Rieser Nachrichten

Das Oldtimer‰Quartett der Feuerwehr

Die Freiwillig­e Feuerwehr Nördlingen besitzt vier Oldtimer. Die Löschfahrz­euge waren einst in der Stadt im Einsatz. Jetzt begleiten sie die Kameraden bei Ausfahrten

- VON LISA GILZ

Alte Autos zu restaurier­en ist nicht einfach nur ein Hobby. Es gibt Menschen, die leben für ihre Oldtimer und investiere­n jede Menge Zeit in sie. In unserer aktuellen Serie wollen wir solche Menschen vorstellen und schildern, wie ihre Fahrzeugle­idenschaft aussieht. Das führte uns bereits nach Heuberg, nach Grosselfin­gen, nach Ehringen und Dürrenzimm­ern. Für die vorerst letzte Oldtimer-Geschichte haben wir die Freiwillig­e Feuerwehr in Nördlingen besucht.

Feuerrot. Durch ihre Signalfarb­e fallen die Oldtimer der Freiwillig­en Feuerwehr Nördlingen sofort ins Auge. Jedes einzelne Auto hat einmal im Rieser Löschtrupp gedient. Das Löschfahrz­eug Kraftsprit­ze 12 wurde vergangene­s Jahr 90 Jahre alt und ist bei anderen Feuerwehre­n in Deutschlan­d bekannt. Nicht nur ein einzelner Feuerwehrm­ann kümmert sich in Nördlingen um die Oldtimer. Die Instandhal­tung und Pflege der alten Fahrzeuge schweißt eine kleine Gruppe aus Feuerwehrm­ännern zusammen, die mit den Autos ein Stück Geschichte erhalten will.

Zugführer Jörg Stumpf sagt, so richtig begonnen habe das mit den Oldtimern in den 2000ern. Die Fahrzeuge waren schon vorher im Besitz der Feuerwehr und wurden für Feste oder interne Hochzeiten genutzt. Aber im Jahr 2001 hat der 49-Jährige mit drei Kameraden an einer Ausfahrt teilgenomm­en, die von Donaueschi­ngen bis nach Wien ging. Insgesamt waren die Nördlinger in einem Zug von rund einem Dutzend Oldtimer-Feuerwehra­utos dabei. Ihr Gefährt war der Magirus M1, auch Kraftsprit­ze 12 genannt. Das Cabrio, für das es im Übrigen kein Verdeck gibt, wurde in den 1930er-Jahren gebaut und kam im Zweiten Weltkrieg in Augsburg, München und Nürnberg zum Ein„Das war damals eines der ersten luftbereif­ten Feuerwehra­utos und ist zur heutigen Zeit ein seltenes Exemplar“, sagt Stumpf. Für die Tour nach Wien sind die Feuerwehrm­änner und das Auto jede Nacht wo anders untergekom­men. Eine Nacht haben die Kameraden in einer Kaserne geschlafen. Der Oldtimer wurde damals in einer Panzerhall­e geparkt. Mit der Teilnahme an dieser Fahrt hat die Oldtimer-Gruppe sich als fester Bestandtei­l der Feuerwehr in Nördlingen etabliert.

Insgesamt sei das rote Cabrio wohl am meisten rumgekomme­n, erzählt Stumpf. Bei Pannen und Problemen würden die Feuerwehrv­ereine auch gerne helfen. Die Ausflüge auf Oldtimertr­effen zeigten den Teilnehmen­den jedes Mal aufs Neue, wie gut der Zusammenha­lt unter allen Feuerwehre­n in Deutschlan­d ist. Die erlebten Momente mit den Oldtimern seien unbezahlba­r. Stumpf erinnert sich gut an eine Fahrt nach Kempten, auf der es angefangen hatte zu hageln. „Wir haben dann unsere Schutzklei­dung und Helme angezogen und die Zähne zusammenge­bissen“, erzählt der Zugführer und lacht. Das Cabrio hat Holzbänke, die heute wohl eher in Gärten zu finden sind. Der Unterschie­d zum Komfort moderner Autositze ist enorm. Das erzähle etwas über die Zeit, in der der Wagen genutzt wurde, sagt der 49-Jährige.

Um das Cabrio und die drei anderen Löschfahrz­euge instand zu halsatz. ten, braucht es neben den OldtimerFa­ns einen Mechaniker vom alten Schlag, der sich mit den Teilen auskennt.

Dafür hat die Feuerwehr Heinz Lutz. Der 66-Jährige war lange Gerätewart. Jetzt ist er der Notfallkon­takt, wenn etwas an den Oldtimern repariert werden muss oder auch nur der Ölwechsel ansteht. Lutz sei für die Oldtimergr­uppe „Gold wert“, sagt Stumpf. Denn heute lernten Mechaniker nicht mehr das, was nötig ist, um alte, handgefert­igte Autos zu reparieren. Die Feuerwehrm­änner, die sich um die Wagen und die Fahrten kümmern, sind bemüht ein Stück Geschichte am Leben zu erhalten und diese zu erzählen.

 ?? Foto: Jörg Stumpf ?? Alle vier Oldtimer waren einmal für die Feuerwehr Nördlingen im Einsatz. Zuletzt wurde das Löschgrupp­enfahrzeug „schwere Acht“(erstes von rechts) 2015 in den Ruhestand geschickt.
Foto: Jörg Stumpf Alle vier Oldtimer waren einmal für die Feuerwehr Nördlingen im Einsatz. Zuletzt wurde das Löschgrupp­enfahrzeug „schwere Acht“(erstes von rechts) 2015 in den Ruhestand geschickt.

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