Wolfgang Goschenhofer fordert Carsharing-Angebot
Interview Wolfgang Goschenhofer ist Vorsitzender der Fraktion Grüne/Frauenliste im Nördlinger Stadtrat. Weshalb er sagt „Hallenbad first“
Herr Goschenhofer, sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen des Architektenwettbewerbs zum Hallenbad?
Goschenhofer: Es sind ja jetzt mehrere Vorschläge in engerer Auswahl, jetzt schauen wir mal, wo es hingeht. Die drei Gewinner haben eine Todo-Liste von uns bekommen, kein Vorschlag ist perfekt. Jetzt geht es darum, was wir wollen.
Welcher Vorschlag gefällt Ihnen am besten?
Goschenhofer: Die ersten drei sind für mich sehr eng beieinander. Wichtig ist die Barrierefreiheit. Optimal wäre es, wenn alles auf einer Ebene wäre, dann sparen wir uns Aufzüge und Treppen. Zudem hat die Separierung der Sauna für mich eine hohe Relevanz und dass es ein Modul für eine sechste Bahn gibt.
Sie hatten ursprünglich eine andere Idee für das neue Hallenbad und wollten ein sogenanntes Hollandbad bauen – also ein Bad in Fertigbauweise.
Goschenhofer: Ja, das ist ein Bad, das von holländischen Architekten und Schwimmvereinen entworfen wurde. Es hat den Vorteil, dass es mit einem Pauschalpreis ohne Kostensteigerungen kostengünstig ist, weil die einzelnen Bauteile vorgefertigt werden. In weniger als einem Jahr ist so ein Bad fertig und kann außerdem auch mit Modulen erweitert werden.
Wäre es aus Ihrer Sicht besser, solch ein Bad zu bauen oder favorisieren Sie, was die Architekten jetzt vorgeschlagen haben?
Goschenhofer: Es ist, wie es ist. Das Thema sind die Kosten, die sind beim Bau derzeit nicht absehbar. Und das eine schließt das andere ja nicht aus, wir könnten immer noch an einen Generalunternehmer vergeben. Wir müssen jetzt schauen, wie die neuen Kostenschätzungen ausfallen und wenn die sehr hoch sind, dann müssen wir abspecken.
Was genau meinen Sie damit?
Goschenhofer: Wir haben ja schon die Diskussion um die Sauna. In den Entwürfen ist sie ein Modul, das kann man jetzt bauen oder nicht. Wenn sie jetzt nicht zu realisieren ist, dann sind wir von der Fraktion Grüne/Frauenliste für einen zweiten Bauabschnitt. Wichtig ist jetzt das Hallenbad.
Glauben Sie tatsächlich daran, dass das Bad 2024 eröffnet wird?
Goschenhofer: Wenn alles optimal läuft, ja. Für uns gilt: Hallenbad first. Für die Sauna werden die Anschlüsse technisch bereits jetzt hergestellt, sollte die Errichtung nicht gleich möglich sein. Die Rieser und die Nördlinger warten dringend auf ein neues Hallenbad.
Vor rund einem Jahr hat die neue Stadtratsperiode begonnen. Wie sieht Ihre Bilanz für die vergangenen zwölf Monate aus?
Goschenhofer: Die Pandemie ist für uns alle sehr herausfordernd, für den Stadtrat, die Verwaltung, den Oberbürgermeister. Aus der alten
Stadtratsperiode gibt es viele wichtige Themen, die wir jetzt umsetzen. Ich denke, wir haben aus der Situation das Beste gemacht. Es gibt eine gute Diskussionskultur im Stadtrat. Man kommt nur nach der Sitzung nicht mehr zusammen und lernt sich besser kennen.
Sie haben die wichtigen Themen, die der neue Stadtrat übernommen hat, angesprochen. Sind das nicht zu viele Hausaufgaben?
Goschenhofer: Das sehe ich nicht so. Wir haben vergangenes Jahr das Radverkehrskonzept auf den Weg gebracht, dafür sind jedes Jahr 100.000 Euro in den Haushalt eingestellt worden. Von Bund und Freistaat haben wir im vergangenen Jahr erhebliche Unterstützungen bekommen. Dieses Jahr wird es enger. Aber es gibt Sonderprogramme. Wir haben den Antrag gestellt, dass wir das Programm „Stadt & Land“nutzen, da würden wir im besten Fall rund eine Million Euro Zuschuss für Radwege bekommen. Immer wichtiger wird der Klimaschutz.
Was kann die Stadt Nördlingen denn in Sachen Klimaschutz tun?
Goschenhofer: Wir haben schon vor zehn Jahren ein Klimaschutzkonzept verabschiedet, das ist eine wirklich gute Grundlage. Umgesetzt wurde es aber aufgrund fehlender Mehrheiten nicht. Wir haben jetzt wieder einen Antrag zur Baumschutzsatzung eingebracht.
Welche Ziele haben Sie mit Ihrer Fraktion in nächster Zeit im Stadtrat?
Goschenhofer: Das Thema Mobilität ist uns im Zusammenhang mit dem Klimaschutz wichtig. Die Radwege habe ich schon angesprochen. Beim Thema Carsharing gibt es im Ries und in Nördlingen erhebliche Defizite. Wir wollen, dass die Stadt investiert und den Bürgern ein Angebot macht, optimal wären Elektrofahrzeuge. Außerdem fordern wir, dass sich der Stadtrat klar für die Hesselbergbahn positioniert. Schließlich würde Nördlingen von attraktiven Verbindungen und einem neuen Haltepunkt im Industriegebiet sehr profitieren.
Eine weitere Hausaufgabe vom alten Stadtrat ist das ungelöste Platzproblem der Grundschule Mitte. Die Container können keine Dauerlösung sein.
Goschenhofer: Nein, das war immer als Zwischenlösung gedacht. Die
Verwaltung hat das auf ihrer To-doListe, sie will einen neuen Platz für das Stadtarchiv finden.
In Sachen Familienfreundlichkeit gibt es in Nördlingen noch Luft nach oben: Kita-Plätze und Bauplätze fehlen.
Goschenhofer: Vor zwölf Jahren haben Sonja Kuban und ich das Thema Kita-Plätze angestoßen. Seither ist einiges passiert und auch in der Gesellschaft hat ein Umdenken stattgefunden. Aber das muss für uns weiterhin Prio 1 sein. Die Kirchen haben da gute Initiativen, außerdem soll es im Egerviertel ein Familienzentrum geben. Wohnraum schaffen wir ja in der Gartenstadt, südlich des Saubrunnens. Da werden rund 3000, 4000 Menschen leben können. Hinsichtlich dieser Zahl sollte man auch über eine sechste Bahn im neuen Hallenbad nachdenken.
Sie sind also für die Ausweisung neuer Baugebiete?
Goschenhofer: Prio 1 hat für uns die Ausschöpfung von bestehenden Flächen. Und die Studenten, die sich mit der Gartenstadt beschäftigt hatten, hatten tolle Ideen für die unterschiedlichsten Bauformen.