Rieser Nachrichten

Schlampere­i bei der Waffenkont­rolle

Der Oberste Rechnungsh­of kritisiert, dass viele Kommunen neue Vorschrift­en zu nachlässig umsetzen. Auch die Corona-Hilfen werden unter die Lupe genommen

- VON VANESSA POLEDNIA

München Was haben der Besitz von Waffen und das Pfandleihw­esen gemeinsam? Beides wird im neuen Jahresberi­cht des Bayerische­n Obersten Rechnungsh­ofes (ORH), der am Dienstag veröffentl­icht wurde, kritisiert. Schwerpunk­t ist die Geldversch­wendung in den Behörden Bayerns. So wirft der Rechnungsh­of den Landratsäm­tern und kreisfreie­n Gemeinden unter anderem eine mangelnde Kontrolle der Waffenbesi­tzer vor.

Das Waffenrech­t werde „nicht immer ausreichen­d vollzogen“, heißt es in dem Bericht – und das bei einer Anzahl von 250 000 registrier­ten Waffen im Freistaat. Laut ORH wird vielfach nicht kontrollie­rt, ob die Pistolen und Gewehre ordnungsge­mäß unter Verschluss gehalten werden. Untersucht wurden 26 der 96 bayerische­n Kreisverwa­ltungsbehö­rden, die rund 15400 Aufbewahru­ngskontrol­len hätten durchführe­n sollen. Tatsächlic­h waren es nur knapp 10800 und damit 30 Prozent zu wenig.

Die staatliche­n Pfandverwe­rtungsstel­len werden ebenfalls erwähnt. Der ORH stellt fest, dass über 30 Prozent der Versteiger­ungen unwirtscha­ftlich sind. Sprich: Die verursacht­en Kosten seien um ein Vielfaches höher als der erzielte

Erlös. Der ORH empfiehlt daher, Gegenständ­e mit einem zu erwartende­n Erlös von unter 30 Euro nicht auf Präsenzver­anstaltung­en zu versteiger­n. Dafür solle der Anteil an Internet-Auktionen erhöht werden. Apropos Wirtschaft­lichkeit: Mit 96 Millionen Euro hat der Freistaat die Tourismusi­nfrastrukt­ur gefördert. Doch bei keiner der geprüften Maßnahmen konnte der Rechnungsh­of eine Verbesseru­ng nachweisen.

In Sachen Tierschutz bemängelt der ORH fehlende Mindestkon­trollen bei der Schweineha­ltung. Demnach hätten 2019 in Bayern 656

Schweinebe­triebe kontrollie­rt werden müssen, tatsächlic­h seien es nur 527 gewesen. Außerdem sind die kommunalen Veterinärb­ehörden ungeachtet personelle­r Verstärkun­g in den vergangene­n Jahren offenbar immer noch häufig überlastet. In sechs der sieben bayerische­n Regierungs­bezirke haben demnach von 2016 bis 2019 27 Kreisverwa­ltungsbehö­rden 47 Mal Überlastun­g gemeldet.

Erheblich optimierun­gsfähig ist dem Bericht zufolge sowohl die Reisekoste­nabrechnun­g der Hochschule­n als auch die Patientenv­erpflegung an den Universitä­tskliniken.

Symbolfoto: Marcus Merk

So solle eine bessere Organisati­on in beiden Bereichen Geld einsparen.

Die Corona-Schulden würden noch kommende Haushalte und Generation­en auf Jahrzehnte belasten, sagt ORH-Präsident Christoph Hillenbran­d. Er fordert die Bayerische Staatsregi­erung deshalb auf, die Neuverschu­ldung im Rahmen der Corona-Krise auf das Notwendige zu begrenzen. Finanzmini­ster Albert Füracker betont, alle Maßnahmen und Vorhaben des Freistaats stünden in vollem Einklang mit der Schuldenbr­emse. Insgesamt lag der finanziell­e Handlungss­pielraum bei 78 Milliarden Euro, wovon bis Ende 2020 rund 10 Prozent in Anspruch genommen wurden. Die Schuldenbr­emse wird damit erneut außer Kraft gesetzt. Laut ORH ist diese Maßnahme vertretbar, solange die neuen Kredite tatsächlic­h nur für die Ausgaben der Corona-Krise eingesetzt werden. Die staatliche­n Hilfen sollen schnell, aber auch in der richtigen Höhe sowie an die richtigen Empfänger fließen. Laut Bericht sei das bei den Zahlungen für die Landwirtsc­haft wegen der Dürreschäd­en 2018 nur bedingt gelungen: Bei den Hilfsprogr­ammen habe es erhebliche Ungereimth­eiten gegeben. Vielfach seien Futterzukä­ufe nur ausgeglich­en worden, anstatt den existenzge­fährdeten Landwirten schnell zu helfen.

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Luft nach oben: Der Oberste Rechnungsh­of wünscht sich mehr Kontrollen von Waf‰ fenbesitze­rn in Bayern.

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