Kriminalität: Der Traum vom großen Geld – geplatzt
Betrüger schaffen es, über Online-Trading-Plattformen immer mehr Kunden im Donau-Ries-Kreis zu ködern. Einige Bürger haben schon hohe Summen verloren
Betrüger schaffen es, über OnlineTrading-Plattformen immer mehr Kunden im Donau-Ries-Kreis zu ködern.
Landkreis Es ist ein Zustand, der viele Bewohner im insgesamt recht wohlhabenden Landkreis DonauRies nervt: Man hat ordentlich Geld auf der hohen Kante, doch Ertrag bringt es keinen. Null Zinsen bei klassischen Anlageformen. Mancher investiert deshalb in Aktien, mancher setzt auf Immobilien, andere wiederum lassen sich auf ganz neue „Geschäfte“ein: Sie mischen per Computer an den weltweiten Finanzmärkten mit. „Online Trading“ist der globale Begriff dafür. Die Hoffnung, auf diese Weise üppige Gewinne zu erzielen, hat sich für einige Bürger im Donau-RiesKreis in den vergangenen Monaten aber zerschlagen. Sie gerieten an Betrüger und verloren zum Teil gewaltige Summen.
Solche Fälle hätten sich zuletzt gehäuft, berichtet Michael Lechner, Chef der Kripo. Was hier passiere, sei eine weitere Variante auf dem weiten Feld der Internet-Betrügereien. Um Opfer zu finden, lockten die Kriminellen mit seriös wirkenden Internetseiten sowie Werbung in Tageszeitungen, Magazinen, im Fernsehen und in den sozialen Medien. Meldet sich ein Interessierter bei einer solchen Trading-Plattform an, klingelt laut Lechner meist schon nach ein paar Minuten das Telefon. Ein angeblicher Mitarbeiter des Unternehmens biete seine Hilfe an. An Professionalität fehle es den Kriminellen nicht. Die „Trader“(Händler) treten der Polizei zufolge sehr überzeugend und selbstbewusst auf. In Wirklichkeit agierten sie aus Telefonzentren heraus.
Fortan werde der Kunde intensiv per Telefon und Messenger-Dienst „betreut“. Im Verlauf der vermeintlichen Beratung werde das Opfer animiert, zunächst kleinere Beträge einzusetzen. Diese würden hoch verzinst. Damit schwindet nach Erfahrungen der Ermittler offenbar auch jede Vorsicht. Kunden ließen sich dazu drängen, immer höhere Summen in „hochspekulative Finanzinstrumente“und in Kryptowährung zu investieren.
Die Kriminellen nutzten bisweilen eine sogenannte Remote-Software – und zwar unter dem Vorwand, dem Opfer das Benutzerkonto zu erklären und einzurichten. Tatsächlich stehlen die Betrüger auf diese Weise unbemerkt Daten, zum
Beispiel zu Kreditkarten und Bankkonten. So können die Banden später unbemerkt weitere Beträge abzweigen.
Auf die angeblich so lukrativen Geschäfte an der digitalen Börse ließ sich ein Mann aus einer Jura-Gemeinde ein. Ihn überredeten die Betrüger, in die Internet-Währung Bitcoin zu investieren. Der Mann mittleren Alters überwies nach und nach insgesamt 97000 Euro auf ein ausländisches Konto. Die Täter gaukelten dem Kunden enorme Wertsteigerungen seines in Bitcoins investierten Geldes vor. Dies geschah über falsche Zahlen und Grafiken in dem Online-Handel-Profil des Mannes.
Dies sei kein Einzelfall, schildert Kripo-Chef Lechner. Aktueller Spitzenreiter bezüglich des verlorenen Geldes sei ein Opfer aus Mertingen mit einem Betrag von 108000 Euro. Einem anderen Geschädigten, der in einer Gemeinde im südlichen Ries wohnhaft ist, nahmen die Täter 60000 Euro ab. Im Raum Harburg verlor ein Kunde 34000 Euro, im Bereich Kaisheim waren es bei einem weiteren Opfer 8000 Euro.
Solche bitteren Erfahrungen ließen sich nach Ansicht der Kripo vermeiden – wenn die InvestmentSuchenden „gesunden Menschenverstand walten lassen und ein bisschen nachdenken würden“, so der Kriminaloberrat. Der kann den Opfern nur wenig Hoffnung machen, ihr Geld zurückzubekommen: „Es ist in fast allen Fällen weg.“
Lechner vermutet, dass die Dunkelziffer im Donau-Ries-Kreis weit höher ist. Aus Scham meldeten sich wohl viele Opfer erst gar nicht. Das sollten sie aber tun.
Grundsätzlich rät die Polizei: Ungewöhnlich hohe Gewinne mit wenig Einsatz sollten immer misstrauisch machen. Banken und Sparkassen gingen nicht direkt auf Kunden zu, um sie zum Online-Trading zu bringen. Wolle jemand auf einer solchen Plattform aktiv werden, sollte er sich erst einmal über diese informieren – und sich vorher nicht anmelden geschweige denn Geld überweisen. Ebenso sollte man sich nicht unter Druck setzen lassen. Im Zweifel gebe die Verbraucherzentrale neutrale Auskunft.
Opfer aus Mertingen muss 108000 Euro abschreiben