Wird eine historische Brücke in der Altstadt abgerissen?
Viele Touristen machen von der Brücke an der Neumühle Fotos. Doch das Einzeldenkmal ist marode. Die Stadt steht jetzt vor einem Dilemma.
Nördlingen punktet bei seinen Besucherinnen und Besuchern mit einer wunderbaren Altstadt. Die ist auch deshalb so schön, weil Bauwerke von einst zu bestaunen sind. Neben der Stadtmauer, dem Daniel oder vielen Häusern gehört zu den Zeugnissen der Vergangenheit auch die Brücke bei der Neumühle. Sie soll in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut worden sein, so stehe es auf der Denkmalliste, sagt Tiefbauamtsleiter Michael Bauhammer. Im Bauausschuss ging es am Mittwochabend um die Frage, ob die Brücke abgerissen werden soll. Ingenieur Markus Seitz vom Büro Hartinger erläuterte den Stadträtinnen und Stadträten, dass die Brücke Schäden an der Tragstruktur aufweise. Sie sei nur noch eingeschränkt benutzbar und nicht barrierefrei. Bereits seit 2013 ist die
Brücke für den Fahrzeugverkehr gesperrt, ein Poller wurde installiert. Man könne sie durch einen Neubau ersetzen, so Seitz, der dann eine Lebensdauer von 80 bis 110 Jahren habe. Rund 375.000 Euro würde eine neue Brücke kosten, die wäre nicht nur barrierefrei, sondern könne auch mit schweren Fahrzeugen befahren werden. Wolle man die bestehende, historische Brücke sanieren, dann bedeute das Kosten in Höhe von rund 350.000 Euro. Zudem müsse man die Tonnage beschränken – was bedeutet, dass Fahrzeuge, die schwerer als neun Tonnen sind, nicht über sie fahren dürfen.
In der Debatte wurde deutlich, dass genau diese Beschränkung zum Problem werden könnte. Nämlich dann, wenn der andere Zufahrtsweg zu den Anwesen an der Neumühle dicht ist – etwa durch Bauarbeiten – und die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen nicht über die historische Brücke fahren darf.
Stadtbaumeister Jürgen Eichelmann wies auf diesen Sicherheitsaspekt hin und Stadtbrandinspektor Marco Kurz betonte, dass man 16 Tonnen schwere Fahrzeuge habe: „Neun Tonnen sind zu wenig.“Man habe ein klassisches Dilemma vor sich, meinte Johannes Ziegelmeir (PWG). Dr. Heinrich Richter (CSU)
fragte zweimal, ob man die historische Brücke nicht so ertüchtigen könne, dass schwerere Fahrzeuge darüber fahren könnten. Dann werde man die Barrierefreiheit nie schaffen, antwortete Ingenieur Seitz. Er schlug vor, die alte Brücke zu versetzen und die neue zu bauen. Diese Idee sagte mehreren Stadträten
und Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel nicht zu. Sponsel hatte zu Beginn betont, die Brücke sei die einzige mit einer Substanz aus dem Dreißigjährigen Krieg. Als Gegner des Abrisses positionierten sich Wolfgang Goschenhofer, Fraktionsvorsitzender Grüne/ Frauenliste, und sein Fraktionskollege Professor Dr. Wolfgang Mussgnug. Letzterer sagte, er habe große Bauchschmerzen, wenn er sehe, dass ein Einzeldenkmal verschwinden solle. Oberbürgermeister David Wittner entgegnete, dass die historischen Bestandteile auch bei einer Sanierung künftig nicht sichtbar wären. Von der Optik her gebe es keinen großen Effekt. Goschenhofer verwies auf das neue Leitbild der Stadt und meinte: „Mein Herz geht auf bei einer so alten Brücke.“Eine Entscheidung wurde am Ende nicht getroffen, denn Grüne/Frauenliste meldeten weiteren Gesprächsbedarf innerhalb der eigenen Fraktion an.