Besonderes Gemälde von Sankt Georg
Die Familie Häussinger ersteigert im Dezember 2020 ein Bild von Carl Graeb. Warum das so besonders ist und wo es künftig zu sehen ist
Nördlingen Wenn das Nördlinger Stadtmuseum voraussichtlich am morgigen Dienstag, 16. März, seine Pforten wieder öffnet, kann erstmals ein ganz besonderes neues Gemälde bestaunt werden: Das Stadtmuseum kann dank der privaten Förderer Margot Häussinger und Prof. Dr. Dieter Häussinger, die das besondere Werk „Die Kanzel von St. Georg zu Nördlingen“(1872) von Carl Graeb im Dezember 2020 ersteigert haben, zukünftig eine einmalige Ansicht der Stadtkirche ausstellen. Das Gemälde wird dem Stadtmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Prof. Dr. Dieter Häussinger betont: „Wir freuen uns, dass das Kunstwerk nun endlich dort ausgestellt werden kann, wo es gemalt wurde.“Der ehemalige Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist seiner Heimatstadt Nördlingen sehr verbunden. Seine Mutter Margot Häussinger lebt seit 71 Jahren hier.
„Das Öl-Gemälde von Carl Graeb hat nicht nur eine besondere ästhetische Wirkung, es ist darüber hinaus ein seltenes Dokument der Geschichte der Stadtpfarrkirche St. Georg“, zeigt sich die Leiterin des Stadtmuseums und Kunsthistorikerin Andrea Kugler begeistert: „Die über Jahrhunderte gewachsene Ausstattung der St. Georgs-Kirche wurde wenige Jahre nach Entstehen des Gemäldes weitgehend entfernt. Von der alten Ausstattung gibt es nur ein paar wenige Darstellungen.“
Das detaillierte, im Stil des Realismus gemalte Bild richtet den Blick von Süden auf den Kanzelaufgang. Im Fokus steht nicht die Pracht der spätgotischen Kanzel im Kirchenschiff, sondern der Kanzelaufgang als beiläufiges, aber kunstvoll in Szene gesetztes Alltagsmotiv. In der leeren Kirche halten sich wie zufällig wenige, historisierend gekleidete Menschen auf, die Gittertür der Kanzel steht offen. Mehrere alte, hölzerne Gestühle bilden den Vordergrund.
Andrea Kugler macht auf eine weitere Besonderheit aufmerksam: „Im Hintergrund links sieht man eine der früheren, hölzernen Emporen der St.-Georgs-Kirche, die 1571 eingebaute ,Herrenempore’. Deren
Existenz ist in Nördlingen belegt, jedoch gibt es davon bislang keine derart griffige Darstellung.“
„Auch im Hinblick auf das 600-jährige Jubiläum des Baubeginns von St. Georg im Jahr 2027 ist dies eine einzigartige und sehr wertvolle
2027 wird Sankt Georg 600 Jahre alt
Leihgabe. Den Förderern Margot Häussinger und Prof. Dr. Dieter Häussinger gilt unser herzlichster Dank“, betont Oberbürgermeister David Wittner, der das Gemälde persönlich in einem Auktionshaus in Berlin entgegennehmen konnte.
Im Stadtmuseum Nördlingen befinden sich heute viele der in den 1870er Jahren aus der Kirche entfernten Kunstobjekte. Seit 2017 illustrieren sie die Kirchengeschichte Nördlingens in einem neu gestalteten, barrierefreien Ausstellungsrundgang. Bislang gab es jedoch noch keine Möglichkeit, den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck vom Innenraum der Kirche vor der Umgestaltung zu geben. Mit dem Ankauf des Gemäldes von Carl Graeb könne zur Darstellung dieses Aspekts nun ein bedeutender Beitrag geleistet werden.