Superarzt
Wie Amerikaner ihren Chef-Immunologen Anthony Fauci feiern
Fehlt nur noch, dass sie in Amerika sein Gesicht groß auf die Impfzentren pappen, wie man es bei uns mit den Lausebengel-Fotos auf Zwieback oder Kinder-Schokolade gemacht hat. Mit dicker Aufschrift: „Ihr Experte heißt Sie willkommen“, so in der Art. Es gibt ja nichts, was es nicht gibt.
Um es klar zu sagen: Anthony Fauci, 80, kann nichts dafür, dass sein Konterfei auf Socken, T-Shirts, Kaffeebechern, ja mittlerweile sogar auf Donuts prangt. Vielleicht ist das dem Experten für Infektionskrankheiten geradezu peinlich, wer weiß. So ist das halt, wenn man in den USA zu dem Gesicht im Kampf gegen das Coronavirus geworden ist, seine Strategie zu greifen scheint, Emotionen überschwappen und Geschäftsleute ein paar schnell verdiente Dollars wittern.
Viel besser sind die Europäer in dieser Hinsicht ja auch nicht. Die Deutschen himmeln die Locken von Christian Drosten an (so war das zumindest im letzten Jahr) und vermarkten ihn als Räuchermännchen. Schweden haben den Kopf von Anders Tegnell auf Waden tätowiert und dem Staatsepidemiologen Liedchen gewidmet.
Die Menschen wollen Heldengeschichten, ab und an geht manchem halt mal der Gaul durch. Über Anthony Fauci ist jetzt übrigens ein Bilderbuch für Kinder in Arbeit. Es erzählt, wie aus einem „neugierigen Jungen“aus New York „Amerikas Arzt“geworden sei. Wie er schon als Steppke mit dem Fahrrad Medikamenten-Bestellungen ausfuhr. Vielleicht empfindet er so viel Ehr ja zumindest als Genugtuung mit Blick darauf, wie Donald Trump ihn und seine Ratschläge einst abgekanzelt hat. Von daher wären ein paar Fauci-Plakate gar nicht so verkehrt. Zumindest an der Bushaltestelle vor einem gewissen Anwesen in Florida.