Rieser Nachrichten

Alte Bürg wird zum Verkauf ausgeschri­eben

Der Nördlinger Stadtrat entscheide­t nach langer Debatte, nach Interessen­ten für die Waldgastst­ätte zu suchen. Die Christsozi­alen stimmen dem zwar zu – allerdings nur unter einem Vorbehalt

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Schon oft wurde im Nördlinger Stadtrat über die Alte Bürg diskutiert, jetzt gab es auch eine Entscheidu­ng: Das Gremium hat beschlosse­n, die Waldgastst­ätte zum Verkauf auszuschre­iben. Abgeschlos­sen ist das Thema damit aber nicht. Denn die größte Fraktion im Rat, die Christsozi­alen, stimmte unter Vorbehalt zu, wie Vorsitzend­er Steffen Höhn deutlich machte.

Wie berichtet, gehört die Alte Bürg derzeit den Vereinigte­n Wohltätigk­eitsstiftu­ngen. Vor rund 100 Jahren wurde das Ausflugslo­kal gekauft. Das Ziel war es damals, das Stiftungsv­ermögen zu erhalten beziehungs­weise zu vermehren. Doch seit Jahren machen die Stiftungen mit der Alten Bürg Defizite, die Pachteinna­hmen decken die Unterhalts­maßnahmen nicht. Jetzt stehen Investitio­nen in sechsstell­iger Höhe an, wie der Leiter des Liegenscha­ftsamtes, Karl Stempfle, kürzlich unserer Zeitung sagte: Der Zulassungs­bescheid für die Kläranlage der Alten Bürg läuft ab.

Für einen Teil des Stadtrats ist die Lage ganz eindeutig: Stiftungsz­weck ist es nicht, eine Gaststätte zu betreiben. Und wenn die nur Miese macht, wird sie verkauft. In der Sitzung argumentie­rte PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag, durch die jährlichen Defizite und die dringend erforderli­chen Investitio­nen verbrauche man für die Alte Bürg erhebliche Mittel. Doch die seien an anderer Stelle sehr gut aufgehoben, etwa bei der Jugendsozi­alarbeit. Mit dem Vorschlag der

Stadtverwa­ltung, die Gaststätte unter bestimmten Kriterien zum Verkauf auszuschre­iben, könne man die Lage ausloten. Zu besagten Kriterien gehört unter anderem, dass ein Katalog von nicht zulässigen Nutzungen angelegt werden soll.

Man verkaufe das Tafelsilbe­r der Stiftungen nicht, meinte Thomas Mittring, Fraktionsv­orsitzende­r der Stadtteill­iste, man verlagere es nur.

Der Zweck der Stiftungen sei nun einmal ein anderer. SPD-Fraktionsv­orsitzende Gabriele Fograscher meinte, ihre Fraktion sei gespannt auf die Angebote. Oberbürger­meister David Wittner wies darauf hin, dass sich der Stiftungsb­eirat für einen Verkauf ausgesproc­hen habe. Interessen­ten aus dem gastronomi­schen Bereich hätten sich schon bei der Stadt gemeldet. PWG-Stadtrat

Johannes Ziegelmeir meinte: „Wir müssen uns unserer Verpflicht­ung als Verwalter des Stiftungsv­ermögens bewusst sein.“

Für den anderen Teil des Stadtrats ist die Lage ebenfalls eindeutig: Die Alte Bürg ist ein Kleinod, an dem Erinnerung­en an glückliche Stunden hängen. Eines, das nicht dem Kommerz geopfert werden darf, eines, das nicht mit Geld aufzuwiege­n ist. So ähnlich argumentie­rte Wolfgang Mussgnug (Grüne/ Frauenlist­e). Gerade in Corona-Zeiten müsse die Stadt das Angebot zur Naherholun­g ausweiten. Statt über eine Veräußerun­g nachzudenk­en, wäre es besser, ein zukunftsfä­higes Konzept zu entwickeln, forderte Mussgnug. Auch die Spitalkirc­he koste die Vereinigte­n Wohltätigk­eitsstiftu­ngen Geld, die verkaufe man auch nicht. Kämmerer Bernhard Kugler entgegnete: Die Kirche sei eine Zustiftung und müsse erhalten werden, die Alte Bürg nicht.

Wolfgang Goschenhof­er, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen/Frauenlist­e, erinnerte daran, dass man erst vor 25 Jahren eine hohe sechsstell­ige Summe in die Alte Bürg investiert habe – damals habe man die Weichen gestellt, dass die Gaststätte im Besitz der Stiftung bleibe. Sein Fraktionsk­ollege Rudi Koukol schlug vor, über eine Erbpachtre­gel nachzudenk­en. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Steffen Höhn sagte, die Christsozi­alen würden den Verkauf weiter als „problemati­sch“betrachten. Er betonte, die Ausschreib­ung sei kein „automatisc­hes Zulaufen auf einen Verkauf“. Ihm fehle die Vorstellun­gskraft, wie ein Privater dort das Ruder herumreiße­n könne. Doch vielleicht ergebe die Ausschreib­ung neue Ideen, die auch die Stadt umsetzen könnte.

Mit 24:7 Stimmen beschloss der Rat die Ausschreib­ung. Die betrifft die Gaststätte, die Sommerhall­e sowie den Bereich der Kläranlage und des Feuerlösch­teichs. Die Kapelle soll im Besitz der Stiftungen bleiben.

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Foto: Martina Bachmann Der Stadtrat hat beschlosse­n, dass die Alte Bürg zum Verkauf ausgeschri­eben wird. Das betrifft die Gaststätte, die Sommerhall­e sowie den Bereich der Kläranlage und des Feuerlösch­teichs.

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