erner. Er hätte mit der Umsetzung des Vorhabens erst einmal klein angefangen. Sein erster „eigener Traktor“sei ein Lanz Spielzeug-Bulldog gewesen, erzählt Wiedemann schmunzeln­d, während er sich in seiner Oldtimerha­lle umschaut. Dass er einmal 37 verschiede­ne Lanz-Schlepper haben würde, hätte er nicht gedacht. Hinzu kommen die anderen 25 Oldtimer-Traktoren, zum Beispiel von der Marke Hanomag.

Für seine Leidenscha­ft hat Wiedemann selbst drei Hallen in Dürrenzimm­ern errichtet. Alle auf einem Areal neben seinem Haus. Der Stadel, der direkt am Hof liegt, wurde von ihm ebenfalls ausgebaut. Die Schlepper stehen, wie Kühe im Stall, nebeneinan­der in den Räumlichke­iten und warten darauf, aus ihrem „Winterschl­af“zu erwachen. Einmal im Jahr werden alle 62 Stück aus den Hallen gefahren, dafür nimmt sich der Oldtimer-Fan drei Tage im August Zeit. Wenn das passiert, dann prüft Wiedemann auch gleichzeit­ig, ob alles noch läuft. Damit alle Schlepper auch fahren, hat er auch schon bis in die Nacht an ihnen geschraubt. Er hätte in seinen rund 35 Jahren Oldtimerer­fahrung schon einige „Leichen“wieder zum

Leben erweckt und in seine Sammlung aufgenomme­n. Den handwerkli­chen Teil des Hobbys hätte er zum größten Teil vom Vater gelernt oder sich selbst beigebrach­t.

Am glücklichs­ten ist Wiedemann, wenn er einen der Lanz-Bulldogs fahren kann, die hätten einen einzigarti­gen Klang. „Das knallt, wenn ich zum Beispiel unterm Deininger Tor durchfahre“, schwärmt der Lanz-Experte von vergangene­n Fahrten. Besonders gern hat er seinen Lanz Eil-Bulldog mit CabrioVerd­eck. Der ochsenblut­rote Bulldog hebt sich allein durch die Farbe von den petrolfarb­enen und grünen Lanz Schleppern ab. Insgesamt sieht der Bulldog schon fast aus wie ein Auto, nur mit unterschie­dlich großen Reifen und dem nach oben gelegten Auspuff.

Seine Sammlung zu verkaufen oder sich von einem Schlepper zu trennen, kann sich der 56-Jährige nicht vorstellen. Allein die Tausende Stunden, die er an den Schleppern gearbeitet hat, wären dafür ein Grund. Auch die Pandemie, in der kaum Oldtimertr­effen stattgefun­den haben, hätten an der Einstellun­g nichts ändern können, sagt Wiedemann. „Ach, ich bin Optimist. Auch wenn heuer vielleicht wieder nichts stattfinde­t, dann spätestens nächstes Jahr.“Unter anderem freut er sich auf den 100-jährigen Geburtstag der Marke Lanz. Dafür würde er auch seinen ältesten Lanz-Bulldog von 1924 aufladen und nach Mannheim zum John Deere-Werk fahren, die Mitte der 50er die Marke Lanz übernommen haben. Als Lanz-Experte hat er zu dem Werk einen guten Draht.

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Foto: Lisa Gilz Insgesamt stehen 62 Schlepper in den Hallen des 56‰jährigen Fritz Wiedemann aus Dürrenzimm­ern. Der Oldtimer‰Fan schätzt seine Lanz‰Bulldogs am meisten, er war schon immer Fan.

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