„Das ist ein gewaltiger Rückschlag“
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis überschreitet die 50 – bleibt es dabei, heißt das neue Regeln für das Einkaufen. OB Wittner fordert von der Regierung mehr Tempo
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis überschreitet die 50. Bleibt es dabei, gelten beim Einkaufen neue Regeln.
Nördlingen Mal eben, ganz spontan, durch die Nördlinger Innenstadt schlendern und bummeln gehen – das war seit Montag vergangener Woche wieder möglich. Doch ab Donnerstag wird das wahrscheinlich schon nicht mehr möglich sein. Denn seit Sonntag hat der SiebenTage-Inzidenz-Wert die 50 überschritten, am Montag lag er bei 57,4. Das bedeutet neue Regeln, wenn die Zahlen nicht plötzlich sinken.
Denn wenn die Inzidenz drei Tage lang über der 50 liegt, rutscht der Landkreis in eine neue Inzidenzphase (siehe Infokasten). Für die Händler im Landkreis heißt das, dass Kunden nur noch nach fester Terminvereinbarung in den Einzelhandel dürfen. Eine genaue Ursache für den Anstieg im Landkreis gibt es laut Gesundheitsamt nicht, „da bei vielen positiv getesteten Personen die Ansteckungsquelle nicht genannt werden kann“, wie es auf Anfrage heißt. Teilweise handle es sich um Urlaubsrückkehrer, aber es gebe auch mehrere Fälle mit besorgniserregenden Virusvarianten. Sei die Inzidenz auch am Dienstag über 50, gälten ab Donnerstag die neuen Beschränkungen. Oberbürgermeister David Wittner sagt, dass er die steigenden Werte mit großer Sorge
sehe. Einerseits natürlich im Hinblick auf die Gesundheit der Bürger. Aber auch für den Handel. „Das ist ein gewaltiger Rückschlag, wenn diese mühsam erreichten Öffnungsschritte wieder zurückgedreht werden müssen. Und sollte sich das weiter so negativ entwickeln, muss man bald damit rechnen, wieder in einen kompletten Lockdown zu kommen. Das wäre ein Horrorszenario“, sagt Wittner. Ob sich die Öffnung der Geschäfte ausgewirkt habe, könne man sicherlich noch nicht bewerten,
dazu sei der zeitliche Abstand noch zu kurz. Doch dass der Handel nur für rund eineinhalb Wochen regulär geöffnet habe, sei bitter: „Wenn man darüber nachdenkt, was den Händlern alles an Umsätzen weggebrochen ist, ist diese kurzzeitige Öffnung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
Die Händler hatten sich laut Susanne Vierkorn, Leiterin des Stadtmarketingvereins, gut auf die Öffnung vorbereitet. „Das Angebot ist dankend angenommen worden. In manchen Branchen war es noch etwas verhaltend, aber man hat das Leben wieder gespürt“, sagt Vierkorn. Die Händler hätten einen seriösen Start organisiert, keine Wühltische mit Angeboten, es sei geordnet abgelaufen. Nicht einmal die Bezeichnung schwerer Schlag findet Vierkorn passend: „Von einem schweren Schlag kann man sich erholen. Das hier ist deprimierend und nagt an der positiven Energie.“
Vierkorn hofft, dass sich die Menschen vom englischen Begriff „Click and Meet“nicht abschrecken lassen. Die Händler seien weiterhin im Geschäft, die Ware da. Einen Termin für das Einkaufen auszumachen höre sich zwar befremdlich an, „aber man sollte es vor Ort testen“, appelliert Vierkorn.
Damit sich die Situation grundsätzlich bessert, fordert OB Wittner Tempo von der Regierung. „Die Bestrebungen müssen dahingehend geführt werden, dass es mit dem Impfen signifikant vorangeht. Das muss mit einer Teststrategie kombiniert werden. Die Tests müssen auch verfügbar sein. Daran hapert es noch. Und die Möglichkeiten der digitalen Kontaktverfolgung müssen ausgeschöpft werden“, fordert Wittner. Doch das sei mehr Wunsch als begründete Hoffnung, dass sich das innerhalb weniger Tage ändert.