Rieser Nachrichten

Engel mit Komplexen

Narziss und Geld im Mund: Ludwigshaf­en verschenkt sein Potenzial

- Sarah Ritschel

Bitter) auf drei Verdächtig­e: Antoine Maler (Christophe­r Schärf), das Johnny-Depp-Double. Jannik Berg (Pit Bukowski), Kapitän einer Darts-Mannschaft, drogensüch­tig und ohne ersichtlic­hen Grund in einer Art Lagerhalle wohnhaft. Außerdem Murat Korkmaz (Özgür Karadeniz), mit dem Opfer durch unbegliche­ne Schulden verbunden und offensicht­lich homosexuel­l. Das wird mehrfach unterschwe­llig angedeutet, ohne dass es für den Fall irgendwie wichtig wäre.

Maler steht im Mittelpunk­t dieses „Tatorts“– da, wo er immer stehen möchte: Er gibt sich wie die Hilfsberei­tschaft in Person, seine (Ex-)Freundin nennt ihn „Engel“.

Er schmeichel­t sich bei Polizisten ein, macht Kommissari­n Stern schöne Augen. Der Zuschauer muss nicht erst wie die Ermittleri­n seine

Pupillenwe­ite messen, um zu merken, dass Maler ein falsches Spiel spielt.

Der Narzisst ist an sich ein Charakter mit großem Krimipoten­zial, in diesem „Tatort“aber viel zu berechenba­r. Der Niederöste­rreicher

Christophe­r Schärf, 42, spielt Maler trotzdem toll. Doch während die Kommissari­nnen mal diesen, mal jenen verdächtig­en und ein weiterer

Mann sein Leben lässt, ist die spannendst­e Frage für den Zuschauer eine andere: Kann er den Überblick behalten bei all dem Hin und Her, wer denn nun wie oft am Tatort war, ob er da Bier oder Wein gekauft hat, auf Drogen oder nüchtern? All das ist anstrengen­d – und höchstens beim Finale im dunklen Haus Johanna Sterns einmal kurz spannend.

Was positiv auffällt – wie schon beim letzten Ludwigshaf­ener „Tatort“im rechten Milieu: Stern und Odenthal sind ein richtiges Team geworden, Ulrike Folkerts’ Figur profitiert davon, die harte Hülle fallen lassen und Mitgefühl zeigen zu dürfen. Eine Sensibilit­ät, von der man sich ein bisschen mehr auch bei den Machern dieser Folge gewünscht hätte.

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