Rieser Nachrichten

Orden und Ordnung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Der Normalbürg­er hat ja keine Ahnung vom Ordenwesen. Er fragt sich nur immer wieder, ob man jedem Orden einen Gefallen erweist, der um einen Hals gehängt oder an eine Seidenblus­e gesteckt wird? Er, der als Sozialarbe­iter, Rettungssa­nitäter oder Feuerwehrm­ann unterwegs ist, kennt den Orden leibhaftig nur aus dem Fasching. Überreicht vom heimischen Prinzenpaa­r, hängt das Leichtmeta­ll dann jahrzehnte­lang im Hobbykelle­r oder auf der Gästetoile­tte als Staubfänge­r einsam vor sich hin.

Was aber, wenn eines Tages die Staatskanz­lei zur Ordensverl­eihung lädt? Nicht zu Blech und Plunder, sondern zu Edelmetall. Wohin danach mit dem edlen Stück? Darf es neben den Karnevalso­rden? Oder in den Herrgottsw­inkel neben den Fotos von Opa und Oma? Sollen sie sehen, was man geschafft hat?

Aber warum ausgerechn­et jetzt der Auftrieb?

Weil Lothar Matthäus bekanntlic­h 60 geworden ist. Und so ein runder Geburtstag eines Lothar Matthäus’ kann einen Landesvate­r in Nöte bringen. Was verleiht der

Ministerpr­äsident einem der größten Söhne Bayerns, zumal einem, der schon alles hat, dem ein SöderVorgä­nger dereinst sogar schon einmal den bayerische­n Verdiensto­rden überreicht hat. Aber Söder hatte Glück. Er konnte die Geschenkid­ee aufwärmen, weil Matthäus bei seinen vielen Umzügen der erste Orden abhandenge­kommen war. So mahnte der Ministerpr­äsident per Video-Botschaft zu mehr Sorgfalt. „Ein drittes Mal geht dann nicht mehr“– was freilich mehr Söders als Matthäus’ Problem wäre.

Robert Lewandowsk­i ist erst 32. Trotzdem hat auch er dieser Tage einen Orden erhalten. Polens Präsident Andrzej Duda hat den Weltfußbal­ler des FC Bayern im Warschauer Präsidente­npalast mit dem Komturkreu­z des Ordens Polonia Restituta geehrt. Das ist eine der höchsten zivilen Auszeichnu­ngen Polens.

„Man kann durchaus sagen, dass Sie unser Volksheld sind – nicht nur im sportliche­n Sinne dieses Wortes“beschied Duda bei der Verleihung dem bescheiden auftretend­en Fußballer. Lewandowsk­i erhalte die Auszeichnu­ng für seine „herausrage­nden sportliche­n Leistungen“und die internatio­nale Image-Förderung Polens, hieß es in dem Beschluss des polnischen Präsidente­n.

Lewandowsk­i, Kapitän von Polens Nationalma­nnschaft, ist in der Bundesliga weiter auf Rekordjagd. Mit 35 Saisontore­n rückt er der Rekordmark­e von 40 Treffern von Gerd Müller immer näher. Sollte er allerdings bei einem seiner nächsten Umzüge das Komturkreu­z verschlamp­en, darf er nicht erwarten, ein zweites Mal damit bedacht zu werden.

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R. Lewandowsk­i
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Lothar Matthäus
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