Verstörende Bilder von der Grenze
Joe Biden hat im Wahlkampf eine humanere Flüchtlingspolitik versprochen. Doch in den Auffanglagern im Süden bahnt sich eine humanitäre Krise an. Nun sollen dramatische Appelle und Soldaten im Nachbarland Mexiko helfen
Washington Wochenlang hat die neue US-Regierung versucht, die Zustände an der Südgrenze des Landes vor der Öffentlichkeit möglichst zu verbergen. Bis heute wird Journalisten der Zutritt zu den Auffanglagern für jugendliche Migranten verweigert. Umso stärker ist nun die Wirkung der Fotos, die der demokratische Abgeordnete Henry Cuellar am Montag veröffentlichte: Sie zeigen dutzende Kinder und Jugendliche in einem mit Plastikplanen unterteilten Zelt, die auf engstem Raum dicht gedrängt unter silbernen Rettungsdecken hocken oder liegen.
„Das System ist überlastet“, kommentiert der Parlamentarier aus Texas seine Aufnahmen: „Da gibt es kein Wenn und Aber.“Während das linksliberale Amerika geschockt ist, kommt den Republikanern die
Tatsächlich versucht die Administration nun auf verschiedenen Ebenen, die Lage an der Grenze, die Regierungssprecherin Jen Psaki beharrlich nicht als „Krise“bezeichnen will, zu entschärfen. So hat Washington die Katastrophenschutzbehörde Fema angewiesen, den Bau von Notunterkünften voranzutreiben und Hotels an der Grenze angemietet. Um die Kinder und Jugendlichen schneller aus den gefängnisartigen Einrichtungen in Übergangslager transportieren zu können, wurde in Dallas das Konferenzzentrum geöffnet. Nach einer Woche sind dort bereits 2000 Minderjährige untergebracht, und die Kapazitätsgrenze ist bald erreicht.
Zugleich hofft Washington, mit warnenden Botschaften die Menschen in Mittelamerika von der Flucht abhalten zu können. „Jetzt ist nicht die Zeit zu kommen! Kommen Sie nicht!“, appelliert Heimatschutzminister