So wollen die Innenstädte aus der Krise
Händler und Bürgermeister aus Nördlingen und Donauwörth diskutieren gemeinsam über Wege aus der Krise. Die zentrale Forderung lautet: Mehr Offenheit, weniger Bürokratie
Landkreis Wie geht es nach dem Corona-bedingten Lockdown in den Innenstädten weiter? Die stationären Einzelhändler sind schwer getroffen, bangen teilweise um ihre Existenz. Auch die Gastronomie – ohnehin in Nordschwabens Zentren oft spärlich gesät – wird es nach Corona nicht einfacher haben. „Wir müssen nun gemeinsam vor Ort an konstruktiven Lösungen arbeiten“, sagt IHK-Vizepräsident Wolfgang Winter in einer Pressemitteilung. „Wir benötigen aber auch die Unterstützung auf Bundes- und Landesebene.“Der IHK-Vizepräsident habe deshalb Politik und Wirtschaft für einen Austausch zusammengeholt. In Nördlingen diskutierten gemeinsam mit Oberbürgermeister David Wittner Vertreterinnen des Stadtmarketingvereins Nördlingen ist’s wert sowie in Donauwörth mit Oberbürgermeister Jürgen Sorré Vertreter der City-Initiative Donauwörth.
Fast drei Monate ging auch in Nordschwaben nichts mehr: Der Lockdown ab Mitte Dezember hat vielen Einzelhändlern in den Innenstädten von Donauwörth und Nördlingen weitgehend die Geschäftsgrundlage geraubt. Mit kreativen Ideen und besonderen Services trotzten sie den Schließungen. Die Lockerungen zuletzt sorgten zumindest bei ihnen für etwas Entspannung. Die Folgen der CoronaKrise werden dennoch lange zu spüren sein – auch, weil die Perspektiven
für die Gastronomie nach wie vor düster sind. „Jeder weitere Verlust schmälert die Attraktivität unserer Innenstadt spürbar“, sagt Winter. Auch andere Bereiche könnten unter den Folgen leiden, etwa der Immobilienmarkt, wenn sich Unternehmen langfristig die Mieten für ihren Läden nicht mehr leisten können.
„Es ist wichtig, auf verschiedenen Ebenen anzusetzen und die Unternehmen
jetzt nicht alleinzulassen“, sagt Bettina Kräußlich, IHK-Regionalgeschäftsführerin Nordschwaben. Deshalb macht sie sich im engen Schulterschluss mit der Branchenbetreuung Handel der IHK Schwaben, Elke Hehl, für die Innenstädte und das Gewerbe in den Zentren stark. Hehl erläutert: „Wir informieren und beraten Händler zu aktuell geltendenden Regelungen und Möglichkeiten während der
Krise.“Mit Angeboten wie dem „Digitalen Donnerstag“helfe man Händlern zudem beim Einsatz digitaler Vertriebsmöglichkeiten. Kräußlich gibt zudem noch einen Ausblick auf eine in Kürze startende, schwabenweite Initiative: „Wir werden Städte mehrere Bausteine zur Auswahl anbieten, um gemeinsam passgenau an ihrer Zukunftsfähigkeit zu arbeiten.“
Auch bei den beiden Treffen von Politik und Wirtschaft in Donauwörth und Nördlingen wurden konkrete Vorschläge diskutiert. Zentrale Forderung: mehr Offenheit, weniger Bürokratie. „Es ist unverständlich, dass nicht mal unter diesen extremen Bedingungen der Krise das Thema Sonntagsöffnung und Abschaffung des Anlassbezugs endlich durchsetzbar ist“, sagt Winter. Zusätzliche verkaufsoffene Sonntage könnten den Unternehmen die Chance geben, verlorene Umsätze zumindest teilweise nachzuholen. Dazu müsste die Staatsregierung aktiv werden.
Aber auch von den Kommunen forderten die Teilnehmer, ihren Handlungsspielraum effizienter zu nutzen. „Der Gastronomie könnte man zum Beispiel mit einer großzügigeren Auslegung von Vorschriften helfen. Die Nutzung von Außenflächen bei milden Temperaturen wäre genauso hilfreich wie eine Verlängerung der Sperrstunde im Sommer“, fasst Winter zwei zentrale Punkte zusammen.