Rieser Nachrichten

Die Patin

Der AWV sagt den wilden Müllablage­rungen an den Containers­tationen den Kampf an. Personen kümmern sich um Sammelstel­len. Welche Maßnahmen noch geplant sind

- VON VIKTORIA GERG

Landkreis Man will sein Altglas bei den entspreche­nden Containern entsorgen und da liegt er: Abfall, der dort nichts verloren hat. Achtlos hingeworfe­n – ein Ärgernis und manchmal sogar eine Gefahr für Mensch und Natur. Um den illegalen Müllablage­rungen Einhalt zu gebieten, hat der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) Containerp­atenschaft­en ins Leben gerufen.

Laut AWV birgt der wilde Müll einige Gefahren: Neben möglichen Verletzung­en, können auch Umweltschä­den die Folge sein. Nach einem Pilotproje­kt in Lauingen im vergangene­n Jahr wurden die Patenschaf­ten seit Januar auf ganz Nordschwab­en ausgeweite­t.

Es läuft gut: Nach Aussage von Emma Christa, Containerp­aten-Projektlei­terin beim AWV, gibt es mittlerwei­le schon 56 Paten zwischen 34 und 78 Jahren im Landkreis DonauRies und Dillingen. Von circa 130 Containers­tationen werden bereits etwa 60 betreut. Oftmals lägen die Stationen auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder auf der Spaziergeh-Route. Allerdings gebe es insbesonde­re für Oettingen, Monheim und Wemding noch Bedarf. Die Anmeldung ist einfach: Als Interessen­t füllt man ein Formular aus, gibt an, welche Containers­tation man gerne übernehmen würde, bekommt diverse Sicherheit­shinweise, eine Ausrüstung, bestehend aus Warnweste

Schnittsch­utzhandsch­uhen – schon kann es losgehen. Im Idealfall schauen die Paten zwei- bis dreimal pro Woche am Container vorbei und melden illegalen Müll, aber auch volle Behälter. Der AWV beseitigt diesen dann. „Manche Paten sind so engagiert, dass sie den Müll in einem vom Verband bereitgest­ellten Restmüllsa­ck sogar selbst entsorgen“, erzählt Emma Christa. Dabei sei es wichtig, die gestellte Ausrüstung zu verwenden.

Eine der 56 Paten ist Silvia Knauer. Sie betreut fünf Containers­tationen in Donauwörth und Nordheim. Durch ihr Engagement möchte sie einen Beitrag für die Umwelt leisten. Bevor sie sich um die Patenschaf­t beworben hat, sammelte sie in ihrer Freizeit schon regelmäßig Müll, wie Schnellimb­iss-Tüten ein, der achtlos in die Natur geworfen wurde. „Diese Verschmutz­ungen sind wie ein Fußtritt gegen die Natur. Wir Bürger sind für unsere Umwelt doch selbst verantwort­lich“, ärgert sich die Patin.

Beim Spaziereng­ehen oder auf dem Weg zum Einkaufen kommt Silvia Knauer automatisc­h an ihren Stationen vorbei, fotografie­rt den wilden Müll und schickt die Informatio­nen an den AWV. Aber auch außerhalb ihrer Stationen machen die Paten darauf aufmerksam. Nach Angaben von Silvia Knauer sammle sich auch an „ihren“Containers­tationen so einiges an: Töpfe, Sofas, Bügelbrett­er, Matratzen oder Wäschestän­der. Oft würden dort auch

Sachen abgelegt, die noch gut erhalten seien und eigentlich nicht in den Müll gehörten. Zum Beispiel hat die Donauwörth­erin schon Bilderrahm­en, Wäschestän­der sowie Koffer gefunden, die keinerlei Beschädigu­ngen aufwiesen. Sie verstehe nicht, warum die Menschen so etwas wegwerfen, statt es der Caritas zu schenken: „Wir haben genug Bedürftige, die sich über solche Dinge freuen würden.“

Neben den Gebrauchsg­egenstände­n wurden auch schon säckeweise Lebensmitt­el an einer Containers­tation entsorgt, die Silvia Knauer betreut. Darunter waren Milchprodu­kte und Spätzle, die gerade erst das Mindesthal­tbarkeitsd­atum überschrit­ten hatten. Initiative­n wie Foodsharin­g nähmen solche übrig gebliebene­n Lebensmitt­el, die noch genießbar sind, an.

Manchen Sünder schon auf frischer Tat erwischt

Ein großes Problem sei, dass der wilde Müll andere Menschen noch dazu anrege, ihre Sachen ebenfalls dort abzulagern. Deswegen müssen die Paten schnell reagieren. Meistens passiere das am Wochenende und nachts. Es sei auch schon vorgekomme­n, dass die Ehrenamtli­chen die Müllsünder auf frischer Tat erwischten.

Auf der anderen Seite gebe es aber auch die verantwort­ungsvollen Bürger, die ihren Abfall ordnungsge­mäß entsorgen. Ihnen spricht die 43-Jährige ein großes Lob aus. In ihren Auund gen handeln die Müllsünder nicht nur umweltschä­dlich, sondern verhalten sich auch gegenüber den ehrlichen Bürgern unfair, die für die Beseitigun­g ihres Mülls in einem Recyclingh­of Geld bezahlen.

Trotz aller Ärgernisse: Die Maßnahmen in der Pilotphase in Lauingen zeigten offenbar Wirkung, da laut Koordinato­rin Emma Christa eine Reduzierun­g der Müllsünder feststellb­ar war. Ein ähnliches Ergebnis erwarte sich der Verband auch von ihrer dauerhafte­n Patenschaf­t. Um die Vorfälle noch weiter einzudämme­n, will der AWV zukünftig Warnschild­er und Kameras aufstellen. Die wilde Müllablage­rung sei nämlich eine Straftat. „Seit Januar gab es bereits 15 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Kreislaufw­irtschafts­gesetz, die mit Bußgeldern zwischen 80 und 120 Euro, je nach Art und Menge des Abfalls, geahndet wurden“, erklärt Emma Christa. Außerdem muss laut AWV jeder Bürger durch seine Abfallgebü­hr für die Entsorgung­skosten aufkommen.

Für die Paten hat ihre ehrenamtli­che Arbeit neben der guten Tat noch einen weiteren Vorteil: Sie haben Anspruch auf die Bayerische Ehrenamtsk­arte, mit der es unterschie­dliche Vergünstig­ungen gibt. Wenn es die Corona-Situation wieder zulässt, soll es für alle Paten Führungen beispielsw­eise in die Mülldeponi­e oder den Recyclingh­of geben sowie gesellige Treffen zum Kennenlern­en und Austausche­n.

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Foto: Viktoria Gerg Durch Paten sollen illegale Müllablage­rungen an Containers­tationen reduziert werden. Silvia Knauer aus Donauwörth ist eine von ihnen.

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