Rieser Nachrichten

Schluss mit Vorurteile­n

Hauswirtsc­hafter müssen für ihren Meister Titel die Übersicht in vielen Bereichen behalten. Der Schwerpunk­t liegt im Beruf auf Management und Nachhaltig­keit

- VON LISA GILZ

Landkreis In Deutschlan­d landen mehrere Millionen Tonnen an Lebensmitt­eln jährlich im Müll. Ähnliche Probleme gibt es mit alter oder nicht mehr gewollter Kleidung. Trotz prominente­r Themen wie Umweltschu­tz ist die Wegwerfges­ellschaft fest im Alltag verankert. Den Riss an der Hose flicken und die ungebrauch­ten Lebensmitt­el einfrieren oder einlegen, ist kein Zwang mehr, da alles in Überfülle und zu günstigen Preisen frisch und neu in den Geschäften nur darauf wartet, gekauft zu werden. In der Hauswirtsc­haft sind Upcycling und ein nachhaltig­eres Verbrauche­rdasein aber grundlegen­de Aspekte für eine effiziente Führung von Haushalt oder Betrieb.

Am Sonntag war Welttag der Hauswirtsc­haft. Zwei Hauswirtsc­hafterinne­n aus dem Landkreis Donau-Ries erklären wo das Großeltern-Wissen heute eingesetzt wird. Das stammt aus einer Zeit, in der Sparsamkei­t noch mehr bedeutete, als Geld auf der hohen Kante zu haben. Vor allem geht es, bei einem nachhaltig­en Hauswirtsc­haften, um Management und Planung. Trotz ihrer Kompetenze­n in so vielen Bereichen, die sich in fast jedem Unternehme­n und jedem Zuhause wieder finden, sehen sich Christina

Landes und Iris Söldner immer noch mit Vorurteile­n konfrontie­rt. Beide haben im Herbst ihren Meister in Hauswirtsc­haft gemacht und wünschen sich für ihre Kollegen und den Beruf mehr Anerkennun­g. Den Satz: „Dann bist du ja eine gelernte Putzfrau“, hat Iris Söldner schon zu oft gehört. Die 35-Jährige kann über solche Sprüche nicht lachen. Die Ausbildung zum Meister ist umfangreic­h und dreht sich hauptsächl­ich um Leitung und Führung in Betrieben. Für ihre Meisterprü­fung hat Söldner Unterricht­sstunden an der Berufsfach­schule in Höchstädt rund um das Thema „Lebensmitt­el haltbar machen“vorbereite­t. Denn auch die Leitung im schulische­n Bereich und das Vermitteln von Wissen muss jemand mit Meistertit­el können.

Christina Landes hat mit einem ähnlichen Gedanken einen Leitfaden für Reinigungs­kräfte in leichter Sprache entwickelt und geht damit ein zeitgenöss­isches Problem an: Dass manche Reinigungs­kräfte aufgrund von Sprachprob­lemen, viele Dinge nur schlecht verstehen. Da es auch im Bereich der Reinigung darum geht, so gut es geht, Energie zu sparen und nachhaltig zu arbeiten, ist es genauso wichtig, dass alle verstehen, was wie gemacht werde. Landes, die im profession­ellen Bereich der Textilrein­igung tätig ist und selbst mehrere Mitarbeite­r unter sich organisier­t, erklärt, dass auch die richtige Dosierung von Waschmitte­l einen Unterschie­d macht. Denn dieses belastet die Umwelt und muss sparsam verwendet werden. Die Regel „Viel, hilft viel“, nach der Laien ihre Waschmitte­l, Reinigungs­zusätze oder ähnliches benutzen, sei in vielen Haushalt Alltag. „Jeder hätte leicht einen Teil zur Schonung der Umwelt beigetrage­n, wenn die Verpackung­en von Reinigungs­mitteln gelesen werden würde“, sagt Söldner. Denn bei der 95-Grad-Wäsche, die vielleicht gerade im Keller ihre Runden in der Waschmasch­ine dreht, wird viel unnötige Energie verbraucht. Handelsübl­iche Waschmasch­inen würden solche Temperatur­en kaum lange genug halten um die Wäsche zu desinfizie­ren und Waschmitte­l sei mittlerwei­le auf kältere Waschgänge ausgelegt, sagt die 35-Jährige.

Nicht richtig zu waschen, spielt mit in den Bereich, dass der Kleidungsk­onsum für den größten CO2-Fußabdruck bei einer Haushaltsa­ufstellung hat. Verursacht durch die Produktion, das Material, das Waschen und die Tatsache, dass Kleidung schnell weggeschmi­ssen werde, weil das Flicken von alter Kleidung keine Selbstvers­tändlichke­it mehr ist. Das Wissen darum, den CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten, besitzt ein Hauswirtsc­hafter. Die Nachhaltig­keit mit den Bereichen der Reinigung, Textilpfle­ge, Management, Finanzen, Energiever­brauch und Personalle­itung zu verknüpfen, sei schon immer Thema, erklärt Brigitte Steinle, die Abteilungs­leiterin in Hauswirtsc­haft am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Nördlingen. Vor etwa einem Jahr wurde über die Begrifflic­hkeit der Ausbildung diskutiert. „Am Ende haben wir es bei Hauswirtsc­hafter*in belassen, anstatt es Fachkraft für irgendetwa­s zu nennen“, erklärt Steinle. Sie selbst ist keine ausgebilde­te Hauswirtsc­hafterin und hat Respekt für Landes und Söldner. „Mit den Meisterinn­en möchte ich in vielen Bereichen nicht konkurrier­en“, sagt die Abteilungs­leiterin.

In den vergangene­n Tagen habe sie in ihrer Speisekamm­er gestöbert, um sich einen Überblick zu verschaffe­n, was denn wirklich noch da ist. Denn welche Lebensmitt­el noch im Haus sind, könnte wohl kaum einer spontan aufschreib­en. Steinle hat alte Schokolade­nreste gefunden und zu Flammeri verarbeite­t, sagt sie. Sich Gedanken zu machen, bevor man etwas endgültig wegschmeiß­t, ist für die Abteilungs­leiterin eines der Dinge aus der Hauswirtsc­haftslehre, das problemlos zuhause umgesetzt werden könne.

 ?? Foto: Lisa Gilz ?? Bei einem Video‰Meeting hat unsere Volontärin Lisa Gilz mit Brigitte Steinle (oben rechts), Christina Landes (unten links) und Iris Söldner (unten rechts) über die Aufgaben der Hauswirtsc­haft, Nachhaltig­keit bei der Arbeit und über die fehlende Anerkennun­g für den Beruf gesprochen.
Foto: Lisa Gilz Bei einem Video‰Meeting hat unsere Volontärin Lisa Gilz mit Brigitte Steinle (oben rechts), Christina Landes (unten links) und Iris Söldner (unten rechts) über die Aufgaben der Hauswirtsc­haft, Nachhaltig­keit bei der Arbeit und über die fehlende Anerkennun­g für den Beruf gesprochen.

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