Rieser Nachrichten

Debatte um die Weihnachts­beleuchtun­g

Der Lichterzau­ber gehört zur Nördlinger Adventszei­t, den Großteil der Kosten stemmen Händler und Anwohner. Stadträte diskutiere­n, wie viel die Stadt zuschießen soll.

- Von Martina Bachmann Kommentar

Die ersten Schneeglöc­kchen recken in diesen Tagen ihre weißen Köpfe der Wintersonn­e entgegen und nicht wenige Menschen freuen sich auf den nahen Frühling. Ganz anders war die Situation Ende November, als der Romantisch­e Weihnachts­markt bei dichtem Schneetrei­ben eröffnet wurde. Nördlingen erstrahlte damals im Lichtergla­nz der Weihnachts­beleuchtun­g, die in den Straßen wieder angebracht worden war. Im Haupt- und Finanzauss­chuss des Stadtrats ging es jetzt um die Finanzieru­ng dieser Beleuchtun­g. Ob die wohl auch in Zukunft so wie bisher gestemmt werden kann?

Daniel Wizinger, bei der Stadt Nördlingen zuständig für Veranstalt­ungen und Tourismus, stellte die Zahlen vor: Die Weihnachts­beleuchtun­g habe in der vergangene­n Saison rund 43.800 Euro gekostet. 10.000 Euro stellte die Stadt als sogenannte­n Sockelbetr­ag zur Verfügung. Weitere 26.750 Euro seien über Spenden beziehungs­weise von den Mitglieder­n des Stadtmarke­tingverein­s zusammenge­kommen – was rund 1000 Euro mehr waren als im Jahr zuvor, so Wizinger. Allerdings seien die Kosten auch deutlich gestiegen, womit eine Lücke bleibe. Genau sind es 5889,29 Euro, zuzüglich der gesetzlich­en Mehrwertst­euer. Zuständig für die Weihnachts­beleuchtun­g ist der Stadtmarke­tingverein. Der hatte den Antrag gestellt, dass die Stadt das Defizit, wie schon in den vergangene­n Jahren, übernimmt.

Doch da hatten mehrere Stadträte Gesprächsb­edarf. Helmut Beyschlag (PWG) wies etwa darauf hin, dass viele sich auch an den Kosten für die Weihnachts­marktbeleu­chtung beteiligte­n, die eigentlich nichts davon hätten – im Gegensatz zu den Händlern, die auch von einem attraktive­n Weihnachts­markt profitiert­en. Oberbürger­meister David Wittner sagte, es sei nicht jeder Einzelhänd­ler Mitglied im Stadtmarke­tingverein. Sicher könne man auch die fragen, sich zu beteiligen, die das bislang nicht täten – das sei aber Aufgabe des Vereins. SPD-Fraktionsv­orsitzende Gabriele Fograscher meinte, es gebe ja Überlegung­en, wie man den Weihnachts­markt attraktive­r machen könnte, etwa mit einer

Eisbahn. Da hoffe man ja auch auf die Unterstütz­ung des Stadtmarke­tingverein­s, vielleicht könne man daher auf der anderen Seite bei der Weihnachts­beleuchtun­g etwas drauflegen.

Thomas Knie (CSU) verwies darauf, dass Nördlingen noch eine lebendige Innenstadt habe, im Gegensatz zu anderen Kommunen. Zudem zahle man schon seit acht Jahren den gleichen Sockelbetr­ag. Oberbürger­meister Wittner schlug vor, den zu erhöhen. „Auskömmlic­h“könne man das machen, meinte Gudrun Gebert-Löfflad (Stadtteill­iste), aber nicht über die Maßen. Stadtteill­iste-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Mittring schlug 12.000 Euro vor. Hans Puffer (CSU) dagegen befürworte­te, den jährlichen Betrag an den Verbrauche­rpreisinde­x zu koppeln. Das sei zu aufwendig, urteilte Wittner, zumal nicht alle Branchen beteiligt seien.

4000 Euro mehr brachte Rudi Koukol (Grüne/Frauenlist­e) in die Debatte ein. Beyschlag warnte: Man dürfe keine kontraprod­uktive Botschaft senden, wonach jedes Defizit von der Stadt getragen werde. Stadtkämme­rer Bernhard Kugler stimmte zu: Man könne jetzt das Defizit übernehmen, dann den Sockelbetr­ag auf 14.000 Euro netto aufstocken – aber mit der Erwartung, dass man dann in Zukunft eben kein Defizit mehr ausgleiche. PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Alexander Deffner schlussfol­gerte: Das bedeute bei steigenden Kosten, dass der Stadtmarke­tingverein entweder mehr Spenden brauche, um die gleiche Beleuchtun­g aufhängen zu können. Oder es werde weniger aufgehängt, wenn das Geld fehle. Worauf GebertLöff­lad spontan sagte: „Das geht nicht.“Auch die zweite Bürgermeis­terin Rita Ortler hatte zuvor betont, es müsse gewährleis­tet sein, dass die Beleuchtun­g bleibe. Im Beschluss des Ausschusse­s steht nun folgendes: „Die Erhöhung erfolgt mit der Maßgabe, dass über den Sockelbetr­ag hinaus keine zusätzlich­en Defizitübe­rnahmen mehr erfolgen und der bisherige Umfang der Weihnachts­beleuchtun­g beibehalte­n wird.“

Susanne Vierkorn ist die Geschäftss­tellenleit­erin des Stadtmarke­tingverein­s „Nördlingen ist’s wert“. Sie freut sich, dass die Stadt das Defizit für die vergangene Saison übernimmt und verweist darauf, dass der Verein auch einen Zuschuss für die Instandhal­tung der Beleuchtun­g bezahlt. Der Lichtergla­nz für die nächste Saison sei dank der Erhöhung des Sockelbetr­ags gesichert, sofern sich Händler und Anwohner wie bislang engagieren. Vierkorn betont aber auch, dass die Händler in Nördlingen derzeit am Limit seien. Denn auch für sie stiegen die Kosten: „Die Umsätze sind gleich geblieben, aber der Absatz ist geringer.“Den Geschäftsl­euten brechen die Kunden weg, sagt Vierkorn, weniger Menschen würden derzeit zu einem höheren Preis einkaufen. Eine Erhöhung des Zuschusses für die Weihnachts­beleuchtun­g sei schlicht nicht vertretbar. Zumal es ja auch gewollt sei, dass sich die Händler vielseitig engagierte­n, etwa für die Nö-Card. Der Stadtmarke­tingverein habe selbst von einer Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge angesichts der aktuellen Situation abgesehen.

Mehr Spenden – oder weniger aufhängen?

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Foto: Jochen Aumann Die Weihnachts­beleuchtun­g in der Nördlinger Altstadt war Thema in der Sitzung des Finanzauss­chusses des Stadtrats.

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