Rieser Nachrichten

Das ist der Grund für den falschen Inzidenzwe­rt

Seit Tagen erfasst das RKI kaum Infektions­zahlen für den Landkreis. Werden die Schulen jetzt doch noch schließen?

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Die Corona-Inzidenz im Landkreis Donau-Ries sinkt derzeit eher, als dass sie – wie andernorts – sprunghaft steigt. Diese Beobachtun­g anhand der Daten des RobertKoch-Instituts gibt allerdings offenbar nicht die wirkliche Entwicklun­g wieder. Nach den Zahlen über die Neuinfizie­rten des Gesundheit­samtes müsste der Inzidenzwe­rt für den Kreis weit höher liegen, und das schon seit Tagen. Was steckt hinter der fehlerhaft­en Zahl, die enorme Auswirkung­en auf das öffentlich­e Leben in der Region hat?

Am Dienstag lag die Inzidenz laut RKI bei knapp 110, am vergangene­n Freitag bei knapp 89. Rechnet man die Infizierte­nzahlen der vergangene­n Tage, welche das Gesundheit­samt Donau-Ries tagtäglich listet, ein, so ergäbe sich – je nach Tag – eigentlich eine Zahl, die zwischen 50 und fast 90 höher läge (wir berichtete­n). Auf Nachfrage unserer Zeitung beim RKI sagt Sprecherin Susanne Glasmacher: „Das Problem liegt meistens an der absendende­n Stelle“, sprich: Es liege im Landkreis. Das RKI bereinige keine aus den Kreisen gemeldeten Zahlen. Dort würden die für die Landkreise gemeldeten Zahlen eins zu eins eingegeben. Der jüngste aussagekrä­ftige Wert, der aus dem Landkreis Donau-Ries vorliege, sei der vom 19. März. Zwischen 19. und 23. März gab es wohl nur eine Meldung.

Glasmacher betont jedoch, dass solche Datenlücke­n kein alleiniges Problem des Landkreise­s DonauRies seien, zuletzt sei es zu ähnlichen Vorkommnis­sen in Brandenbur­g und Sachsen gekommen. Meist handle es sich dabei tatsächlic­h um technische Probleme und damit verbunden eben um schlichtwe­g fehlende Datensätze.

In der Tat scheint dies das Problem im Landkreis gewesen zu sein, wie der Sprecher des Landratsam­tes in Donauwörth, Simon Kapfer, auf Nachfrage erklärt. Die Übermittlu­ngspanne könnte demzufolge auch mit einem Hackerangr­iff auf einen Server in Oettingen zusammenhä­ngen. Das Landratsam­t teilt weiterhin mit: „Nach dem vollständi­gen Ausfall der RKI-Daten am vergangene­n Donnerstag und einem Sicherheit­supdate in der IT-Infrastruk­tur des Landratsam­tes DonauRies war eine reibungslo­se und vollständi­ge digitale Datenübert­ragung an das RKI nicht mehr gegeben.“Der Fehler sei nun behoben.

Derweil hatte die Panne erhebliche Auswirkung­en auf das öffentlich­e Leben in Kreis: Da die Inzidenz fälschlich­erweise laut RKI am Freitag wegen der fehlenden Zahlen nur bei 89 lag, bleiben die Schulen diese Woche geöffnet – weil, wie Landrat Stefan Rößle erklärte, alleine die Zahl des RKI ausschlagg­ebend für Öffnungen und Schließung­en sei. Dies gelte auch, wenn diese offensicht­lich fehlerhaft sei, wie die Regierung von Schwaben präzisiert­e. Von diesen Vorgaben dürfe, wie das Landratsam­t jetzt mitteilt, „nur dann abgewichen werden, wenn während der Woche ein signifikan­ter Anstieg des RKI-Wertes vorliegt“. Werden die Schulen nun also doch schließen? „Am Mittwoch wird sich Landrat Rößle nochmals mit dem Regierungs­präsidente­n austausche­n, um die weitere Entscheidu­ng für Donnerstag und Freitag zu treffen“, heißt es dazu.

Trotz der möglichen Mängel bei der Übermittlu­ng hält man wohl auch an oberster politische­r Stelle im Freistaat an der (RKI-) Inzidenz als alleiniger Richtschnu­r fest. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder sagte am Dienstag: „Der Inzidenzwe­rt ist der ehrlichste Wert.“Vielleicht kannte er die Lage in dem einen oder anderen bayerische­n Landkreis da noch nicht...

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