Rieser Nachrichten

Tod einer Pflegerin wirft drängende Fragen auf

55-Jährige starb kurz nach einer Impfung mit AstraZenec­a. Am Mittwoch soll das Ergebnis der Obduktion vorliegen

- VON HELMUT KUSTERMANN UND MICHAEL MANG

Kempten/Immenstadt Nach dem Tod einer mit dem AstraZenec­a-Wirkstoff geimpften Krankenhau­s-Mitarbeite­rin ist die Bestürzung groß und viele Fragen sind offen. Ob die Hirnthromb­ose der 55-Jährigen durch die Impfung ausgelöst wurde, ist noch nicht letztgülti­g geklärt. Ein Zusammenha­ng gilt jedoch unter Fachleuten im Allgäu als wahrschein­lich. Aber was kann durch den AstraZenec­a-Impfstoff im Körper passieren und was lässt die Gefahr für ein seltenes, aber lebensgefä­hrliches Blutgerinn­sel steigen?

Das Gesundheit­samt im Oberallgäu verweist auf die Universitä­t Greifswald, wo Blutproben von Betroffene­n aus ganz Europa untersucht wurden. Die Uni entwickelt­e mit europäisch­en Wissenscha­ftlern und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Therapie. Die Gruppe um den Greifswald­er Mediziner Andreas Greinacher hat die Ursache tödlicher Blutgerinn­sel ergründet: Durch die Verabreich­ung von AstraZenec­a entwickeln die Patienten Abwehrstof­fe – wie es bei einer Impfung auch erwünscht ist. Einige dieser Stoffe können jedoch Blutplättc­hen aktivieren, die eine Art Wundheilun­gsprozess in Gang setzen. Durch die Blutgerinn­ung

können Hirnvenen verstopfen. Die Wissenscha­ftler haben ein Testverfah­ren und eine Therapie entwickelt und die Ergebnisse vor wenigen Tagen an Kliniken in ganz Deutschlan­d

übermittel­t. So könne nun weiter mit AstraZenec­a geimpft werden, heißt es in einer Publikatio­n der Uni Greifswald: „Betroffene Menschen können direkt therapiert werden.“

An den Allgäuer Impfzentre­n wird der AstraZenec­a-Impfstoff weiter verabreich­t. Im Oberallgäu wurden am Montag 108 Impfungen mit dem Wirkstoff durchgefüh­rt. Die Patienten werden vorab informiert, welchen Impfstoff sie bekommen. Nur Einzelne haben sich laut Gesundheit­samt in den vergangene­n Tagen im Oberallgäu gegen eine AstraZenec­a-Impfung entschiede­n und ihren Termin abgesagt. Deutlich höher war am Dienstag die Quote beim Allgäuer

Klinikverb­und. Laut Andreas Ruland, Sprecher der Geschäftsf­ührung, seien 50 Mitarbeite­r für eine Impfung mit AstraZenec­a angemeldet gewesen. Doch nur 20 hätten sich das Präparat spritzen lassen.

Die Obduktion der 55-Jährigen, die an der Immenstädt­er Klinik arbeitete und am 20.März starb, hat inzwischen stattgefun­den. Laut Polizei soll das Ergebnis am Mittwoch bekannt gegeben werden. Etwa eine Woche nach der Erstimpfun­g am 3.März hatte die Frau Kopfschmer­zen bekommen. Sie wurde noch im Krankenhau­s behandelt. Die Pflegerin habe nicht unter Vorerkrank­ungen gelitten, sagt Ruland.

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Foto: Ralf Lienert Die verstorben­e Pflegerin arbeitete in der Immenstädt­er Klinik.

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