Alte Bürg wird zum Verkauf ausgeschrieben
Der Nördlinger Stadtrat entscheidet nach langer Debatte, nach Interessenten für die Waldgaststätte zu suchen. Die Christsozialen stimmen dem zwar zu – allerdings nur unter einem Vorbehalt
Nördlingen Schon oft wurde im Nördlinger Stadtrat über die Alte Bürg diskutiert, jetzt gab es auch eine Entscheidung: Das Gremium hat beschlossen, die Waldgaststätte zum Verkauf auszuschreiben. Abgeschlossen ist das Thema damit aber nicht. Denn die größte Fraktion im Rat, die Christsozialen, stimmte unter Vorbehalt zu, wie Vorsitzender Steffen Höhn deutlich machte.
Wie berichtet, gehört die Alte Bürg derzeit den Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen. Vor rund 100 Jahren wurde das Ausflugslokal gekauft. Das Ziel war es damals, das Stiftungsvermögen zu erhalten beziehungsweise zu vermehren. Doch seit Jahren machen die Stiftungen mit der Alten Bürg Defizite, die Pachteinnahmen decken die Unterhaltsmaßnahmen nicht. Jetzt stehen Investitionen in sechsstelliger Höhe an, wie der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle, kürzlich unserer Zeitung sagte: Der Zulassungsbescheid für die Kläranlage der Alten Bürg läuft ab.
Für einen Teil des Stadtrats ist die Lage ganz eindeutig: Stiftungszweck ist es nicht, eine Gaststätte zu betreiben. Und wenn die nur Miese macht, wird sie verkauft. In der Sitzung argumentierte PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag, durch die jährlichen Defizite und die dringend erforderlichen Investitionen verbrauche man für die Alte Bürg erhebliche Mittel. Doch die seien an anderer Stelle sehr gut aufgehoben, etwa bei der Jugendsozialarbeit. Mit dem Vorschlag der
Stadtverwaltung, die Gaststätte unter bestimmten Kriterien zum Verkauf auszuschreiben, könne man die Lage ausloten. Zu besagten Kriterien gehört unter anderem, dass ein Katalog von nicht zulässigen Nutzungen angelegt werden soll.
Man verkaufe das Tafelsilber der Stiftungen nicht, meinte Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste, man verlagere es nur.
Der Zweck der Stiftungen sei nun einmal ein anderer. SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriele Fograscher meinte, ihre Fraktion sei gespannt auf die Angebote. Oberbürgermeister David Wittner wies darauf hin, dass sich der Stiftungsbeirat für einen Verkauf ausgesprochen habe. Interessenten aus dem gastronomischen Bereich hätten sich schon bei der Stadt gemeldet. PWG-Stadtrat
Johannes Ziegelmeir meinte: „Wir müssen uns unserer Verpflichtung als Verwalter des Stiftungsvermögens bewusst sein.“
Für den anderen Teil des Stadtrats ist die Lage ebenfalls eindeutig: Die Alte Bürg ist ein Kleinod, an dem Erinnerungen an glückliche Stunden hängen. Eines, das nicht dem Kommerz geopfert werden darf, eines, das nicht mit Geld aufzuwiegen ist. So ähnlich argumentierte Wolfgang Mussgnug (Grüne/ Frauenliste). Gerade in Corona-Zeiten müsse die Stadt das Angebot zur Naherholung ausweiten. Statt über eine Veräußerung nachzudenken, wäre es besser, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, forderte Mussgnug. Auch die Spitalkirche koste die Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen Geld, die verkaufe man auch nicht. Kämmerer Bernhard Kugler entgegnete: Die Kirche sei eine Zustiftung und müsse erhalten werden, die Alte Bürg nicht.
Wolfgang Goschenhofer, Fraktionsvorsitzender der Grünen/Frauenliste, erinnerte daran, dass man erst vor 25 Jahren eine hohe sechsstellige Summe in die Alte Bürg investiert habe – damals habe man die Weichen gestellt, dass die Gaststätte im Besitz der Stiftung bleibe. Sein Fraktionskollege Rudi Koukol schlug vor, über eine Erbpachtregel nachzudenken. CSU-Fraktionsvorsitzender Steffen Höhn sagte, die Christsozialen würden den Verkauf weiter als „problematisch“betrachten. Er betonte, die Ausschreibung sei kein „automatisches Zulaufen auf einen Verkauf“. Ihm fehle die Vorstellungskraft, wie ein Privater dort das Ruder herumreißen könne. Doch vielleicht ergebe die Ausschreibung neue Ideen, die auch die Stadt umsetzen könnte.
Mit 24:7 Stimmen beschloss der Rat die Ausschreibung. Die betrifft die Gaststätte, die Sommerhalle sowie den Bereich der Kläranlage und des Feuerlöschteichs. Die Kapelle soll im Besitz der Stiftungen bleiben.