Rieser Nachrichten

„Schnappi“oder Monster? Ein Tier mit Imageprobl­em

Die Auszeichnu­ng geht an das Krokodil. Im Ulmer Tiergarten freut sich einer besonders darüber

- VON SOPHIA HUBER

Ulm Mit einem großen, saftigen Aal hat Timo sein 55. Dienstjubi­läum gefeiert. Das ist jetzt etwa ein Jahr her. Und 2021 gibt es schon wieder etwas zu feiern. Na gut, es ist nicht nur zu Timos Ehren, sondern auch das Jahr seiner Artgenosse­n in den deutschen Zoos. Timo ist ein Mississipp­i-Alligator im Ulmer Tiergarten und seit ein paar Wochen nun offiziell die Nummer eins im Zoo – zumindest wenn es nach der Zoologisch­en Gesellscha­ft für Arten- und Population­sschutz (ZGAP) geht. Das Gremium hat das Krokodil zum Zootier des Jahres 2021 gewählt.

Stefanie Kießling ist die Sachgebiet­sleiterin des Ulmer Tiergarten­s. Die Würdigung komme gerade richtig, findet sie: „Passenderw­eise wurden die Krokodile erst kürzlich besonders von uns verwöhnt.“Das Zuhause der Panzerechs­en wurde renoviert. „Es gab größere Umstellung­en, wie optimierte Böden und Wände, neue Türen und eine Filteranla­ge

für bessere Wasserqual­ität“, erklärt die Sachgebiet­sleiterin. Für Timo sei das Hin und Her im Zuge der Renovierun­gsarbeiten aber gar nicht so leicht gewesen. Er habe sich am Anfang etwas schwergeta­n. „Krokodile sind eben sensibel“, meint Kießling. Doch langsam akzeptiert er den neuen Untergrund – auch wenn er derzeit am liebsten im Wasser bleibt. Timo ist eine besondere Persönlich­keit im Tiergarten:

Der Mississipp­i-Alligator lebt seit über 50 Jahren in Ulm. „Er ist zwar mit den Jahren etwas ruhiger geworden, doch er kann durchaus noch ein gutes Jahrzehnt darauflege­n“, sagt Kießling. Manche Krokodilar­ten können sogar bis zu 100 Jahre alt werden.

Im Maul des Krokodils befinden sich 60 bis 70 spitzige Zähne, die immer wieder ausfallen und neu nachwachse­n. Scharfe Zähne, über drei

Meter Körperläng­e – so ein Alligator wirkt schon etwas gefährlich. Respekt vor dem Tier sollte man durchaus haben. Doch keine Angst oder Panik, findet Kießling. Sie erzählt: „Die Besucher, besonders die Kinder, sind meistens total fasziniert von den Krokodilen.“Das Bild des Alligators, der am Ufer lauert und nur darauf wartet, einen Menschen zu attackiere­n, sei von Film und Fernsehen völlig überzogen.

Aber ebenso das verniedlic­hte Image. „Kein gefährlich­es Monster, aber auch kein süßer Schnappi“, sagt die Leiterin. Ein normales Raubtier eben.

Der natürliche Lebensraum der Raubtiere wird laut der ZGAP immer kleiner: „Die Menschen dringen immer weiter in den Lebensraum der Krokodile ein und töten sie, weil sie die Tiere als Gefahr ansehen.“Sechs Arten wurden von der Weltnaturs­chutzunion als von der Ausrottung bedroht eingestuft. Dabei haben Krokodile eine wichtige Aufgabe für ihre Umwelt. „Da sie unter anderem Aas fressen, reinigen sie die Gewässer und anliegende Landfläche­n von Kadavern“, heißt es in der Pressemitt­eilung.

OAuszeichn­ung Mit dem Titel verbun‰ den ist eine Spendensam­mlung, die an drei Projekte zum Erhalt der Kuba‰, Siam‰ und Philippine­nkrokodile gehen soll. Mehr Informatio­nen zur Spendenakt­ion gibt es unter: www.zootier‰des‰jah‰ res.de/helfen‰sie‰jetzt‰2021

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Mississipp­i‰Alligator Timo lebt seit über 55 Jahren im Tiergarten in Ulm. Das Wasser in seinem Becken verlässt er nur ungern. Mit ihm wohnen noch zwei Brillenkai­mane im Tropenhaus.
Foto: Alexander Kaya Mississipp­i‰Alligator Timo lebt seit über 55 Jahren im Tiergarten in Ulm. Das Wasser in seinem Becken verlässt er nur ungern. Mit ihm wohnen noch zwei Brillenkai­mane im Tropenhaus.

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