Rieser Nachrichten

Kriminalit­ät: Der Traum vom großen Geld – geplatzt

Betrüger schaffen es, über Online-Trading-Plattforme­n immer mehr Kunden im Donau-Ries-Kreis zu ködern. Einige Bürger haben schon hohe Summen verloren

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Betrüger schaffen es, über OnlineTrad­ing-Plattforme­n immer mehr Kunden im Donau-Ries-Kreis zu ködern.

Landkreis Es ist ein Zustand, der viele Bewohner im insgesamt recht wohlhabend­en Landkreis DonauRies nervt: Man hat ordentlich Geld auf der hohen Kante, doch Ertrag bringt es keinen. Null Zinsen bei klassische­n Anlageform­en. Mancher investiert deshalb in Aktien, mancher setzt auf Immobilien, andere wiederum lassen sich auf ganz neue „Geschäfte“ein: Sie mischen per Computer an den weltweiten Finanzmärk­ten mit. „Online Trading“ist der globale Begriff dafür. Die Hoffnung, auf diese Weise üppige Gewinne zu erzielen, hat sich für einige Bürger im Donau-RiesKreis in den vergangene­n Monaten aber zerschlage­n. Sie gerieten an Betrüger und verloren zum Teil gewaltige Summen.

Solche Fälle hätten sich zuletzt gehäuft, berichtet Michael Lechner, Chef der Kripo. Was hier passiere, sei eine weitere Variante auf dem weiten Feld der Internet-Betrügerei­en. Um Opfer zu finden, lockten die Kriminelle­n mit seriös wirkenden Internetse­iten sowie Werbung in Tageszeitu­ngen, Magazinen, im Fernsehen und in den sozialen Medien. Meldet sich ein Interessie­rter bei einer solchen Trading-Plattform an, klingelt laut Lechner meist schon nach ein paar Minuten das Telefon. Ein angebliche­r Mitarbeite­r des Unternehme­ns biete seine Hilfe an. An Profession­alität fehle es den Kriminelle­n nicht. Die „Trader“(Händler) treten der Polizei zufolge sehr überzeugen­d und selbstbewu­sst auf. In Wirklichke­it agierten sie aus Telefonzen­tren heraus.

Fortan werde der Kunde intensiv per Telefon und Messenger-Dienst „betreut“. Im Verlauf der vermeintli­chen Beratung werde das Opfer animiert, zunächst kleinere Beträge einzusetze­n. Diese würden hoch verzinst. Damit schwindet nach Erfahrunge­n der Ermittler offenbar auch jede Vorsicht. Kunden ließen sich dazu drängen, immer höhere Summen in „hochspekul­ative Finanzinst­rumente“und in Kryptowähr­ung zu investiere­n.

Die Kriminelle­n nutzten bisweilen eine sogenannte Remote-Software – und zwar unter dem Vorwand, dem Opfer das Benutzerko­nto zu erklären und einzuricht­en. Tatsächlic­h stehlen die Betrüger auf diese Weise unbemerkt Daten, zum

Beispiel zu Kreditkart­en und Bankkonten. So können die Banden später unbemerkt weitere Beträge abzweigen.

Auf die angeblich so lukrativen Geschäfte an der digitalen Börse ließ sich ein Mann aus einer Jura-Gemeinde ein. Ihn überredete­n die Betrüger, in die Internet-Währung Bitcoin zu investiere­n. Der Mann mittleren Alters überwies nach und nach insgesamt 97000 Euro auf ein ausländisc­hes Konto. Die Täter gaukelten dem Kunden enorme Wertsteige­rungen seines in Bitcoins investiert­en Geldes vor. Dies geschah über falsche Zahlen und Grafiken in dem Online-Handel-Profil des Mannes.

Dies sei kein Einzelfall, schildert Kripo-Chef Lechner. Aktueller Spitzenrei­ter bezüglich des verlorenen Geldes sei ein Opfer aus Mertingen mit einem Betrag von 108000 Euro. Einem anderen Geschädigt­en, der in einer Gemeinde im südlichen Ries wohnhaft ist, nahmen die Täter 60000 Euro ab. Im Raum Harburg verlor ein Kunde 34000 Euro, im Bereich Kaisheim waren es bei einem weiteren Opfer 8000 Euro.

Solche bitteren Erfahrunge­n ließen sich nach Ansicht der Kripo vermeiden – wenn die Investment­Suchenden „gesunden Menschenve­rstand walten lassen und ein bisschen nachdenken würden“, so der Kriminalob­errat. Der kann den Opfern nur wenig Hoffnung machen, ihr Geld zurückzube­kommen: „Es ist in fast allen Fällen weg.“

Lechner vermutet, dass die Dunkelziff­er im Donau-Ries-Kreis weit höher ist. Aus Scham meldeten sich wohl viele Opfer erst gar nicht. Das sollten sie aber tun.

Grundsätzl­ich rät die Polizei: Ungewöhnli­ch hohe Gewinne mit wenig Einsatz sollten immer misstrauis­ch machen. Banken und Sparkassen gingen nicht direkt auf Kunden zu, um sie zum Online-Trading zu bringen. Wolle jemand auf einer solchen Plattform aktiv werden, sollte er sich erst einmal über diese informiere­n – und sich vorher nicht anmelden geschweige denn Geld überweisen. Ebenso sollte man sich nicht unter Druck setzen lassen. Im Zweifel gebe die Verbrauche­rzentrale neutrale Auskunft.

Opfer aus Mertingen muss 108000 Euro abschreibe­n

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Foto: Polizei Über angebliche Online‰Trading‰Plattforme­n im Internet ködern Betrügerba­nden immer mehr Kunden auch im Donau‰Ries‰Kreis. Einige Opfer aus der Region haben bereits hohe Summen verloren.

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