Pandemie ist ungerecht
Die Corona-Krise droht die soziale Ungleichheit in Deutschland zu verstärken
Berlin Ob Geldprobleme oder Arbeitslosigkeit: Die Corona-Pandemie hat Menschen mit geringem Einkommen besonders hart getroffen – und droht die Ungleichheit in Deutschland weiter zu verschärfen. Dies geht aus einem Sozialbericht hervor, den das Statistische Bundesamt gemeinsam mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) veröffentlichte. Drei Befunde dominieren den Datenreport 2021. ● Erstens Die Pandemie trifft Geringverdiener besonders hart. Etwa jeder Fünfte gab an, in Finanznöten zu stecken oder dies zu befürchten. WZB-Experte Philip Wotschack sagte bei der Vorstellung des Berichts über die Menschen mit Niedrigeinkommen – also aus dem untersten Fünftel der Bevölkerung in Bezug auf das Einkommen: „Sie waren in Zahlungsschwierigkeiten geraten, mussten Kredite aufnehmen, waren in ernsthafte Geldprobleme geraten, mussten möglicherweise auf Ersparnisse zurückgreifen, Sozialleistungen beantragen oder ihren Lebensstandard drastisch einschränken.“Unabhängig vom Beruf waren Alleinerziehende mit 25 Prozent am häufigsten von finanziellen Problemen betroffen. Menschen mit Migrationshintergrund berichteten fast doppelt so häufig von finanziellen Schwierigkeiten. Neben Selbstständigen
(20 Prozent) berichteten an- und ungelernte Arbeiter (17 Prozent) und einfache Angestellte (14 Prozent) besonders häufig von Geldproblemen.
● Zweitens Bildungschancen hängen stark von der sozialen Herkunft ab. Zwei von drei Kindern an Gymnasien haben Eltern, die selbst Abitur gemacht hatten. Nur acht Prozent der Gymnasiasten haben Eltern mit Hauptschulabschluss oder gar keinem Abschluss. Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung sagte: „In den Schichten mit niedrigerem Einkommen fehlt es nun im Homeschooling nicht selten an angemessener technischer Ausstattung.“Demnach standen
Familien mit hohem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen (5000 bis unter 18000 Euro) im Durchschnitt vier PCs zur Verfügung. In der untersten Einkommensgruppe (unter 2000 Euro) waren es durchschnittlich zwei Geräte.
● Drittens Im ersten Lockdown arbeiteten Menschen in Berufen im unteren Drittel der Einkommensverteilung selten von zu Hause aus. In etwa der Hälfte dieser Berufe betrug der Homeoffice-Anteil unter sechs Prozent. Ganz anders das Bild bei Berufen im oberen Einkommensdrittel: Fast zwei Drittel dieser Berufsgruppen hatten einen Homeoffice-Anteil von 20 Prozent und mehr.