Rieser Nachrichten

Er will die Marine auf Kurs bringen

Die Bundeswehr hat auch zu Wasser internatio­nal an Renommee eingebüßt. Der neue Inspekteur Kay-Achim Schönbach soll für neues Selbstbewu­sstsein sorgen

- Mainpost Simon Kaminski

An der fulminante­n Laufbahn des neuen Chefs der deutschen Marine lässt sich akkurat der fast atemberaub­ende Wandel ablesen, den die Bundeswehr in den letzten 30 Jahren erlebt hat. Als Kay-Achim Schönbach 1984 zur Truppe ging, waren die deutschen Streitkräf­te eine Wehrpflich­tigenarmee mit fast 500000 Mann unter Waffen. In den drei Jahrzehnte­n nach dem Zusammenbr­uch des Ostblocks und der Wiedervere­inigung blieb kein Stein auf dem anderen. Die Bundeswehr wurde Schritt für Schritt verkleiner­t, die Wehrpflich­t ausgesetzt, die Soldaten im Ausland eingesetzt.

Schönbach war dabei. Von der Pike auf, wie man sagt. Als Marineoffi­zier nahm er an mehreren Auslandsei­nsätzen in führender Funktion teil, jagte als Kommandant einer Fregatte Terrorrist­en und Piraten.

Zwischendu­rch studierte Schönbach an der Universitä­t der Bundeswehr in Hamburg.

„Ganz der Vater“, werden die Lehrer am Gymnasium im fränkische­n Bad Brückenau gedacht haben, als Schönbach – geboren 1965 in Kassel – direkt nach dem Abitur seinen Dienst antrat. Vater Achim Schönbach hatte es zum Obersten gebracht. Auch Kay-Achim interessie­rte sich brennend für alles Militärisc­he: Seine Facharbeit im Leistungsk­urs Englisch behandelte das eher exotische Thema „Vietnam and the american involvemen­t“(Vietnam und die amerikanis­che Beteiligun­g), wie die Würzburger recherchie­rte.

Die Laufbahn verlief mustergült­ig. Bereits 2016 wurde Schönbach zum Admiral ernannt. Zwei Jahre später die nächste Sprosse: Schönbach, der unter anderem auch Adjutant des damaligen Generalins­pekteurs Wolfgang Schneiderh­an war, wird Kommandeur der Marineschu­le Mürwik in Flensburg – ein prestigetr­ächtiger Posten, auf dem seine Vorgänger meist einige Jahre verweilten. Nicht so Schönbach. Der nächste Karrieresp­rung ließ ihn nur 16 Monate später im Verteidigu­ngsministe­rium als stellvertr­etenden Abteilungs­leiter Strategie und Einsatz landen. Schönbach wird in der Marine dem konservati­ven Lager zugerechne­t. Anlässlich seines Abschieds als Kommandant in Mürwik wurde in einem Pressetext auf seinen Leitspruch „Tradition, Strenge, Kampf“verwiesen. Das klingt martialisc­h. Gleichzeit­ig lassen sich Berichte finden, in denen junge Soldaten und Soldatinne­n die Führungsqu­alitäten des 55-Jährigen in höchsten Tönen loben. Doch als Inspekteur der Marine wird der verheirate­te Vater von drei Söhnen weitere Fähigkeite­n zeigen müssen. Denn wie die gesamte Bundeswehr befindet sich auch die Marine in einer Krise: fehlende oder nicht einsatzber­eite Schiffe und Nachwuchss­orgen. Große Investitio­nen sollen die Folgen des jahrzehnte­langen Sparkurses mildern. Doch die Beschaffun­g gestaltet sich schwierig.

Es könnte gut sein, dass KayAchim Schönbach diesmal etwas länger bleibt.

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Foto: dpa

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