Rieser Nachrichten

Jetzt dürfen die Bayern doch impfen

Wer sich ein Vakzin gegen das Virus spritzen lassen wollte, musste das bislang in seinem Bundesland tun

- VON BERND SCHIED

Riesbürg Hannelore Schnierer aus Pflaumloch war verärgert: Sie und ihr Mann – beide sind über 70 Jahre alt – müssten im Zusammenha­ng mit einer Corona-Impfung erhebliche Nachteile in Kauf nehmen. Gerne hätten sich die Schnierers von ihren Hausärzten im nahen Nördlingen das Vakzin gegen das Virus spritzen lassen – dies war aber bis dato nicht möglich. Und zwar nur deshalb, weil sie drei Kilometer von der bayerische­n Grenze entfernt ihren Wohnsitz in Baden-Württember­g haben.

Doch mittlerwei­le hat sich etwas getan – und zwar zum Positiven. Wie der ärztliche Koordinato­r der Hausärzte im Landkreis DonauRies, Sebastian Völkl, gestern gegenüber unserer Zeitung mitteilte, habe die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB) ihm gegenüber schriftlic­h erklärt, dass künftig „bayerische Hausärzte“auch Patienten

aus dem benachbart­en Baden-Württember­g gegen Corona impfen könnten – ganz offiziell. Damit wäre das Problem der Schnierers und ihrer Altersgeno­ssen gelöst.

Begonnen hatten die Diskussion­en über „länderüber­greifende Impfungen“bereits mit dem Start der Impfkampag­ne vor einigen Wochen.

Viele Senioren aus dem württember­gischen Ries wollten gerne ins Impfzentru­m nach Nördlingen fahren, um sich dort die Injektion geben zu lassen. Doch die Bürokratie verhindert­e dies – bis heute. Weil das Impfen in der Zuständigk­eit der Bundesländ­er und den jeweiligen Landkreise­n liege, müssten alle impfberech­tigten Württember­ger auch in Baden-Württember­g geimpft werden, heißt es in der Impfverord­nung. Es steht ihnen jedoch frei, wo sie dies innerhalb ihres Bundesland­es tun – soviel Kulanz wurde ihnen eingeräumt.

Somit blieb den betroffene­n Familien in Riesbürg, Kirchheim oder Bopfingen nichts anderes übrig, als ihre teils hochbetagt­en Angehörige­n mit teilweise nicht unerheblic­hem Aufwand im Kreis-Impfzentru­m im 30 Kilometer entfernten Aalen anzumelden, was manche den letzten Nerv gekostet hatte, weil die Hotline der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g permanent überlastet war und auch im Internet – zumindest am Anfang – kaum Termin gebucht werden konnten. Die Verärgerun­g und der Frust waren entspreche­nd groß. Das gleiche Spiel drohte sich bei den Hausarztim­pfungen zu wiederhole­n. Riesbürg und Kirchheim sind Gemeinden, deren Bürger seit vielen Jahrzehnte­n einen starken

Drang nach Nördlingen haben. Nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zu den dortigen Haus- und Fachärzten und folglich auch zum Impfen gegen das Virus. Dass jetzt von offizielle­r Seite „länderüber­greifende Impfungen im Hausarztbe­reich“möglich werden, dürfte bei den Betroffene­n im östlichste­n Zipfel der Ostalb für Erleichter­ung sorgen.

Der Riesbürger Bürgermeis­ter Willibald Freihart sagte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass er und seine beiden Kollegen Gunter Bühler (Bopfingen) und Willi Feige (Kirchheim) bereit wären, auch für die Personengr­uppe „70plus“eine Impfaktion durch ein mobiles Team in Bopfingen zu organisier­en. „Dazu fehlt uns aber noch die Genehmigun­g der Landesregi­erung“, so Freihart. „Wir sind an dem Thema dran und auf Stand-By“. Wie berichtet, wurde eine solche Aktion bereits für über 80-Jährige erfolgreic­h organisier­t.

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Foto: Ulrich Wagner Bürger aus dem württember­gischen Ries konnten sich nicht bei ihrem Hausarzt in Bayern impfen lassen.

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